In seinem Buch beschreibt Markus Manfred Jung, wie er nach 35-jähriger Berufstätigkeit als Lehrer eine Wanderung vom Schwarzwald durch die Schweiz zum Lago di Mergozzo unternahm. Die Reise war ein Aufbruch aus dem gewohnten Rahmen der Pflichterfüllung in die Freiheit, in der „die Grenzen die sind, die man sich selbst setzt“. Natürlich hat das Buch nichts mit einem Reiseführer zu tun, und nur dort, wo er die unverzichtbaren Informationen über Landschaft und Sehenswürdigkeiten beisteuerte, wechselte der Mundart-Schriftsteller in die Schriftsprache. In dem Buch geht es vielmehr um eine Reise in das Innere und die Suche nach dem, was den Kern des eigenen Wesens ausmacht.

Die Wahrnehmungen der Außenwelt boten ihm dabei Anlass für Reflexionen und dienten als Anknüpfungspunkte, an denen er seine Erinnerungen festmachte oder reaktivierte. Der Stil wechselt zwischen lakonisch-knappen Skizzen, die stellenweise wie Tagebucheinträge wirken, längeren Beschreibungen und poetischen Lautmalereien. Die subtilen Stimmungen, die kaum mit Worten auszudrücken sind, fing Uli Führe wunderbar einfühlsam ein. Er hatte die Stimmen von Violine, Gitarre und Kontrabass aufgezeichnet, und diese Aufnahme ergänzte er live mit seinen Improvisationen auf einer elektrischen Geige. Eine rhythmisch prägnante Melodie mit Tangoanklängen beschrieb den Aufbruch, die Momente der Reflexion und des Suchens wurden von einer langsamen, nicht zielgerichtet fortgesponnenen Melodie, die sich ins Ungewisse tastete, symbolisiert.

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Gegen Ende der Reise gerät er mitten in eine Nebelbank, und dort war die Reise an ihrem literarisch-musikalischen Höhepunkt angelangt. Wie aus dem Nichts tauchten melodische Motive auf, lösten sich wieder auf, die Harmonien blieben diffus, und ebenso treffend wie der Musiker die geisterhafte Atmosphäre schilderte, so bot der Dichter eine Kaskade an Vergleichen auf, um die Gefühle zu beschreiben, die der Nebel in ihm auslöste. Und er zeigte, dass die alemannische Sprache zu Lautmalereien von ganz eigener Musikalität fähig ist.