Über ein Jahrhundert stand der Gasthof „Kreuz“ in Brennet. Zurück bleiben Trümmer, abgetragen von einem Baggerarm. Stein für Stein führte er die Geschichte des denkmalgeschützten Hauses dem Schuttcontainer zu.

Polizei stoppt Abriss

Am Dienstag, 12. September, betraten Polizisten die Baustelle. Im Namen des Landratsamtes Waldshut beendeten sie die Abrissarbeiten – vorerst. Der Grund ist einfach: Eine Abbruchgenehmigung lag nicht vor.

Nicht rechtens aber notwendig

Eigentümer des Gebäudes ist die Firma Brennet. Laut Geschäftsführer Stephan Denk war ein Abrissantrag verlorengegangen. Der Eingang eines zweiten Gesuchs sei dem Brennet-Inhaber am 11. September bestätigt worden. Er habe jedoch nicht länger warten wollen. Denk äußerte sich gegenüber dem SÜDKURIER und nennt seinen beorderten Abriss nicht rechtens. Dennoch fiand er Argumente für seinen Auftrag: Die Baufälligkeit des Haus habe den Schritt notwendig gemacht. Keller und Grundmauern sollten laut Denk erhalten bleiben.

Die Sicherheitsbedenken überzeugten das Landratsamt, sodass am Mittwoch, 13. September, einsturzgefährdete Teile abgebaut wurden.

Die Reste des Gasthaus Kreuz am Freitag, 15. September.
Die Reste des Gasthaus Kreuz am Freitag, 15. September. | Bild: Obermeyer, Justus

Da der Rückbau unrechtmäßig eingeleitet wurde, könnte Denk ein hohes Bußgeld erwarten: Es handle sich laut Landratsamt um eine schwere Rechtsverletzung. Das Denkmalschutzgesetzt belange das mit Bußgeldern bis zu 250.000 Euro. In besonders schweren Fällen sogar bis zu einer halben Million Euro.

Schon früher ließ Denk illegal abreißen

Für Denk wäre es nicht das erste Mal: Bereits 2011 und 2006 war Stephan Denk mit nicht genehmigten Abrissen in Erscheinung getreten. 2011 war es die sogenannte Fabrikantenvilla. Damals wurde ein Bußgeld von 200.000 Euro verhängt. „Vollkommen überzogen“ nennt es Denk. Er klagte vor Gericht und erwirkte eine Reduzierung auf 35.000 Euro. Die er zahlte. Beim Wagenschopf in Hausen 2006 zahlte er 16.000 Euro für den illegalen Abriss.

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Im Fall des Brenneter „Kreuz“ rückt auch das Landratsamt in den Fokus: Ein Wehrer Bürger kündigt gegenüber dem SÜDKURIER eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Behörde an. Er findet, dass es im Zusammenhang mit dem Abriss intern einiges zu klären gibt..

Das „Kreuz“: Schon seit 60 Jahren kaputt?

Schon in den 1960er-Jahren war das Dach undicht und der Boden darunter porös, berichtet ein Leser. ‚Eine gute Zeit hatte das Kreuz, als es als Poststation und Pferdestation diente‘, schreibt er über das um 1900 erbaute Gebäude.

Der Öflinger Elferrat vor dem Gasthaus „Kreuz“ in Brennet. Die Aufnahme entstand vermutlich Ende der 1920er Jahre.
Der Öflinger Elferrat vor dem Gasthaus „Kreuz“ in Brennet. Die Aufnahme entstand vermutlich Ende der 1920er Jahre. | Bild: Reinhard Valenta

Als das Kreuz die zwielichtigere Variante des Gastgewerbes übernimmt und zur Rotlicht-Spelunke wird, sei es bei den Öflinger Bürgern endgültig durchgefallen.

Hoffnung liegt im Neubau

Zum illegalen Abriss erreichten die Redaktion mehrere Leserzuschriften. Die Meinung der Leserbriefschreiber zum Abriss in Brennet ist eindeutig.

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