Es war etwa 4 Uhr morgens in der Nacht auf Montag als die beiden Tiengener Media Arisan und ihr Verlobter Salman Akdeniz die Nachricht vom Erdbeben in der Türkei und Syrien bekamen.
Sofort haben sie mit Verwandten und Bekannten vor Ort in der Türkei Kontakt aufgenommen, um zu erfahren, ob sie noch leben und wie es ihnen geht. „Mit am schlimmsten betroffen ist Kahramanmaraş, das Epizentrum des Erdbebens, wo einige unserer Verwandten, Bekannten und Freunde leben.“
Media Arisan: „Unser Herz brennt“
„Viele Häuser sind dort eingestürzt, mittlerweile haben wir auch Gewissheit, dass einige unserer Verwandten unter den Trümmern begraben wurden“, erzählt die junge Frau. Angehörige berichte ihr am Telefon, dass sie Schreie hören, von Menschen, die unter den Trümmern liegen. Aber die würden immer weniger werden. „Es ist mittlerweile der vierte Tag“, sagt Arisan traurig.
„Das ist alles so furchtbar, wir können es noch gar nicht richtig glauben.“ Und dazu komme die Kälte. Denn Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt bringen noch ein weiteres Problem: „Die Menschen haben Angst zu erfrieren. Sie haben keine Häuser mehr, schlafen in ihren Autos oder unter freiem Himmel“, weiß Arisan. „Unser Herz brennt.“
Großes Leid auch in Syrien
Und deshalb stand für Arisan und ihre Familie fest, dass auch sie helfen müssen und haben in Absprache mit der Stadt Waldshut-Tiengen spontan einen Verkaufsstand in Tiengen aufgestellt. „Die Idee dazu hatten mein Schwager Soner Kesifci mit seiner Frau Cansu. Den Erlös nehmen meine Schwiegereltern, die jetzt in die Türkei fliegen wollen, mit, um vor Ort Lebensmittel und Sachgüter zu kaufen, die dringend benötigt werden.“
Und während der Stand in der Tiengener Fußgängerzone in Höhe des kleinen Edekas am Donnerstagvormittag (9. Februar) läuft, kommen immer wieder Passanten vorbei, die nicht nur Süßes kaufen, sondern auch einfach so Geld spenden wollen, vorbei. „Die Solidarität ist groß. Wir wollen mit unserem Stand aber vor allem auch auf das Leid in Türkei und Syrien aufmerksam machen, die Menschen hier vor Ort sensibilisieren“, sagt Arisan.
Hilfsbereitschaft in Waldshut-Tiengen ist groß
Generell sei die Hilfsbereitschaft in Tiengen groß, weiß Media Arisan. Viele Firmen und Geschäfte hätten mittlerweile Spendenaktionen auf die Beine gestellt. Eine ortsansässige Firma habe die Genehmigung bekommen, mit zwei Lkw in die Krisenregion fahren zu dürfen. „Sie haben vor allem Hilfsgüter gesammelt“, weiß die Tiengenerin.

Media Arisan und ihr Verlobter hoffen, dass sie durch ihre Aktion, bei der sie Kuchen und Baklava verkaufen, rund 1000 Euro einnehmen. „Vielleicht auch etwas mehr“, sagt Salman Akdeniz.
Den Kuchen und das Baklava haben sie zum Teil gespendet bekommen, ein Großteil stammt aber aus ihrer eigenen Bäckerei. „Uns ist es wichtig, die Menschen hier zu mobilisieren, denn die betroffene Region ist groß. Gerade auch Syrien benötigt Unterstützung, denn dort kommt kaum Hilfe an.“