Das Angebot des Carsharings hat sich bei den Wehrer Bürgern offenkundig noch nicht herumgesprochen. Dies legen zumindest die Nutzerzahlen nahe, die der Energiedienst in Rheinfelden als einer der Gesellschafter des Betreibers My-E-Car auf Anfrage unserer Zeitung offenlegt. Gerade einmal 77 private Buchungen gab es in den ersten 14 Monaten seit Bestehen des Angebots im August 2014. Pro Woche wird das Elektroauto somit durchschnittlich nur etwa ein Mal privat genutzt. Laut Statistik gehen die knapp 80 Buchungen auf nur 38 registrierte Nutzer zurück. Einerseits eine ernüchternd niedrige Zahl, andererseits zeigt sie auch, dass es wohl auch einige Mehrfachnutzer gibt. „Möglicherweise schreckt manche Bürger ab, dass man bei der Registrierung bei My-E-Car seine Kreditkartennummer angeben muss“, vermutet Ordnungsamtsleiter Stefan Schmitz, in dessen Bürgerbüro sich die privaten Nutzer registrieren müssen. Viele Bürger seien vorsichtig bei der Angabe solcher sensibler Daten. Eine andere Bezahlmöglichkeit könnte möglicherweise diese psychologische Hürde senken.
Stadtverwaltung fährt täglich
Deutlich häufiger als die privaten Bürger greifen die Mitarbeiter der Wehrer Stadtverwaltung auf den Renault Zoe zu: Mehr als drei Viertel aller 319 Buchungen gehen auf städtische Dienstfahrten zurück – rechnerisch ist das Fahrzeug somit an jedem Werktag im Dienst der Stadtverwaltung unterwegs, teilweise sogar mehrfach.
Insgesamt wurde das Carsharing-Auto schon fast 21 000 Euro gefahren. „Eine Dienstfahrt ist mit durchschnittlich 4,6 Stunden Leihzeit und 44,6 gefahrenen Kilometern deutlich kürzer als eine Privatfahrt mit durchschnittlich 6,9 Stunden und 134,1 Kilometern“, tellt Ingrid Mardo vom Energiedienst fest.
Neue Ladesäule lässt auf sich warten
Die bei der Einführung des Carsharing-Angebots im vergangenen Jahr in Aussicht gestellte neue Ladesäule für Elektrofahrzeuge bei der Mediathek konnte bislang noch nicht realisiert werden. „Da die Tiefbaufirma momentan ausgelastet ist, hat sich die Installation der Ladesäule verzögert“, so die Ingrid Mardo. Mit dem Carsharing bekam die Stadt zunächst eine provisorische öffentliche Ladesäule. Ausgeschildert ist sie bislang aber nicht und wird deshalb – mit Ausnahme des Carsharing-Autos – kaum genutzt.
Vier Fragen zum Carsharing
- .Was ist Carsharing? Der Renault Zoe 400 steht den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, aber gleichberechtigt auch allen anderen Wehrer Bürgern mit Führerschein zur Verfügung. Wer das Fahrzeug zuerst bucht, bekommt den Vorzug. Unterschiede zum klassischen Mietwagen: Die Miete erfolgt stundenweise. Es fällt keine Kaution an und das Fahrzeug ist auch kurzfristig, etwa für eine Einkaufsfahrt, ausleihbar.
- .Wie kann man das Auto ausleihen? Das Fahrzeug steht zukünftig an der Stromtankstelle auf dem Rathausparkplatz bereit. Um den Wagen zu buchen, ist eine einmalige Registrierung auf www-my-e-car.de sowie eine Kreditkarte notwendig. Anschließend muss zur Bestätigung einmalig der Führerschein in einem der Servicezentren, beispielsweise dem Wehrer Bürgerbüro, vorgelegt werden. Dort erhält man einen Chip für den Schlüsselanhänger, mit dem man zukünftig jeden bei my-e-car gebuchte Wagen öffnen kann. Die Buchung erfolgt dann über die Homepage (www-my-e-car.de).
- .Was kostet das? Die erste Stunde kostet fünf Euro, jede weitere vier Euro. Der Preis gilt unabhängig von den gefahrenen Kilometern. Die maximalen Kosten für einen Tag betragen 60 Euro, nach Mitternacht bis sieben Uhr morgens kostet die Anmietung nur zwei Euro pro Stunde.
- .Was ist, wenn der Strom ausgeht? Mit dem Renault Zoe 400 kann eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern bewältigt werden. Carsharing sei vor allem für Kurzstrecken gedacht, nach der Anmietung werde der Wagen wieder an die Ladesäule angeschlossen. Sollte es bei einer längeren Ausfahrt doch mal knapp werden, kann man mit dem Chip am Schlüsselbund oder der Kreditkarte eine der rund 80 öffentlichen Ladesäulen von my-e-car in Südbaden und der Schweiz nutzen.