Ludwigshafen – Eine starke Frau ist sie, die Klara aus Bettina Storks neuestem Roman mit dem Titel „Klaras Schweigen“. Damit steht diese Figur in einer Reihe mit anderen Romanheldinnen der Ludwigshafener Bestseller-Autorin. Denn diese sucht sich, wie sie selbst sagt, als Protagonistinnen ihrer Romane stets starke Frauen aus, die ihren Weg gehen. Und ihren Weg geht sie, die Klara. Er führt sie vom zerbombten Freiburg in das Konstanz der Nachkriegszeit. Emotional ist ihr Weg aber ungleich vielschichtiger: Es gelingt Klara stets mutig weiterzuschreiten, allen Widrigkeiten zum Trotz.
Eine Geschichte über Familiengeheimnisse
Widrigkeiten wie die verbotene Liebe zu einem jungen in Freiburg stationierten Franzosen namens Pascal oder ein Vater-Tochter-Konflikt können Klara nicht verbiegen. Sie kämpft gegen die Windmühlen des Fraternisierungsverbots und gegen die auch nach dem Krieg noch unverbesserlich strikt nationalsozialistische Einstellung des Vaters. Dennoch gelingt es ihr, sich zu behaupten, eine Schneiderlehre abzuschließen und zu heiraten, so dass alles vermeintlich gut erscheint.
Bis ihre Enkelin Miriam, bedingt durch einen Schlaganfall ihrer Großmutter, siebzig Jahre später Ungereimtheiten in Klaras Lebenslauf ent- und Familiengeheimnisse aufdeckt und hierfür sogar bis in die Bretagne reist. Da wird auch Miriam klar, wie sehr ihr eigener Lebensweg von den Erlebnissen der vorherigen Generation beeinflusst wurde.
Viele kennen die Situation
Menschen, die in der Französischen Besatzungszone aufgewachsen sind und deren Nachkommen sind Geschichten wie die von Klara geläufig. Sie haben jedoch auch heute noch nichts von ihrer Brisanz verloren. Denn emotional aufwühlend sind sie nach wie vor. Frauen wie Klara kennen viele und die damaligen Zeit unter den französischen Besatzern hat sich in die kollektive Erinnerung der Menschen eingebrannt.
Es ist ein Anliegen von Bettina Storks, das heute noch immer geschädigte deutsch-französische Verhältnis aufzuarbeiten. „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, schrieb der Dichter Jean Paul, den Bettina Storks in „Klaras Schweigen“ zitiert. Sie ist das, was Klara blieb, an eine Liebe, die nicht hatte sein dürfen und die doch Folgen hatte. Die Erinnerung vermag aber auch eine Hölle zu sein, für die, die sie nicht loswerden können. So wie für Klaras Vater, der nicht ablassen kann von alten Idealen und braun-verkrusteten Vorstellungen. Und sie bleibt in nachfolgenden Generationen unbewusst verhaftet. Man nennt das Transgenerationalität.
Wurzeln in der Phantasie
Bettina Storks Mutter wuchs in Oberschlesien auf, nur 30 Kilometer entfernt vom Konzentrationslager Auschwitz. „Alles bleibt ein Teil von uns“, steht auf dem Klappentext von „Klaras Schweigen“. Das bedeutet im Zusammenhang mit Bettina Storks Leben, dass dieser Ursprung, diese Wurzeln, sie geprägt haben, wie sie selbst sagt.
Lange glaubte sie, sie habe keine Wurzeln oder keine Heimat: „Ich habe eine Flüchtlingsmentalität geerbt und finde darum meine Wurzeln in der Phantasie“, sagt Bettina Storks, die inzwischen und mithilfe dieser Phantasie bereits fünf Romane geschrieben hat. Allen Romanen ist gemein, dass sie gegen das Vergessen sind, dass sie aufklären und vergegenwärtigen, was man gern verdrängen oder verdunkeln würde. „Das ist es, wofür ich brenne“, sagt Bettina Storz, deren Herz auch für Frankreich schlägt, dem sie während ihrer Studienzeit in Freiburg nahe kam.
Ihre Reisen führen sie oft und stets zu Recherche-Zwecken nach Frankreich und sie lässt ihre Leser auch gerne teilhaben am Flair dieses Landes, seiner Sprache und den charmanten Savoir-Vivre-Chansons, denen sie in ihren Romanen stets ein Plätzchen einräumt.
Neuer Roman ist schon in Arbeit
Bettina Storks lebt und schreibt in ihrer heutigen Wahlheimat Ludwigshafen mit Blick auf den Bodensee. „Es ist hier einfach die schönste Gegend“, sagt sie, „und der See ist so ruhig und wunderschön. Er gibt mir viel Freiheit.“ Derzeit arbeitet Bettina Storks am Feinschliff zu ihrem neuesten Roman „Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“, der am 21. Juni dieses Jahres erscheinen wird. Auch dieser Roman spielt wieder in Frankreich und handelt von einer starken Frau, die ihren Weg geht. Doch mehr wird nicht verraten.
Das Buch
Bettina Storks Roman „Klaras Schweigen“, 400 Seiten, Paperback, ist im März 2021 im Diana Verlag erschienen (ISBN 978-3-453-36047-1). Mehr über die Autorin und ihre Werke findet man unter www.bettinastorks.de.