Kurz, aber prägend war die Ära der Dirigentin Céline Pellmont bei der Stadtmusik Wehr. Am Sonntag leitete sie ihr zweites und zugleich letztes Osterkonzert, danach wird sie aus persönlichen Gründen die Leitung abgeben. Sie verabschiedete sich mit Musik aus Filmen, Serien und Opern.
„Es war eine schöne Zeit, und wir können stolz sein auf das, was wir erreicht haben“, lobte die Dirigentin, die in der schwierigen Corona-Zeit ihr Amt angetreten hatte. „Sie verstand es, das Orchester wieder auf den Stand zu bringen, wo es vor der Corona-Pause war, und noch ein Stück darüber hinaus“, würdigte der Vorsitzende Harald Vesenmeier. Spätestens beim Herbstkonzert will er eine neue musikalische Leitung vorstellen: „Wir haben Bewerbungen und sind gerade beim Auswählen.“
Wer immer Céline Pellmonts Nachfolge antritt, kann ein gut aufgestelltes Orchester übernehmen, und das zeigte sich beim Auftakt in Gestalt von Steven Reinekes „Rise of the Firebird“, das von Blechbläserfanfaren, machtvollen Crescendi und auftrumpfendem Fortissimo geprägt war. Unter der straffen Stabführung der Dirigentin feierte das Orchester die majestätische „Auferstehung des Feuervogels“, so Ansagerin Maria Schlageter.

Ganz anders die Ouvertüre zu Rossinis komischer Oper „Der Barbier von Sevilla“: Hier waren Tempo, Leichtigkeit und Virtuosität besonders gefragt. Die Italianità, das muntere Parlando der Opernfiguren, die Beschwingtheit des Koloraturenschmucks, all dies spiegelte sich in der Ouvertüre. Nicht nur die Flöten und Holzbläser, sondern auch die großen Instrumente wie Tuben oder Tenorhörner bewiesen bei ihrem Vortrag die erforderliche Wendigkeit. Daneben setzte die Kapelle immer wieder Forte-Akzente, die nicht lärmig, sondern intensiv und temperamentvoll klangen.
„Viktor‘s Tale“ von John Williams erzählte die Geschichte eines staatenlosen Mannes, der im Nirgendwo eines Flughafens gefangen war. Sehr präzise und mit einem schönen weichen, vollen Ton spielte die Klarinettistin Joana Alessi den Solopart, der melancholisch und burlesk zugleich klang, als wolle er den Lebensmut des Helden, aber auch die Absurdität der Situation beschreiben. Das Orchester nahm sich dezent zurück und überließ stets der Solistin den Vortritt: Eine kollektive Leistung unter einer behutsamen Stabführung, gekrönt vom Können eines jungen Talents.
Der Schweizer Komponist Etienne Crausaz hatte eine Konzertsuite verfasst, in der er alle Facetten eines Blasorchesters zusammenfasste. Zart und romantisch erklangen zu Beginn die Flöten und das Glockenspiel, es folgten beinahe scherzhafte Themen, die sich so gut für das nasale Timbre der Saxophone eigneten, danach markante und klanggewaltige Abschnitte, und schließlich übten sich die Register in der Kunst des Dialogs.
Die zweite Programmhälfte war von moderner Musik bestimmt. Die „Future Celebration“ von Kevin Houben kann hoffentlich als Sinnbild für die Zukunft der Stadtmusik verstanden werden. In „Drachenzähmung leicht gemacht“ brachte John Powell die Wildheit der Drachen, aber auch die Liebenswürdigkeit des menschlichen Protagonisten zum Ausdruck, und von „Macht, Ritterkämpfen, Intrigen und Leidenschaften“, so Maria Schlageter, erzählte Ramin Djawadis Musik zu „Game of Thrones“. Für gute Laune sorgte die „Blues Brothers Revue“ mit fröhlich-beschwingten Rhythmen, eingängigen Melodien und wunderbaren Soloeinlagen der Trompeten, Saxophone und Posaunen. Ein Ausschnitt daraus war die dritte Zugabe, doch zuvor hatte sich die Stadtmusik für den großen Beifall mit einem Marsch und einer Polka bedankt.
Dass es um die Zukunft des Orchesters gut bestellt ist, zeigten der Orchestervorkurs und die Zukunftsmusik, die gemeinsam unter Leitung von Tobias Zwicky vier Stücke vorstellten.