Vivien und Felix, seit rund einem Jahr seid Ihr auf Weltreise. Wie kam es dazu?
Felix:Ich hab schon seit dem Abi davon geträumt, mal für längere Zeit die Welt zu erkunden und mit dem ersten Aushilfsgehalt angefangen, Geld zu sparen.
Vivien:Ich bin ein totaler Familienmensch und konnte mir das nie vorstellen, alle so lange nicht zu sehen. Aber wir haben als Paar die letzten zwölf Jahre schon viele Reisen unternommen, zum Beispiel Costa Rica und Südafrika per Mietwagen entdeckt – da bin ich auf den Geschmack gekommen. Weil ich 2022 mit meiner Fachausbildung fertig war, schien der Zeitpunkt perfekt.

Also habt Ihr alles untergestellt, die Rucksäcke gepackt und seid im September 2022 einfach drauf los?
Felix:So könnte man das sagen. Grob hatten wir die ersten zwei Monate geplant – und dann ging es weiter. Wo es schön war, sind wir einfach länger geblieben, haben uns von Land zu Land, durch Landschaften und Kulturen treiben lassen.

Was waren für Euch Ziele, die auf gar keinen Fall fehlen durften?
Felix:Mich haben vor allem ferne, exotische Reiseziele interessiert: Indien samt Taj Mahal, Japan zur Kirschblüte sowie Dschungeltiere und Vulkane hautnah in Guatemala erleben standen ganz oben auf meiner Liste.
Vivien: Ich wollte unbedingt nach Bali, zum Hollywood-Schriftzug nach Los Angeles und nach Afrika auf Safari. Aber gerade Länder, die wir nur als Durchreiseländer betrachtet haben, haben uns überrascht: In Ecuador haben wir Lamas und Alpakas auf rund 5000 Metern Höhe bestaunt, riesige Buckelwale gesehen und waren mitten im Amazonas.

Wie viel Geld kostet so eine Weltreise?
Felix:Wir haben rund 30.000 Euro für beide zusammen eingeplant und werden vermutlich bei rund 32.000 Euro Endergebnis landen. Die Übersicht über die Tagesausgaben behalten wir mit einer Reisebudget-App im Blick. Geplant haben wir mit 60 Euro Lebenskosten pro Tag – und sind dafür oft mit öffentlichen Zügen und Bussen gefahren, um Geld zu sparen.
Vivien:In Südostasien kann man sehr günstig reisen, bekommt ein Abendessen und eine Unterkunft für wenige Euro. Aber manche Länder waren sehr teuer – da mussten wir kreativ werden: In Japan haben wir über ein Online-Buchungsportal zum Beispiel bei Einheimischen gewohnt, in Kalifornien waren wir über ein weiteres Online-Portal als Tiersitter daheimgebliebener Hunde und Katzen im Einsatz und konnten so vier mal kostenfrei wohnen – eine tolle Erfahrung!

60 Euro für zwei Personen pro Tag klingen sportlich. Habt Ihr Euch auch etwas gegönnt?
Felix: Wir wollten natürlich so viele Natur- und Kulturerlebnisse mitnehmen wie möglich: Ich habe in Indonesien meinen Tauchschein gemacht, in Australien haben wir uns eine Orca-Watching-Bootstour gegönnt, in den USA Basketball-Play-off-Spiele besucht.
Vivien: Jetzt im August gönnen wir uns zum Abschluss noch eine zweiwöchige Selbstfahrer-Safari durch Botswana. Je nach Land schlagen auch die kleinen Dinge ganz schön zu Buche: Aber meinen Cappuccino musste ich mir ab und an genehmigen.

24 Länder in zwölf Monaten. Hand auf Herz: Wo war das Essen am besten, die Natur am schönsten, die Kultur am beeindruckendsten?
Beide: Das Essen ganz klar in Thailand, Indien und Mexiko.
Felix: Der aktive Vulkan in Guatemala, der permanent Lava gespuckt hat, war für mich das tollste Naturerlebnis. Kulturell fand ich die extreme Ordnung und Struktur in Japan am imposantesten – mit Bargeld muss man dort nirgendwo mehr bezahlen wollen.

Vivien:Das erste Känguru in Australien hat mich sogar zum Weinen gebracht. Aber auch in Sri Lanka war es beeindruckend, wie viele wilde Elefanten unseren Weg auf der Straße gekreuzt haben – das sind unvergessliche Momente. Eindrücklich fanden wir auch die riesigen Städte mitten in den Anden: Auf mehr als 4000 Metern leben dort rund ums Jahr Menschen, während in den Schweizer Alpen Stille herrscht.
Die Personen und die Reise
Was sind die großen Kulturschock-Momente auf solch einer Reise?
Vivien: Felix war da wesentlich gelassener als ich. Aber: Das erste Mal wirklich mit Stäbchen essen zu müssen, weil es kein anderes Besteck gab oder mit asiatischen Bodentoiletten klarzukommen, waren schon Herausforderungen. Fazit: Man gewöhnt sich an alles!

Gab es auch Momente, in denen Ihr Heimweh hattet?
Vivien: An Geburtstagen und als enge Freunde von uns Kinder bekommen haben, war es wirklich schwer! Zum Glück gibt es heute Video-Telefonie. Und auch an Weihnachten war die Sehnsucht nach der Familie schlimm. Aber Felix hat mir einen wunderschönen Tag beschert: Erst waren wir am Strand, und am Abend hat er mir in Singapur am Hafenbecken sogar einen Heiratsantrag samt Kniefall gemacht.
Felix: Den Ring hatte ich tatsächlich drei Monate – voller Bangen, ihn nicht zu verlieren – im Rucksack. Dass war mein Ass im Ärmel für einen ganz besonderen Moment.

Herzlichen Glückwunsch! Und nach der Reise geht es sofort in die Hochzeitsplanung?
Felix: Wir wollen erst mal wieder in Deutschland ankommen und das Erlebte verarbeiten.
Vivien: 2025 ist es dann so weit – am liebsten am Meer, mit allen Menschen, die wir lieb haben.
Jetzt geht Eure Reise zu Ende. Wie fühlt sich das an?
Vivien: Ich hätte es nie gedacht, aber ich bin voller Wehmut. Die Zeit hat uns als Paar noch stärker werden und näher zusammenrücken lassen. Wir haben gemeinsame Erlebnisse gesammelt, die uns für immer verbinden.
Felix: Aber die nächste Reise kommt bestimmt...

Was habt ihr während des Abenteuers über Euch selbst gelernt?
Vivien: Dass ich viel mutiger bin, als ich selbst gedacht habe. Ich hatte Angst vor allem Fremden: Alleine eine Weltmetropole wie Bangkok zu erkunden, weil Felix mit Dengue-Fieber flach liegt, im offenen Meer zu tauchen, am Fuße eines Vulkans zu campen, mit dem öffentlichen Bus durch Sri Lanka fahren – das alles habe ich gemacht und ich bin so stolz drauf!
Felix:Ich bin auch stolz auf Dich und nehme für mich von der Weltreise mit, dass Entscheidungen zu treffen gar nicht so schwierig ist. Vorher litt ich oft an Aufschieberitis, aber auf der Reise muss man ständig Entscheidungen treffen und tut es einfach. Egal wie kompliziert Situationen scheinen, es gibt für jedes Problem eine Lösung.