Wehr Es war eine schöne Geste des Kulturamts Wehr: Allen Besucherinnen wurde nach dem Konzert des Rabus-Streichtrios in der Stadthalle Wehr am Sonntag eine Rose überreicht. Das sollte ein Symbol der Anerkennung sein an diesem Muttertag, einem „Tag der Wertschätzung und der Freude“, wie es Kulturamtsleiterin Katharina Reitinger ausdrückte. Die in Hasel aufgewachsene Geigerin Kathrin Rabus ist eng mit Wehr verbunden, hatte sie hier doch ihren ersten Violinunterricht bei Erna Honigberger. Fast 35 Jahre lang war sie erste Konzertmeisterin der NDR-Radio-Philharmonie. Ihre Karriere führt Rabus in die ganze Welt. Mit ihrem Streichtrio gastierte die in Hannover lebende Violinistin zum wiederholten Mal bei den Wehrer Schlosskonzerten, dieses Mal in der Besetzung zusammen mit Volker Jacobsen an der Viola und Leonid Gorokhov am Cello.
Dass die Geigerin und ihre Kollegen hervorragend aufeinander eingespielt sind, hörte man schon im ersten klassisch ausgerichteten Teil. Schuberts unvollendet gebliebenes Streichtrio B-Dur erklang schwungvoll, klangschön, feinfühlig und voller Leichtigkeit im Bogenstrich. Im Duo für Violine und Viola KV 423 von Mozart duettierten Kathrin Rabus und Volker Jacobsen mit müheloser Virtuosität im Schlagabtausch der Instrumente. Rabus‘ klarer, heller, lupenreiner Ton, ihre Souveränität in den geigentechnischen Finessen, und Jabobsens angenehmes Bratschentimbre gehen bei Mozart wunderbar zusammen. Voller Frische und rhythmisch-tänzerischem Impuls agierten sie in den Allegro-Sätzen. Im Adagio kommt es zu einem innigen, intimen Zwiegespräch, einem feinsinnig austarierten Duett der Stimmen mit schönsten Verzierungen in den Melodien.
Ebenfalls eine schöne Leichtigkeit hatte das Triospiel in Beethovens Serenade für Streichtrio D-Dur, eine unterhaltende und gefällige Musik. Energisch gingen die Triomusiker den einleitenden Marsch an, differenziert gestalteten sie die weiteren Sätze vom gefühlvollen Adagio über das pointierte Scherzo bis zum Allegretto alla Polacca, das mit einigem Temperament musiziert wurde. Das Beethoven-Spiel des Rabus-Trios gefiel durch Harmonie und Transparenz, noble Streicherkultur und hohe tonliche Qualität. Dass sie auch ein Gespür für die Musik eines George Gershwin haben, zeigte das Trio in drei Preludes des amerikanischen Komponisten. Rhythmisch geschärft, sehr prononciert, mit vitalem Zugriff, voller Vehemenz und Verve widmete es sich diesen leicht jazzig angehauchten und swingenden Preludes.
Ein großer Gewinn für das Konzert war es, dass sich das Rabus-Trio für die Serenade C-Dur des unterschätzten und zu wenig aufgeführten Komponisten Ernst von Dohnányi stark machte. Von der einleitenden Marcia über die kantabel und leidenschaftlich gespielte Romanze mit dem liedhaften Thema bis zum nuancierten Variationensatz und dem temporeichen Finale legte das Rabus-Trio eine höchst engagierte Interpretation vor. Mit einer Gershwin-Zugabe endete dieser Kammermusik-Abend vom Feinsten.