Sie sammeln Unrat aus der Natur, kümmern sich um Vorbereitung und den reibungslosen Ablauf von Veranstaltungen oder sorgen für die kulturelle Bereicherung und Unterhaltung: Andreas Otte, Sylvia De Paola und Daniel Duttlinger bringen sich in ihrer Freizeit sehr unterschiedlich für die Allgemeinheit ein. Was sie eint ist ihre Leidenschaft für ihr Engagement.

Sylvia De Paola gefällt die Vielfalt des Ehrenamts

„Als gebürtige Waldshuterin bin ich schon sehr früh mit dem Vereinsleben der Stadt in Berührung gekommen, und allmählich hineingewachsen“, sagt Sylvia De Paola. Die Faszination und Motivation, sich zu engagieren, sei geblieben: „Ich finde es schön, viele Aufgaben übernehmen zu können und für die Leute etwas Schönes auf die Beine zu stellen.“

Ihr Engagement ist vielseitig: Sylvia de Paola (hier auf der Tribüne der Filmnächte) ist bei der Kirche und dem Werbe- und ...
Ihr Engagement ist vielseitig: Sylvia de Paola (hier auf der Tribüne der Filmnächte) ist bei der Kirche und dem Werbe- und Förderungskreis Waldshut aktiv. | Bild: Baier, Markus

Die Arbeit mit Kindern hat es ihr dabei von Anfang an besonders angetan. 15 Jahre war sie als Übungsleiterin beim TV Waldshut tätig, sie habe viele Kinder und Jugendliche von drei bis 16 Jahren „förmlich großgezogen“, wie sie augenzwinkernd sagt. Nach sechs Jahren an der Vereinsspitze schwenkte De Paola in die kirchliche Arbeit um – auch hier mit Schwerpunkt Nachwuchs.

Seit elf Jahren ist sie insbesondere in der Erstkommunionsvorbereitung tätig. Bis zu sieben Erstkommunionen pro Jahr bringt sie in der Kirchengemeinde Mittlerer Hochrhein St. Verena zwischen Dogern und Oberlauchringen auf den Weg. „Ich habe als helfende Mama angefangen, als meine Tochter Erstkommunion feierte, und bin immer stärker hineingerutscht.“ Inzwischen zählen zu ihren Aufgaben Kommunionshelfer- und Lektorendienste, die Mitarbeit im Gemeindeteam, aber auch Präventionsschulungen.

Waldshut ist vielfältig, gerade entlang der Rheinpromenade lässt es sich auch gut erholen.
Waldshut ist vielfältig, gerade entlang der Rheinpromenade lässt es sich auch gut erholen. | Bild: Baier, Markus

Aber eben: „Es ist einfach schön, wenn man merkt, dass man Kindern etwas beibringen konnte, das bleibt, wenn man sogar noch Jahre später von ihnen erkannt und angesprochen wird.“

Abgesehen davon ist die 53-Jährige auch schon seit 2017 im Beirat des Werbe- und Förderungskreises Waldshut tätig. Dort organisiert sie Veranstaltungen von Weihnachtsmarkt bis Open-Air-Kino mit. Zu einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm beizutragen, aber auch die gemeinschaftliche Arbeit in einem tollen Team, seien hierbei besonderer Ansporn.

Sich überhaupt in dieser Form ehrenamtlich einbringen zu können, das sei keineswegs selbstverständlich: „Ohne die Unterstützung meiner Familie und einen sehr toleranten Chef wäre das sicher nicht möglich“, sagt de Paola, die seit 24 Jahren Assistentin der Geschäftsführung bei Albiez Creativ- & Designbau ist.

Dass gerade die Veränderungen in der Arbeitswelt viele Menschen von einem ehrenamtlichen Engagement abhalten, sei ein Umstand, den sie mit Sorge sehe. Umso wichtiger sei es aber für sie, zu zeigen, wie viel Spaß das Ehrenamt mache – und wie viel man durch Engagement zurückbekomme.

Andreas Otte will aktiv die Schöpfung bewahren

Familiäre Prägung, eine solide christliche Überzeugung, Sorge um Mitmenschen und deren Gesundheit, Liebe zur Natur, die er von klein auf als Quell der Erholung erfahren hat – es ist eine ganze Palette von Gründen, die Andreas Otte aus Tiengen zum pragmatischen Umweltaktivisten gemacht haben.

Umweltschutz hat für Andreas Otte eine sehr praktische Dimension. Er sammelt den Unrat der Anderen auf.
Umweltschutz hat für Andreas Otte eine sehr praktische Dimension. Er sammelt den Unrat der Anderen auf. | Bild: Privat

Schon in früher Jugend ist der ehemalige Apotheker aufs Müllsammeln gekommen, wie er sagt. Schon in den 60-er Jahren habe er bei langen Fahrradtouren immer wieder Müll entlang der Wege gefunden: „Ich habe die Sachen einfach in meine Satteltaschen gesteckt und zum nächsten Mülleimer gebracht.“

Unmengen sammeln die „Klettgau-Cleaners“ bei ihren ehrenamtlichen Einsätzen entlang der Wegesränder ein
Unmengen sammeln die „Klettgau-Cleaners“ bei ihren ehrenamtlichen Einsätzen entlang der Wegesränder ein | Bild: Andreas Otte

Müll in Gemeinschaft zu sammeln, darauf kam er derweil erst nach seinem Eintritt in den Ruhestand, sagt der 71-Jährige. Nach einem kurzlebigen Projekt wurde er 2021 auf die Klettgau Cleaners aufmerksam und gründete er gemeinsam mit Mitstreiter Heinrich Befuss einen Tiengener Ableger der Initiative, die sich regelmäßig aufmacht, die Natur von Unrat zu befreien.

Viel Unappetitliches haben Otte und Co. im Lauf ihrer Tätigkeit bereits zu Gesicht und in die Hände bekommen, auch unerwartete Objekte von Waschmaschinen bis hin zu Softair-Waffen. Auch Frust gebe es hier und da, denn behördliche Vorgaben erwiesen sich immer wieder als Bremsklotz bei der Arbeit, wie Otte sagt. Und dass es den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer irgendwann einmal nicht mehr benötigen würde, könne er sich aktuell auch nicht vorstellen, sagt Otte.

Immer einen Besuch wert: Die Tiengener Innenstadt, hier mit Luftart.
Immer einen Besuch wert: Die Tiengener Innenstadt, hier mit Luftart. | Bild: Baier, Markus

Und dennoch: Otte lässt sich nicht entmutigen. Zu sehr begreift er das Handeln auch als „Stück gelebte Nächstenliebe“, denn jedes aufgehobene Plastikteil gerate nicht in den Lebensmittelkreislauf. Zu sehr sieht er in den gemeinschaftlichen Sammelaktionen auch einen Beitrag für die Demokratie. Denn: „Man lernt dabei Menschen kennen, tauscht sich aus und verfolgt ein gemeinsames Ziel. Davon lebt eine Gesellschaft.“ Und dass plakative Aktionen vielleicht auch ein Umdenken anstoßen – auch diese Hoffnung treibt Otte bei seinem Tun für die Allgemeinheit an.

Daniel Duttlinger zieht aus Vereinstätigkeit viel Energie

Beim Musikverein Gurtweil ist Daniel Duttlinger schon seit 46 Jahren für den passenden Rhythmus zuständig. Schon als Elfjähriger startete er dort seine Musikerlaufbahn, mit 14 folgte der Wechsel vom Jugend- ins Aktivorchester. Im Lauf der Zeit hat er auch in einer Tanzmusikabteilung mitgewirkt, hilft immer wieder gern bei anderen Vereinen aus.

Daniel Duttlinger ist seit über 40 Jahren aktiver Musiker und Vereinsmensch. Die Freude daran ist ungebrochen
Daniel Duttlinger ist seit über 40 Jahren aktiver Musiker und Vereinsmensch. Die Freude daran ist ungebrochen | Bild: MV Gurtweil

„Ich bin einfach ein Vereinsmensch. Mir macht es großen Spaß.“ Das Gemeinschaftserlebnis, das Miteinander, das gemeinsame Arbeiten an einem Ziel, am Ende das Feiern des gemeinsamen Erfolgs, wenn man ein Publikum mit begeistert hat – all das sind Faktoren, die für Duttlinger seit Beginn seiner Musikerkarriere nichts an Reiz verloren haben.

Gurtweil ist einer der größten Ortsteile von Waldshut-Tiengen. Das Vereinsleben spielt hier eine wichtige Rolle.
Gurtweil ist einer der größten Ortsteile von Waldshut-Tiengen. Das Vereinsleben spielt hier eine wichtige Rolle. | Bild: Reporter-App SK

Wobei Musik auch nur die eine Seite der Medaille einer Mitgliedschaft in einem Musikverein sei, wie Duttlinger betont. Dazu gehören auch Arbeitseinsätze verschiedenster Art, ebenso natürlich die Kameradschaft, die der Verein in Form von Feiern, Ausflügen und allerlei anderen Anlässen bereichere. In seinem Fall habe die Begeisterung fürs Vereinsleben auch dazu geführt, stärker in die Verantwortung zu gehen. Nach etlichen Stationen im Vorstand ist er seit acht Jahren Vorsitzender des MV Gurtweil.

Nicht immer ein einfacher Job, wie er sagt: „Ein Verein ist heute sicher kein Selbstläufer mehr, entsprechend ist ein Amt an vielen Stellen mit einem höheren zeitlichen Aufwand verbunden als früher.“ Längst gehe es beispielsweise in der Jugendarbeit um Kooperationen, auch im Aktivbereich hätten einige Orchester bereits Mühe, aus dem eigenen Dorf genügend Musiker zu rekrutieren: „Wohin das in Zukunft führen kann, zeigen uns die Spielgemeinschaften, die es im Sport schon vielerorts gibt“, schildert Duttlinger.

Aber Veränderungen im Vereinsleben sind aus Sicht des hauptamtlichen Gerätewarts der Feuerwehr Waldshut-Tiengen normal und kein Grund zur Besorgnis, wie er sagt. Vielmehr sei es auch Ansporn, Weichen zu stellen und Chancen für eine nachhaltige Zukunft zu nutzen, bringt es der 57-Jährige auf den Punkt.

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Waldshut-Tiengen in Zahlen, Daten, Fakten

  • Kreis: Waldshut
  • Fläche in Hektar: 7796
  • Bevölkerung: 24.470
  • Einwohner pro km²: 314
  • Pendler: aus: 7076, ein: 11.459
  • Altersdurchschnitt: 43,1
  • Bildung: fünf Grund- und Gemeinschaftsschulen, zwei Realschulen, eine Hauptschule, zwei Gymnasien, drei weiterführende Schulen, vier Förderschulen
  • Miete pro m² in Euro: 7,27
  • Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2975,25
  • Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3481,24
Bild 8: So machen wir Waldshut-Tiengen besser: Weniger Müll, mehr Musik und ganz viel Herz
Bild: SK
  • Bautätigkeit: Momentan gibt es nur vereinzelt freie, von der Stadt angebotene, Bauplätze in Waldshut-Tiengen. Diese werden auf der Website ausgeschrieben (beispielsweise gibt es momentan freie Parzelle in Krenkingen). Fertig erschlossene Baugebiete gibt es momentan keine, jedoch ist ein neues Baugebiet in Oberalpfen in Arbeit, für das man sich schon jetzt in eine Interessentenliste eintragen lassen kann. Hier sollen bis zu 20 Bauplätze entstehen. Preise: Bislang wurden Grundstücke für 90 Euro / m² vermarktet. Für kommende Baugebiete kann keine verlässliche Aussage getroffen werden. Vergaberegeln: In der Vergangenheit gab es bereits Baugebiete, für die Vergaberegeln aufgestellt wurden. Auch bei kommenden Baugebieten ist das beabsichtigt.
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: ja, Hochrheinstrecke Basel-Singen, Anschluss ans Schweizer Schienennetz, verschiedene Buslinien
  • Schwimmbäder: zwei Freibäder, ein Hallenbad
  • Gastro: ja
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Hausärzte: neun
  • Kitaplätze: Aktuell gibt es etwa 175 Krippen- und 1.100 Kita-Plätze. Die insgesamt 23 Einrichtungen haben unterschiedliche Öffnungsmodelle, so dass von der Regelbetreuung mit rund 30 Stunden bis zur Ganztagesbetreuung mit bis zu zehn Stunden täglich alles vorhanden ist. Die Betreuungsquote für über 3-Jährige liegt in der Regel knapp unter 100 Prozent. Aktuell liegt die Betreuungsquote etwas darunter, da aufgrund der Personalsituation die Platzkapazitäten derzeit nicht überall voll ausgeschöpft werden können. Die Betreuungsquote für U3 liegt bei rund 18 Prozent, für rund 26 Prozent liegen Anträge vor.
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