Seinen 70. Geburtstag feiert am Sonntag der frühere Wehrer Kulturamtsleiter Reinhard Valenta, der die Kulturlandschaft der Stadt, ja, der gesamten Region maßgeblich geprägt hat. Der promovierte Literaturhistoriker war der erste hauptamtliche städtische Kulturamtsleiter im Landkreis Waldshut. Es war 1990, als die Stadt Wehr mit einem Kultur- und Verkehrsamt vorpreschte und erstmals Kultur, Tourismus und Volkshochschule (VHS) unter einem Dach vereinte. Selbst die Internetseite, das Mitteilungsblatt und das Stadtmarketing laufen seither über das Kulturamt. Reinhard Valenta, der Kulturmacher und Kultur-Ermöglicher, ist eine Institution in Wehr. Niemand hat so wie er der Stadtkultur, der Öffentlichkeitsarbeit und der Erforschung der Geschichte Wehrs den Stempel aufgedrückt und bei der Förderung örtlicher Kulturinitiativen vieles in Bewegung gesetzt. Als Kind der Generation „Kultur für alle“ der 1970er- und 80er-Jahre ist Valenta der Überzeugung, dass in jedem Menschen Kreativität steckt und dass, wie Künstler Joseph Beuys meinte, jeder Mensch ein Künstler ist.
Reinhard Valenta wurde 1953 in Wallau (heute Biedenkopf, Landkreis Marburg) geboren. Nach der Bundeswehr studierte er in Marburg/Lahn und Konstanz Literaturwissenschaft, Geschichte und Politologie. Dass Valenta in Wehr heimisch wurde, ist dem Zufall geschuldet: Seine Frau Katharina hat er 1989 geheiratet und eine Anstellung gesucht. Seine Frau las in Konstanz eine Anzeige im SÜDKURIER, auf die sich Valenta bewarb. Das Kulturamt in einer Kleinstadt schien ihm eine Option: Wehr war ja nicht aus der Welt. Als Literaturhistoriker und Historiker war Valenta von Anfang an stark historisch orientiert und an der Regionalgeschichte interessiert. „Die Wehrer Identität verstehen, lesen und weiterentwickeln“ wurde sein großes Thema. Deshalb gab es von ihm auch viele Veröffentlichungen in diesem geschichtlichen Bereich. Als Historiker liegt ihm die Heimatgeschichte am Herzen, das spiegelte sich in den Heimattagen (1997) mit einer prominent besetzten Podiumsdiskussion mit Martin Walser, aber auch in den Burgen- und Walther-von-Klingen-Symposien, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde. Seit seiner Pensionierung arbeitet Reinhard Valenta an der Fortschreibung der Wehrer Stadtchronik. Hochgeschätzt sind auch seine historischen Betrachtungen im SÜDKURIER. „Jetzt kann ich schreiben, recherchieren, forschen“, sagte er bei seiner Verabschiedung.