Eigentlich sollte es nur ein Nostalgie-Abend im Gemeindezentrum werden – doch jetzt erscheint ein reich bebildertes Buch mit dem Titel „SeeEnd-Geschichte(n)“ mit Anekdoten und Erinnerungen aus Ludwigshafen unter Schirmherrschaft des Vereins Maygas. Die Gemeinde hat dafür einen Zuschuss genehmigt.

Hintergrund des Ganzen: Alte Filmaufnahmen von Josef „Beff“ Lindenmayer, die dessen Sohn geschnitten und vertont hat, hätten bei Ludwigshafener Bürgern eine regelrechte Lawine an Erinnerungen ausgelöst, berichtet Projektleiter Daniel Trisner. Gemeinsam mit Jürgen Beirer, Andreas Eppler und Victor Lindenmayer habe er sich daher entschlossen, die vielfältigen Geschichten und Anekdoten zu sammeln.

Da drei von ihnen auch im Vorstandsteam des Vereins Dorffreundschaft Maygas–Ludwigshafen aktiv sind, übernahm der Verein, der seit 1979 Projekte in Südamerika, Afrika, Sri Lanka und Nepal unterstützt, die Schirmherrschaft.

Nostalgische Geschichten digital und auf Papier lesbar

Zu Beginn des Projekts vor etwa zwei Jahren machte die Corona-Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen einen gemeinsamen Abend unmöglich. Deshalb entschieden sich die Männer, ihre Idee digital zu verwirklichen. Sie entwickelten die Webseite “SeeEnd-Geschichte(n) – Wissenswertes und Unterhaltsames aus der Seeendgemeinde“.

Außerdem veröffentlichten sie Kurzfassungen der Geschichten im Gemeindeblatt, weil nach ihrer Erkenntnis viele Menschen – vor allem der älteren Generation – Texte lieber auf Papier als am Bildschirm lesen würden.

Leser in Italien, Kanada und Amerika

Daniel Trisner berichtet, sie hätten in der Gemeinde ein unglaublich positives Echo auf die Geschichten erlebt. „Wir haben sehr regelmäßige Leser. Und sogar Menschen, die weggezogen sind und heute in Irland, Amerika, Kanada, Italien, der Schweiz oder Österreich leben, melden sich bei uns.“

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140 Geschichten haben die vier Männer innerhalb von zwei Jahren schon gesammelt, recherchiert und geschrieben. „Wir haben Leute angesprochen und mit ihnen geplaudert, Ortsbegehungen gemacht, viel aus Vereinschroniken, Jubiläumsschriften und dem Gemeindearchiv erfahren, viele alte Bilder, Postkarten, Broschüren von Bürgern bekommen oder in alten Chroniken wie „850 Jahre Sernatingen“ nachgelesen“, beschreibt Trisner das Vorgehen.

Drei Interviewpartner, nämlich Josef Gieß, Walter Strobel und Fritz Kratzer, seien leider inzwischen verstorben. Mit über 90 Jahren Lebenserfahrung hätten sie enorm viel gewusst, so Trisner.

100 Geschichten über vergangene Tage

Im Buch sind 100 Geschichten vertreten. Sie enthalten persönliche Erlebnisse aus Kindheit und Jugend, aber auch geschichtliche Orte und Ereignisse, die in Vergessenheit zu geraten drohten oder schon vergessen waren. Die Mischung aus biografischen Schilderungen und historischen Fakten mache diese mosaikartige Sammlung von Geschichten aus vergangenen Tagen so besonders.

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Wer wisse beispielsweise heute noch, dass es früher zwischen dem Zollhaus und Stockach rund 30 Häuser gab, in denen Händler sich stärken, ihre Fuhrwerke reparieren lassen oder die Pferde tränken konnten? Oder wie es früher am Waschplatz zuging, der heute ein beliebter Badeplatz ist? „So viel Wissen und so viele Erinnerungen gehen so schnell verloren, da muss man einfach was machen, um sie zu erhalten“, ist Daniel Trisner überzeugt.

Gemeinde finanziert Produktionskosten

Gesammelt wurden Beiträge aus verschiedenen Kategorien wie Örtlichkeiten, Ereignisse, Personen, Gewerbe oder Mundart. Daniel Trisner verrät, dass er ursprünglich gar nicht an die Veröffentlichung in Buchform dachte. „Aber der Wunsch nach einer gedruckten Sammlung aller Beiträge wurde immer lauter und kam aus verschiedenen Richtungen.“ Viele wollten das Buch für sich oder als Geschenk erwerben.

Auch die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen selbst sei sehr interessiert daran, denn das Buch biete Einheimischen, Zugezogenen und Touristen viel Stoff zum Staunen und Schmunzeln. Die Gemeinde übernahm sogar die Vorfinanzierung der Produktionskosten, ohne die der Druck und Verkauf des Buches nicht so reibungslos hätten organisiert werden können, sagt Trisner dankbar.

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Für ihn ist die Geschichtensammlung, wie im Vorwort nachzulesen ist, „auch ein Aufruf an alle Mitbürger, die Erinnerungskultur in unserer Heimatgemeinde aufrecht zu erhalten, um das ureigene Kolorit unserer lokalen Kultur zu bewahren und in Wert zu setzen“. Aber wertschätzen könne man nur, was man kennt.