Der neueste Zugang der Feuerwehr steht auf einem Anhänger: Für das neue Notstromaggregat investierte die Stadt Wehr insgesamt 65.000 Euro, inklusive eigener Tankstelle. „Damit können wir 72 Stunden unabhängigen Betrieb sichern“, so Feuerwehrkommandant Nico Bibbo. Bei einem Stromausfall kann die Stadthalle als Versammlungsraum versorgt werden oder auch ein Einsatzzentrum mit Computern.
Eine Unterstützung der städtischen Wasserversorgung sei ebenso möglich wie die Versorgung der Bevölkerung: „Bei einem längeren Stromausfall können wir im Bedarfsfall auch die Melkanlage der Aussiedlerhöfe mit Strom versorgen“, erklärt sein Kollege Florian Kikillus. Früher sei der Notbetrieb mit Batterien erfolgt, auch die bisherigen kleinen Aggregate brachten nur einen Bruchteil der Leistung des neuen Geräts. „In den letzten Jahren gab es immer mehr Stromausfälle“, gibt Bibbo zu bedenken – zuletzt sorgte Sturmtief Sabine im Februar 2020 für Stromausfälle in vielen Hochrheingemeinden.
Netzwerk im Katastrophenfall
Von dem neuen Gerät profitiert im Ernstfall auch die Nachbarschaft. Die Aufgaben der Feuerwehr werden immer vielfältiger, darum können neben der Grundausstattung Spezialfahrzeuge nicht an jedem Standort vorgehalten werden. „Im Landkreis gibt es viele verschiedene Fahrzeuge, die dann zusammengeführt werden“, erklärt Bibbo. Vom Landkreis ist darum seit 2015 bereits die zweite Generation des Gerätewagen Atemschutz und Hygiene in Wehr stationiert.
Zusätzlich steht in Öflingen seit 2011 mit dem Löschgruppenfahrzeug Katastrophenschutz ein vom Bund angeschafftes und unterhaltenes Einsatzfahrzeug – als einer von gut 300 Standorten bundesweit. Das Fahrzeug ist dank eines Tanks und der spezifischen Beladung gut für Waldbrände, bei Hochwasser oder auch für die Wasserversorgung bei Großereignissen geeignet. Im Gegenzug müssen die Wehrer Feuerwehrleute das Fahrzeug mit Besatzung für Großeinsätze in ganz Deutschland zur Verfügung stellen, erklärt Kikillus. Durch die anhaltende Trockenheit der vergangenen Jahre werden Flächenbrände auch am Hochrhein ein neues Thema für die hiesige Feuerwehr: „Wir werden uns in diesem Jahr mit dem Forstamt zusammensetzen müssen“, erklärt Bibbo. Von Übersichten zu möglichen Wasserentnahmestellen über präventive Schneisen bis hin zu überregionaler Ausstattung wie einem Löschhubschrauber gebe es da viel zu besprechen.
Nicht nur mit Fahrzeugen und Geräten hilft die Feuerwehr: Sechs Feuerwehrleute aus Wehr sind Teil des Führungsstabs des Landkreises zusammen Polizei, DRK, DLRG, THW, Bergwacht und Bundeswehr. Damit bilden sie im Notfall die technische Einsatzleitung. Im März 2020 wurden die Helfer zusammengerufen, bei der Beschaffung von Schutzmaterialien zu helfen. „Wir haben uns bereits im Vorfeld mit dem Stabsleiter ausgetauscht, dann ging alles ganz schnell. Wir waren rund 15 Mitglieder verschiedener Hilfsorganisationen vom Zimmermann bis Bankkaufmann und hatten so was noch nie gemacht“, so Kikillus.
Nach Einweisung durch den Kreisbrandmeister und in enger Zusammenarbeit mit dem Landratsamt habe dann ein Team den Bedarf an Schutzausrüstung ermittelt und das andere Team über Internet und Telefon versucht, Materialien zu bestellen. „Schon am ersten Abend konnten das THW mit drei Lastwagen die erste Ladung aus Nordbaden holen“, so Kikillus. In Waldshut habe das THW dann ein Logistikzentrum aufgebaut und ein Lager eingerichtet. Viele Punkte galt es zu beachten: Vom Umgang mit großen Geldsummen bis hin zur korrekten Rezeptur von Desinfektionsmitteln.
Schwierige Lieferwege
Dazu kamen die schwierigen Lieferwege: keine Passagierflugzeuge flogen, kaum Containerschiffe waren unterwegs. Schließlich beauftragte das Team ein eigenes Transportflugzeug um Masken aus China zu importieren. Man habe sich ausgetauscht und Kontakte genutzt, beschreibt Kikillus die erfolgreiche Zusammenarbeit. Bis Ende Mai waren der Führungsstab im Schichtdienst im Einsatz. „Man hatte großes Vertrauen in die Gruppe“, so Bibbo über seine engagierten Kollegen. Auch bei der Einrichtung der Fieberambulanz in Waldshut war der Führungsstab beteiligt, ebenso bei der Organisation von zusätzlichen Räumen für die Krankenhäuser.