Im 19. Jahrhundert lösten die Freiwilligen Feuerwehren nach und nach die bis dahin geltende allgemeinen Feuerwehrpflicht ab: Jeder erwachsene Mann war bislang zum Löschdienst verpflichtet und musste einige Mal im Jahr zu Pflichtübungen erscheinen. Ausgenommen davon waren in der Regel nur Senioren, Pfarrer, Ärzte und Lehrer. Mit der freiwilligen Feuerwehr wurden die Löscharbeiten professionalisiert und strukturiert, Brände konnten so viel wirksamer bekämpft werden.

Auch in Wehr organisierte man sich neu und gründete mit Unterstützung des Bürgermeisters Franz Xaver Nägele am 12. Februar 1860 eine freiwillige Feuerwehr. Schon wenige Jahre später war die Gruppe auf 143 Männer unter der Leitung des ersten Kommandanten und Feuerwehrhauptmanns Karl Ludwig Trefzger angewachsen. Mit der aus dem Militär entlehnten Organisation und häufigen Schulungen teilte man sich die Aufgaben und übte regelmäßig den Ernstfall.

So gab es eine Rettungsmannschaft, eine Spritzenmannschaft, eine Arbeitsmannschaft zur Unterstützung der beiden ersten Gruppen und eine Wachmannschaft. Man legte großen Wert auf Disziplin: Nach dem Antreten und bei der Arbeit durfte nicht gesprochen werden, Fehlen bei den Proben und Einsätzen wurde mit Geldbußen bestraft. Nach dem preußisch-österreichischen Krieg kam es um 1870 zu einem folgenschweren Streit zwischen dem Kommandanten Matern Leber und dem Bürgermeister Josef Villinger. Worum es ging blieben die Quellen schuldig – jedoch berichtet Jehle in seiner Chronik, dass nicht jeder Bürger die freiwillige Feuerwehr als notwendig ansah.

Bekannt ist, dass der Bürgermeister die Auflösung und Neugründung der Wehr ans Bezirksamt meldete und seitdem das Jahr 1871 als eigentliches Gründungsjahr durch die Regierung festgesetzt wurde. Über die Weltkriege hinweg blieb die Freiwillige Feuerwehr bestehen. Viele Feuerwehrleute wurde aber eingezogen, Daheimgebliebene wurde in den Kriegsdienst eingebunden. Besonders im Zweiten Weltkrieg mangelte es an Mitgliedern: es wurde auf junge Leute aus der Staatsjugend und Ehemalige zurückgegriffen, dazu kamen bei Kriegsende 60 weibliche Mitglieder.

Nach dem Krieg war die Mannschaft nun auf 74 Mitglieder geschrumpft, 20 Männer waren im Krieg gefallen. Doch man formierte sich neu, setzte am 18. Mai 1946 eine Generalversammlung an und wählte den Blechnermeister Oskar Kolofrat zum neuen Kommandanten. Über die Jahre wuchs die Wehr wieder an, neue Fahrzeuge wurden angeschafft und 1972 kam mit der Eingemeindung die Öflinger Feuerwehr dazu – die Gerätehäuser platzen schlicht aus allen Nähten und nach 18-monatiger Bauzeit konnte am 1. April 1977 das neue Gerätehaus in der Austraße bezogen werden.

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