„Es wurde mir in die Wiege gelegt. Ich habe die Tage gezählt, bis ich mit zwölf Jahren eintreten durfte“, sagt Julian Fricker. „Ich war als Kind schon begeistert“, so Marco Straccuzzi und spricht damit wohl vielen Jungen und Mädchen aus der Seele: Die großen roten Wagen mit Sirenen und Blaulicht, dazu die imposanten Wasserfontainen machen die Feuerwehr für viele zu einem frühen Berufswunsch.
Für die Jugendlichen ist es dann oft der Spaß an der Technik und die gemeinsamen Übungen, welche sie zur Jugendfeuerwehr bringt. Die freiwillige Feuerwehr hat ihren festen Platz im Vereinsleben, oft sind Familien über Generationen dabei. Und doch ist es mehr als ein Hobby: Das es darauf hinausläuft, Leben und Besitz von Menschen in Not zu retten, ist auch dem Feuerwehrnachwuchs klar: „Ich bin auch dabei, weil man Menschen helfen kann“, sagt Jugendsprecher Marco Straccuzzi.
- .Was macht man bei der Jugendfeuerwehr? Im Wehratal gibt es keine eigene Kinderfeuerwehr – los geht es mit der Jugendmannschaft ab zwölf Jahre, in Öflingen mit zehn Jahren. Insgesamt 19 Jungen und acht Mädchen lernen so aktuell alles kennen, was mit der Feuerwehr zu tun hat. „Das Ziel ist es, alles gesehen zu haben, alles mal auszuprobieren“, erklärt Julian Fricker. Der 21-Jährige bildet seit vergangenem Jahr als einer von vier Jugendleitern den Nachwuchs mit aus. Dazu gehört natürlich der Umgang mit der Ausrüstung, von Funkgerät bis hin zum Schlauch, die Rettung Verletzter und die Zusammenarbeit im Einsatz. Für das Abzeichen Jugendflamme und Leistungsspange konkurrieren die Jugendwehren im Landkreis untereinander im sportlichen Wettkampf. Dazu kommen Theorieabende, erklärt Fricker: Wie geht man beim Löschen vor, wie leistet man Hilfe bei einem Unfall? Erste Hilfe steht ebenso auf dem Lehrplan wie Knotenkunde.
- .Wann wechselt man in den aktiven Dienst? Mit 17 Jahren kann man die offizielle Ausbildung beginnen. „Das ist ein bisschen wie der Führerschein mit 17 – man darf jetzt mit den Aktiven proben“, erklärt Fricker. Ein großer Moment: wenn angehenden Feuerwehrmänner und -frauen die orange-blaue Jugendwehruniform ablegen und die eigene persönliche Schutzausrüstung der Aktiven bekommen. Was bislang spielerisch geübt wurde, wird nun systematisch und mit Bezug auf den Ernstfall trainiert. Insgesamt 70 Stunden dauert die Ausbildung, dazu gehört unter anderem der große Rot-Kreuz-Kurs und viel Theorie und Praxis. „Jetzt kann man selber machen, was man in den sechs Jahren vorbereitet hat“, sagt Fricker.
- .Wann darf man mit auf einen Einsatz? Die Arbeit bei der Feuerwehr birgt Gefahren. Das erste Mal mitfahren, darf man darum erst mit der abgeschlossenen Grundausbildung: „Mit 18 Jahren darf man bis zur Rauchgrenze, also alles ohne Atemschutz,“ erklärt Kommandant Nico Bibbo. Schläuche ausrollen, technische Hilfe – das alles kann der Nachwuchs jetzt schon leisten. Erst, wenn der Atemschutzlehrgang inklusive medizinischer Untersuchung sowie der Funklehrgang absolviert wurden, dürfen die jungen Leute auch ganz nah ran. Als es dann ernst wurde, sei ihm der Puls schon hochgegangen, so Julian Fricker: „Die ersten Male sind natürlich etwas Besonderes.“ Sein erster Einsatz war mit dem Brand des Wehra-Areals im November 2019 besonders spektakulär. Die erfahrenen Kollegen haben dabei immer einen Blick auf den Nachwuchs: „Wenn es etwa Schwerverletzte gibt, dann muss man schauen, wen man nach vorne schickt“, so Bibbo. Erst vor kurzem sind vier Männer und zwei Frauen in den aktiven Dienst gewechselt, darunter auch die Tochter des Kommandanten. Angst oder Sorgen sind aber unnötig: „Ich habe mich damals gut gefühlt, dank der Ausbildung“, erinnert sich Julian Fricker noch ganz genau.