Altem Stadtgemäuer eine Stimme hat Stadtführer Uli Stather während der Jubiläumsstadtführung am 11. April gegeben. So bekamen die Teilnehmer einen interessanten Einblick in die vielfältige und spannende Geschichte der Doppelstadt.
Die Führung durch die beiden unterschiedlichen Stadtteile begann „auf diesem Felsen“, so Uli Stather und erinnerte damit daran, dass das einstige „Dorf Tiengen“ bereits 858 im Bereich der Peter-Thumb-Kirche und des Tiengener Schlosses bestand.

„Die Drei-Täler-Stadt“, einst eine römische Siedlung, war im 12. Jahrhundert ein Lehen des Bistums Konstanz an den Grafen von Krenkingen, erklärte Stather. Seine weiteren Ausführungen wiesen dann auf weitere Details der Peter-Thumb-Kirche und auf das alte und neue Schloss der damaligen „Herren von Schwarzenberg“.
Der Rundgang führte danach zum „bayrischen Löwen“ am Kriegerdenkmal aus dem Jahre 1871 und zum Stadtbild prägenden Storchenturm, der Teil der historischen inneren Stadtmauer war und gleichzeitig als „Diebsturm“ genutzt wurde.
Sgraffiti erinnern an historische Ereignisse
Im weiteren Verlauf der Führung kamen die vielen Sgraffiti, eine technische Fassadengestaltung, die an historische Ereignisse in Tiengen erinnern, so zum Beispiel das Sgraffito „Bundschuh“ in der Hauptstraße, das an den Bauernkrieg 1525 erinnert.

Am Marienbrunnen erläuterte Stather dann den 12-Sternen-Kranz der Marienfigur, die Geschichte des Tiengener Schwyzertages, erinnerte an die Bedeutung des Rathauses im Zusammenhang mit der Badischen Revolution. Der weitere Weg führte über den Synagogenplatz, vorbei an der Öl- und Stadtmühle hinauf zum Bahnhof.
Auch auf der Bahnfahrt gibt es Informationen zur Stadtgeschichte
Während der anschließenden Bahnfahrt nach Waldshut gab der Stadtführer weitere Informationen zur Hochrheinbahn und an die letzte Hexenverbrennung 1856 auf dem früheren Galgenplatz über dem Aarbergtunnel.
Völlig andere Geschichten waren an den historischen Plätzen in der Waldstadt zu hören. Vorbei am Waldshuter Gefängnis, am Weinkeller und am „Görtz-Männle“ zog die Teilnehmergruppe zur Seltenbachbrücke am oberen Tor. Dort wurden die Geschichten der einstigen Brunnen-, jetzt Brückenfiguren lebendig.
Toller Ausblick nach 116 Stufen
Dann mussten über 116 Treppenstufen das 32 Meter hohe Obere Tor erklommen werden. Belohnt wurde diese Mühe mit einem eindrucksvollen Blick in die frühlingslebendige Kaiserstraße. Aber auch der Blick in die umfängliche Turm- und Stadtgeschichte lohnte den Treppenaufstieg.

Der einstige Türmer war Wächter über Feuer- und Feindesgefahr und musste auch die Insassen der Gefängniszellen im Turm betreuen. Die Belagerung der Stadt 1468 und der daraus entstandene Chilbi-Gedenktag waren ebenso Gesprächsthemen wie auch das Waldshuter Männle und die umfangreiche Baugeschichte der einstigen Zähringer-Stadt.

Der eindrucksvolle Abschluss der Jubiläumsstadtführung war in der prunkvollen Herrenstube aus dem Jahre 1659 im Gasthaus zum Wilden Mann.