Breite Unterstützung für die digitale Aufrüstung der Wehrer Schulen gab es jüngst vom Gemeinderat: Die Stadträte votierten einstimmig für die Investition vor allem in die technische Ausstattung der Schulen. Dabei sprach sich das Gremium für die umfangreichere Variante aus, deren Kosten sich auf gut 720.000 Euro beläuft. Ziel müsse es sein, den Schulstandort Wehr langfristig konkurrenzfähig zu machen, so der Tenor. Dafür kann die Stadt aber auch auf Fördermittel von knapp 400.000 Euro hoffen.

Bereits bei der Vorberatung des Verwaltungs- und Finanzausschuss Ende März war die Richtung eindeutig: Gemeinderat und Stadtverwaltung wollen die Corona-Pandemie quasi als „Brandbeschleuniger“ nutzen, um nun die Digitalisierung an den Schulen zügig voranzubringen. Um etwaige Fördermittel und deren Einsatz bestmöglich zu koordinieren, wurde von der Stadt die Beraterfirma Poscimur hinzugezogen. Poscimur bringe Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit über 1000 Schulen ein, so der Unternehmens-Vertreter Nico Zander im Gemeinderat.

Seine Bestandsanalyse zeigte deutlich den Handlungsbedarf: Teilweise verfügen die Schulen noch nicht einmal über einen Internetanschluss, Verkabelung fehle, Infrastruktur und technische Ausstattung seien veraltet. Die Lehrkräfte würden zumeist private Geräte für Unterricht und dessen Vorbereitung nutzten, Computer für Schüler gebe es kaum. Um hier Abhilfe zu schaffen, arbeiten die Schulen aktuell an Medienentwicklungsplänen, um Fördermittel aus dem Digitalpakt zu erhalten. Zusätzlich zu dieser Förderung in Höhe von gut 280.000 Euro wurden während des vergangenen Jahres weitere Fördermittel aufgesetzt, so dass die Stadt mit einer Gesamtförderung von fast 400.000 Euro rechnen könne, so Zander.

Dem gegenüber stehen Kosten von gut 720.000 Euro für die umfassendere Ausstattung. Der Gemeinderat sprach sich einstimmig für die hochwertigere Ausstattung und gegen eine alternative Variante aus, die etwa 130.000 Euro billiger gewesen wäre. Die weitere Zusammenarbeit mit der Firma Poscimur sowie die Einbindung des städtischen EDV-Mitarbeiters Frank Kesenheimer in das Großprojekts wurden ebenfalls beschlossen.

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Die Planung im Einzelnen

  • Die Fördermittel von Bund und Land: Mit dem Digitalpakt wollen Bund und Länder die digitale Bildungsinfrastruktur der Schulen stärken und so den Erwerb digitaler Kompetenzen bei den Schülern verbessern. Deutschlandweit stehen seit Oktober 2019 fünf Milliarden Euro zur Verfügung, davon gehen etwa 650 Millionen Euro nach Baden-Württemberg. Die Zuteilung erfolgt anhand der Schülerzahlen. Wehr rechnet mit insgesamt gut 280 000 Euro. Mindestens 20 Prozent der Investition muss vom Schulträger als Eigenanteil geleistet werden, unter Berücksichtigung von zusätzlichen Landesfördermittel soll der Eigenanteil auf 5,4 Prozent sinken.
  • Die Investition der Stadt Wehr: Die Stadt investiert in drei Bereiche: Der städtische EDV-Mitarbeiter Frank Kesenheimer wird zukünftig auch für den Bereich IT-Koordination und Service-Management für die Wehrer Schulen zuständig sein. Über die Fördermittel hinaus investiert die Stadt rund 320 000 Euro – zum einen als vorgegebenen Eigenanteil zu den Fördermittel und darüber hinaus um unter anderem die komplette Ausstattung der Realschule mit interaktiven Display zu ermöglichen. 40.000 Euro werden für die weitere Zusammenarbeit mit der Beraterfirma Poscimur eingeplant. Diese soll unter anderem den Bedarf weiter analysieren sowie bei Ausschreibungen und bei der Beantragung weiterer Fördermittel unterstützen.
  • Die Ausstattung der Wehrer Schulen: Die Digitalisierung der Schulen umfasst verschiedene Bereiche: von der Infrastruktur in Form von Verkabelung, Server und WLAN sowie deren Wartung über die Ausstattung mit Endgeräten wie der digitalen Tafel, Computern und Tablets sowie den entsprechenden Programmen bis hin zu Schulungen für Lehrer. Um dafür Fördermittel zu bekommen musste jede Schule in einem Medienentwicklungsplan (MEP) den genauen Bedarf und den erwarteten pädagogischen Nutzen darlegen. Diese sehr komplexen Pläne sind an allen Schulen fast fertiggestellt und sollen zeitnah für die offizielle Bewilligung der Fördermittel eingereicht werden. (jub)

Einigkeit bei den Stadträten

„Wir müssen unbedingt etwas tun, und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, da es Fördermittel gibt,“ so Stefan Tussing (CDU). Auch Karin Gallmann (SPD) plädierte dafür „jetzt nicht an der falschen Stelle zu sparen“. Die Realschule müsse konkurrenzfähig sein: „Mit einem Trabi kann man nicht die Formel Eins gewinnen.“

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Wichtig sei zudem, bereits jetzt Rückstellungen einzuplanen, um die Technik langfristig aktuell zu halten, so Christoph Schmidt (FW): „Die Digitalisierung ist längst überfällig – das ist eine langfristige Gesellschaftsaufgabe,“ so Schmidt (FW). Dazu müssten die Lehrpläne angepasst werden und Weiterbildungen stattfinden, damit die neue Technik optimal genutzt werde, so Vito Doria (Grüne): „Wir müssen jetzt was in die Hand nehmen, um Qualität umzusetzen.“ Früheres Handel hätte sich Hans-Peter Zimmermann gewünscht, die Umsetzung müsse jetzt zeitnah geschehen.