Wehr Mit der Besichtigung dreier Teilabschnitte von Waldflächen hat der neue Gemeinderat von Wehr nun die letzte Begehung von städtischen Einrichtungen abgeschlossen. Ein positiver Eindruck ist bei den Ratsmitgliedern verfestigt worden. Die Maßnahmen zur Umwandlung vom Wald vergangener Tage hin zu einem mutmaßlich klimaresistenten Wald hat weitere Facetten hinzubekommen. „Auch hier können potenzielle Krankheiten die Bäume noch schädigen“, erklärte Stadtförsterin Swantje Schaubhut beim dreistündigen Rundgang. Mit der Baumarten-Diversifizierung im Stadtwald soll langfristig die Erlöse gesichert werden.
Klimaresistenz, Bodenschutz und Erholungswald – „hier geht es nicht nur um Holz“, machte Schaubhut gleich eingangs der Besichtigungstour an der Flienkener Hütte deutlich. Wehr ist eine echte Waldstadt. 55 Prozent sind auf der Gemarkungsfläche bewaldet, wobei wiederum die Betriebsfläche Stadtwald mit 692 Hektar rund 35 Prozent ausmachen. Bürgermeister Michael Thater betonte die Vorteile eines eigenen städtischen Forstbetriebs. „Wir können schnell reagieren und haben das bereits erlebt“. Mit den drei angestammten städtischen Forstwirten funktioniert auch das ständige Monitoring. Ob ein Schadbild sehr schnell beseitigt wird oder wo die Vorsorge eher präferiert wird, zeigt sich an den Quellfassungen Steinegg, oberhalb der Burg Bärenfels. An den am weitesten entfernten Trinkwasserquellen müssen in den nächsten Jahren Sanierungen gemacht werden.
Wassermeister Kai Felber nahm ebenso an der Gemeinderatstour teil und erklärte, wie wichtig der Wasserschutzwald weiter ist. Gutes Trinkwasser aus einem gut gepflegten Wald war der Hauptfokus von Gemeinderat Stefan Tussing. „Da mach ich mir schon Sorgen, das muss in der Zukunft gesichert bleiben.“ Der Wald wird von den Gemeinderäten differenzierter wahrgenommen, was sicherlich schon vor der Begehung so war.
Die enge Verzahnung aller Maßnahmen betonte Kreisforstamtschef Markus Rothmund. Zufrieden zeigte er sich über die Bewirtschaftungsstruktur des Waldes durch die städtischen Stadtförsterin. Sie sei auf der Höhe der Zeit, kollegial und durchaus auch experimentierfreudig. Das wollten einige Gemeinderäte, nicht nur die neuen, bestätigt bekommen. Etwa bei den ökologischen Ausgleichsmaßnahmen der A 98.5 im Flienkener Holz. Dort, so beobachtete Susanne Kladisch, „hat‘s vor acht Jahren schon schrecklich ausgesehen“. Jetzt aber, wo die Neupflanzungen angewachsen seien, „sieht‘s wieder wie ein Jungwald aus“. Die alten Douglasienbestände sind markant, der junge Mischwald wird durchforstet und gehegt. „Bei solch üppigem Grün kommt die Erholung nicht zu kurz“, so Sabine Kramer-Rempe. Annette Hufschmidt beeindruckte bei der Tour durch den Wehrer Wald, „wie vorsorglich die Nachpflanzungen gemacht werden, schon potenzielle Flächen sind berücksichtigt und die naturnahe Waldgesellschaft“ ist gestärkt.
Michael Kownatzki hat nach zehnjähriger Pause als Gemeinderat die Erlösstruktur nicht vergessen. „Werden die Wehrer Buchenhölzer noch als Eisstiele verarbeitet“, fragte er. Schaubhut verneinte dies, die frisch geschlagenen Wehrer Buchenstämme gehen überwiegend in die Möbelindustrie, auch nach Übersee. Wobei bei der aktuellen Schlagpflege am Waldberg die Dürreschäden bei Buchen zum Teil erschreckend sind. Hier müsse aufgepasst werden. Schaubhut will deshalb „nicht nur auf Buchen-Nachverjüngung setzen“, weil künftig neue Krankheitsbilder hinzukommen könnten. Es werde auf Einzelmischung gesetzt. Von der Eiche über die Lärche bis zur Douglasie wird händisch ein Mischwald gepflanzt oder freigeschnitten. Einig war sich abschließend das Gremium, dass der Wehrer Stadtwald weiter ökologisiert werden muss.