Die Seestraße in Bodman hat eine lebhafte und wechselvolle Geschichte hinter sich: viele verschiedene Läden, die Aufschüttung zur Uferanlage in den 1970er-Jahren und vieles mehr. An diesem Ort ist viel passiert – und nun wird er 100 Jahre alt. Zwei Ur-Bodmaner wollen dies zum Anlass nehmen, um die Geschichte der Straße zu erzählen.

Markus Martin und Roland Scherer kennen sich seit der Grundschule, hatten sich aber aus den Augen verloren. Anlässlich der Einweihung des Seeums im Juni 2013 sammelten sie bereits unabhängig voneinander historische Bilder und Daten zur Seestraße. Das hat sie wieder zusammen geführt. Denn die Vorfreude auf den 100. Geburtstag der Seestraße, die im Frühjahr 1926 eingeweiht wurde, nahmen sie zum Anlass, um nun gemeinsam zu recherchieren und Material zu sammeln.

Für ein gemeinsames Projekt wollen sie unter anderem über Menschen, Denkmäler, Gesellschaften und Vereine erzählen und auf die bauliche Entwicklung der Seestraße eingehen.

Auf der Suche nach alten Zeitungsartikeln

Die beiden Männer sind in der Seegemeinde keine Unbekannten, ihre Familien leben schon lange in Bodman. Roland Scherer erzählt, dass er schon in verschiedenen Archiven zum Thema Familienforschung unterwegs war und auch zur Orts- und Heimatforschung einiges zusammengetragen habe. Familienangehörige hätten ebenfalls schon länger historisches Material gesammelt, unter anderem SÜDKURIER-Artikel aus den 1960er- und 1970er-Jahren. So kam er auf die Idee, die Zeitung einzubeziehen.

„Ich weiß, dass der SÜDKURIER kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Es müsste im Zeitungsarchiv also Unterlagen seit dieser Zeit geben“, sagt er. Ihm ist bekannt, dass auf Initiative des Kreisarchivs Konstanz jede Menge Zeitungen aus den Jahrgängen 1850 bis 1945 eingescannt wurden. „Ich hatte Kontakt mit Friedemann Scheck, dem Leiter des Kreisarchivs, der mir außerdem die Möglichkeit gab, alte Bücher von Bodman einzusehen. Zu lesen, welche Familien früher wo gewohnt haben, hilft auch bei der Recherche zur Seestraße“, so Scherer.

TÜV-Besuche, Armenhaus und Farrenstall

Inzwischen gab es auch einen Termin mit Gemeindearchivar Gunter Specker. Dabei durften die Männer Akten einsehen und erhielten Informationen zum Bau der Seestraße. „Für uns ist alles interessant“, verrät Markus Martin. Sie sammeln Dokumente, Karten, Fotos, Erinnerungen und die Zeitschriften zu Vereinsjubiläen.

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An viele Ereignisse erinnern sie sich selbst noch gut. So gab es in der Seestraße 8 unterhalb des Hauses im Sommer einen Freiluft-Schuhmarkt. Und bis etwa Mitte der 1980er- oder Anfang der 1990er-Jahre kam der TÜV für landwirtschaftliche Maschinen in den Ort, weil es so viele Traktoren gab. In der Seestraße 10 waren früher das Armenhaus und der Farrenstall untergebracht. „In den 1960er- bis 1980er-Jahren befand sich dort ein Schreibwarengeschäft. Der Dorffotograf hatte da ebenfalls seine Räumlichkeiten“, fasst Markus Martin zusammen.

Viele offene Fragen

Je tiefer sie in die Ortsgeschichte eintauchen, desto mehr verästelt sie sich und wirft neue Fragen auf. Der Hafenbau und die Ziegelei seien gut dokumentiert. Auch über die Motorbootgesellschaft, frühere Oldtimertreffen und die Radiosendung „Morgenläuten“ beim damaligen Südwestfunk bekomme man Material, sagen die Männer. Doch gelegentlich waren auch Schausteller mit Schiffsschaukel und Karussell im Ort. Darüber wüssten sie gerne mehr.

Über die zehn Jahre, in denen die Seestraße ab Mitte der 1970er-Jahre eine große Baustelle war, während die neue Uferanlage entstand, gebe es bei den ortsansässigen Baufirmen noch Unterlagen, sagen die Hobby-Historiker.

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Wie geht es weiter?

Sie wollen bald Interviews mit Anwohnern der Seestraße führen, denn die Zeitzeugen werden weniger. Ein Beispiel macht die Dringlichkeit deutlich: „Wann die Obsthalle abgerissen wurde, um das Seeum zu bauen, weiß jeder. Wann sie aber gebaut wurde, weiß praktisch niemand mehr. Das haben wir über Umwege herausgefunden“, erklärt Markus Martin. Erste Gespräche mit älteren Bodmaner Bürgern wurden schon geführt. Weitere sollen folgen.