Wehr/Hotzenwald – Am kommenden Montag, 27. Januar, wird in der Krone in Wehr ab 18 Uhr ein neuer gemeinnütziger Verein gegründet, der das Miteinander zum Ziel hat. Sein Name: Zeittauschen, initiiert von Norbert Schmitz aus Wehr und Martin Denz aus Hütten/Rickenbach. Der Verein funktioniert gemäß seinem Namen wie eine Nachbarschaftshilfe.

„In einer Gesellschaft, in der sich alles nur ums Geld dreht, geht es uns darum, ein Miteinander zu schaffen, bei dem es keinerlei finanzielle Interessen gibt“, erklären Norbert Schmitz und Martin Denz. Auf den Punkt gebracht: „Lebenszeit und keine monetären Interessen.“ Ihr Credo: „Helfen erfüllt. Wie schön ist es doch, wenn man in glückliche Augen seiner Mitmenschen blickt, denen man gerade bei der Lösung eines Problems geholfen hat.“

Schmitz und Denz befassten sich schon länger mit dem Projekt, ließen die Idee reifen, bis der Rahmen mit dem Zeitkonto feststand, und suchten Mitstreiter. Diese haben sie gefunden, mit ihnen soll die Vereinsgründung vollzogen werden. Dabei soll zuerst die Vereinssatzung besprochen und beschlossen werden, ehe der Vorstand gewählt wird. „Vielerorts findet man gemeinnützige Initiativen, die aber immer dasselbe Problem haben: Der Hilfe Nehmende kann sich nicht beim Helfenden revanchieren. Er kann aber vielleicht jemandem anderen helfen“, erklärt Norbert Schmitz. Und: „Alle Helfenden haben, unabhängig der Art ihrer Hilfe, eins gemeinsam: Sie verschenken von ihrer Lebenszeit.“

So sei die Idee eines Zeitkontos entstanden. Deshalb sei eine Stunde eine Stunde, unabhängig von der ausgeübten Tätigkeit. „Es kommt nicht auf die Qualität der Tätigkeit an, nur auf den Zeitaufwand“, hält Schmitz fest. Im Verein Zeittauschen sollen die Mitglieder ihre handwerklichen, gärtnerischen oder sozialen Begabungen für die Gemeinschaft einbringen. Als obersten Grundsatz nennen Schmitz und Denz „immer miteinander, niemals gegeneinander“. Niemand innerhalb des Vereinsgefüges verdient Geld damit, „alles ist freiwillig, alles kann, aber nichts muss“, so die Initiatoren.

Voraussetzung für den Aufbau eines Zeitkontos war eine App. Andere Organisationen mit ähnlicher Zielsetzung würden über die ein oder andere Online-Lösung verfügen, „aber es war keine für uns brauchbare Lösung darunter“, berichtet Norbert Schmitz, „deshalb mussten wir alles selbst entwickeln“. Der Haken war: Die Programmierung einer App kostet zwischen 30.000 und 100.000 Euro. Für die Initiatoren nicht aufzubringen. Aber: „Es ist uns gelungen, eine Schweizer Firma für unsere Idee zu begeistern“, berichten Schmitz und Denz. Die Firma habe die App programmiert und stelle sie kostenlos zur Verfügung. Die App wird auch einen Online-Marktplatz beinhalten, auf dem auch Dinge ausschließlich verschenkt werden können. „Wir möchten alle bestehenden Initiativen in unserer Region und darüber hinaus miteinander zu verbinden“, sagen Schmitz und Denz. Bedeutet: Jede Initiative behält ihre vollkommene Eigenständigkeit. „Wir vernetzen nur, stellen das Werkzeug zur Verfügung“, so die Initianten. Und: „Uns ist wichtig, dass wir alle Altersgruppen ansprechen.“

So funktioniert das Zeitkonto

  • Das Bezahlsystem: Der Jahresbeitrag beträgt 10 Euro, freiwillig kann jeder mehr bezahlen. Bei der Erstanmeldung bekommt jeder vier Stunden als Gutschrift. Der Verein will das Ehrenamt belohnen und stärken. Deshalb bekommt jeder, der schon ehrenamtlich tätig ist, zehn Stunden geschenkt. Stunden können verschenkt und vererbt werden. Vom Verein können auch Stunden gekauft werden. Eine Stunde kostet 5 Euro. Pro Jahr und Person können maximal 20 Stunden gekauft werden, in begründeten Einzelfällen mehr. Nur der Verein darf Stunden verkaufen. Mitglieder dürfen Stunden nur verschenken. Das Mindesteintrittsalter ist 14 Jahre. Grundsatz: Keinem Unternehmen soll Arbeit weggenommen werden.
  • Beispiele für Tätigkeiten: Lampe aufhängen, Einkauf erledigen, bei Krankheit die Wohnung putzen, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, Handy erklären, Kuchen backen, bei Krankheit Kinder von der Schule abholen.