Die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Wehratalbahn, die vergangenen Monat im Kreistag vorgestellt wurde, bezifferte die Kosten für das gesamte Projekt auf 212 Millionen Euro. Einen Großteil davon macht der Fahrnauer Tunnel aus, der häufig auch als Hasler Tunnel bezeichnet wird. Die Erneuerung des Tunnels koste 133 Millionen Euro und das sorgt für unterschiedliche Reaktionen. Brechen diese Kosten dem Projekt das Genick?
Wehratalbahn – nur ein Projekt in ferner Zukunft
Die Wehratalbahn soll als Projekt weiter verfolgt werden, wie der Kreistag nach der Vorstellung der Machbarkeitsstudie beschloss. Dieser Studie war bereits eine erste Potenzialstudie vorausgegangen. Die Studien beschäftigten sich jedoch nur mit der Frage, ob eine Reaktivierung grundsätzlich möglich ist, wie das Landratsamt mitteilte. Dabei wurde auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt. Diese besagt, dass die Erneuerungs- und Betriebskosten der Strecke die Einnahmen durch Tickets übersteigen. Das bedeutet: unwirtschaftlich.

Die Studie, von der PTV Group erstellt, sagt ganz deutlich: Damit lohne sich eine Reaktivierung im Moment nicht. Aber es sei sinnvoll, die Trasse für die Zukunft freizuhalten. In Zukunft könnten solche Kosten-Nutzen-Berechnungen nämlich ein anderes Ergebnis bringen, weshalb die Freihaltung der Trasse empfohlen wird.
Aktuell keine Förderung
Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg will jedoch nur ehemalige Nebenbahnen fördern, die sich auch rechnen. Wie das Verkehrsministerium mitteilte, sind keine Ausnahme davon zurzeit in Sicht. Für die Wehratalbahn ist somit die 133 Millionen Euro teure Erneuerung des Hasler Tunnels das größte Hindernis.
Noch kein Licht am Ende des Tunnels
Diese Erneuerung sei ein wichtiger Bestandteil der Reaktivierung, meint Tobias Herrmann, Sprecher des Landratsamts Waldshut: „Die Wehratalbahn ist seit über 50 Jahren stillgelegt.“ Eine mögliche Tunnelerneuerung sei deshalb notwendig.
Das sind die größten Probleme
So seien, nach den Angaben des Landratsamts, besonders die Anpassung der Sicherheit auf heutige Standards ein wichtiger Faktor. Der Tunnel sei aufgrund seines Alters nicht mit den heute notwendigen Sicherheitsanlagen ausgestattet. Besonders würde jedoch die Sanierung der Betoninnenschale des Tunnels, die die Röhre im Berg stabilisiert, zu Buche schlagen, so Herrmann. Dies seien die größten Mängel, die es an der Bahntrasse zu beheben gebe.

Der Tunnel ist, Tobias Herrmann zufolge, alternativlos. Sonst müsste eine neue Trasse geplant und gebaut werden, die über den Berg führen. Solche Umfahrungslösungen stellen laut Herrmann keine Option dar.
Kritik an Machbarkeitsstudien
Es sei aber sinnvoll, die Trasse für die Zukunft weiter freizuhalten. Das sieht nicht nur das Landratsamt so, sondern auch der Landtagsabgeordnete Jonas Hoffmann (SPD) aus Lörrach. Er gab in der vergangenen Woche eine Stellungnahme heraus, in der er die Studienförderung des Landes kritisiert: „Das Förderprogramm war bisher wohl nur eine Wahlkampfhilfe für die grün-schwarze Landesregierung“. Er hoffe, dass sich die Studienlage und die Haltung des Landes ändern.
Thater sieht großes Potenzial
Auch Wehrs Bürgermeister Michael Thater hofft auf die Reaktivierung der Trasse: „Wir wären als Gesellschaft von allen guten Geistern verlassen, wenn wir diese Option nicht nutzen würden“, so der Bürgermeister.
Wer zahlt wieviel?
Die Kosten für das Projekt sind enorm, weshalb sich die Projektpartner diese aufteilen würden. So würde ein Großteil in erster Linie von Bund und Land finanziert. Laut Tobias Herrmann würden diese Beiden das Projekt zu 90 Prozent übernehmen, also rund 190,8 Millionen Euro. Die üblichen zehn Prozent würden auf die anderen Projektpartner entfallen, wie dem Landkreis oder die Stadt Wehr. Diese müssen dann die übrigen 21,2 Millionen Euro aufbringen.