Die 554. Waldshuter Chilbi hat ihr „Gesicht“. Es kommt aus Bayern, ist von stattlicher Statur und hat ein schön geschwungenes Gehörn: „Stephan der Humorvolle“ heißt der diesjährige Chilbibock. Dies in Anlehnung an Stephan Vatter, der zum Bockgötti ernannt wurde.
Am Samstag ging nach zweijähriger Corona-Pause wieder die traditionelle Bocktaufe der Junggesellenschaft 1468 Waldshut vor dem Metzgertörle über die Bühne. Dies unter großem Publikumsinteresse und mit musikalischer Begleitung durch die Bockmusik, einer Abordnung der Stadtmusik Waldshut. Marc Jacobshagen, Zunftmeister der Junggesellen 1468 Waldshut, leitete die Zeremonie.

Mit stolzer Stimme verlas er die historischen Hintergründe, die zum Chilbibock und zur Feier der Chilbi führten und goss zur Taufe des Chilbibocks ein Glas Bier über dessen Kopf. Die Ernennung von Stephan Vatter zum Bockgöti begründete er so: „Als Freund und Gönner der Zunft hat er sich in besonderem Maß für die Junggesellenschaft und die Chilbi eingesetzt.“
Vatter hob in seiner kurzen Ansprache die Bedeutung des Humors auch in schwierigen Zeit hervor und nannte in Bezug auf den Krieg, den diesjährigen Chilbibock auch ein Freiheitssymbol. Mit dem Geld, das die Junggesellen im Vorfeld der kommenden Bockverlosung durch den Verkauf von Losen einnehmen, werden nach Aussage von Zunftmeister Marc Jacobshagen, Flüchtlinge aus der Ukraine unterstützt.

Zum Abschluss der Bocktaufe tanzten die Junggesellen zusammen mit dem Bockgötti ausgelassener denn je den Male-Walzer. Danach wurde weiter gefeiert. Die ehemaligen Junggesellen hatten in ihrem Getränkewagen so viel mit dem Ausschenken von Bier zu tun, dass die Surianer aus Tiengen sich erbarmten und mithalfen.

Der Chilbibock als Symbolfigur
Bei den Junggesellen 1468 Waldshut dreht sich an der Waldshuter Chilbi alles um den Chilbibock. Er ist die Symbolfigur des großen Waldshuter Heimatfests, das vom 19. bis zum 24. August zum 554. Mal gefeiert wird.
Die Chilbibock-Legende verpackt nüchterne, historische Fakten in eine amüsante Geschichte: 1468, bei der Belagerung Waldshuts durch die Eidgenossen, mästeten Vorfahren der heutigen Junggesellen mit den letzten Vorräten einen Schafbock. Gut genährt präsentierten sie ihn danach auf der Stadtmauer um vorzutäuschen, dass die Stadt noch bei Kräften ist und einem Angriff standhalten würde.
Die List gelang und Waldshut wurde vor der Zerstörung bewahrt: Die Eidgenossen schlossen einen Friedensvertrag mit Waldshut. Die Waldshuter gelobten hinfort, jährlich in Erinnerung an den glücklichen Ausgang dieser Belagerung eine Jahrzeit zu halten, daraus hat sich die Chilbi entwickelt.
Nach der Bocktaufe verkaufen die Junggesellen an ihre Freunde und Gönner Lose, aus denen dann nach dem Festumzug am Chilbisonntag, der Chilbibockgewinner nach einer besonderen Methode ermittelt wird. Dieser hat die Pflicht, die Junggesellen und weitere Gäste zum sogenannten Bockessen einzuladen.
Drei Fragen an den Bockgötti Stephan Vatter
Das ganze Programm im Überblick und die Berichtevon 19. bis 24. August 2022 finden Sie hier: