Es ist nicht die erste Verschiebung, aber es soll die letzte sein: Die Marienschlucht wird erst im Herbst 2025 öffnen – erneut machen unter anderem die Naturschutzfristen den Arbeiten im seit mittlerweile neun Jahren gesperrten Ausflugsziel auf dem Bodanrück einen Strich durch die Rechnung. Die zuletzt anvisierte Öffnung Ende 2024 wird also nichts. Ursprünglich hätte die Schlucht sogar seit mehr als einem Jahr offen sein sollen. Nun wird es noch mehr als ein Jahr dauern, bis es wirklich soweit ist.
Matthias Weckbach, Marienschlucht-Projektleiter und Alt-Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, sprach am Dienstagabend im Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen über den aktuellen Stand, den Zeitplan und die Herausforderungen bei den anstehenden Arbeiten. Trotz der schlechten Nachrichten sagte er aber aus voller Überzeugung: „Nächstes Jahr klappt es hundertprozentig, da wir wieder im August anfangen.“

Seilkran mit 760 Metern notwendig
Der anstehende Endspurt in zwei Etappen ist der komplizierteste und aufwändigste Teil der drei Bauabschnitte, denn um Material und vorproduzierte Steh- und Treppenteile in die Schlucht zu bringen, wird ein großer Seilkran mit 760 Metern Seillänge zwischen dem Golfplatz Langenrain und dem Fuß der Marienschlucht aufgestellt. Der Startschuss fällt in diesem Jahr im August, da aktuell der Wanderfalke beim Mondfelsen brütet.

Weckbach schilderte, dass ein Beginn im Juli möglich gewesen wäre, wenn der geschützte Vogel nicht ausgerechnet dort wäre. Das Fundament für den Treppenturm am unteren Eingang zur Schlucht soll ab Mitte August gebaut werden.

Aufgrund von Absprachen mit dem Golfclub könne ab dem 2. September eine Zufahrt für den Standplatz des Seilkrans gebaut werden. Ab dem 16. September soll der Seilkran dann aufgestellt werden – das werde fünf Tage dauern. „Es ist klar, dass wir dieses Jahr nicht fertig werden“, so Weckbach angesichts dieses Zeitfensters.
Was dieses Jahr gebaut werden soll
Stege und Treppen bestehen aus zehn Bauabschnitten. Für dieses Jahr sei anvisiert, acht Bauabschnitte inklusive des Treppenturms bei der Anlegestelle sowie einem weiteren Treppenturm auf halber Höhe der Schlucht zu bauen. Er fügte aber direkt an, dass vielleicht auch nur sechs Abschnitte bis zum zweiten Treppenturm klappen, ehe sich das Zeitfenster schließt. Das hänge von der Witterung ab. Im oberen Bereich der Schlucht sei es allerdings möglich, Auflager vom alten Weg zu nutzen, so dass dort vielleicht noch etwas länger weitergebaut werden könnte.

Zum Jahresende werde der Kran-Teil beim Golfclub dann voraussichtlich abgebaut und wieder im August 2025 aufgestellt. Der Kran-Teil am Fuß der Schlucht soll stehenbleiben. Im Sommer 2025 werde der Kran nochmal für sechs bis acht Wochen gebraucht, um die Stege fertigzustellen, ehe Wanderer wieder in die Schlucht können.

„Dann sind es zehn Jahre nach dem Unglück“, sagte Weckbach zur Wiedereröffnung 2025 im Hinblick auf den tödlichen Erdrutsch im Mai 2015, seit dem die Marienschlucht gesperrt ist. Gleichzeitig ergänzte er rückblickend zu den Planungen und Arbeiten der vergangenen Jahre: „Wir sind froh, dass es überhaupt eine Lösung gibt. Es war lange unklar, ob wir die Genehmigung bekommen.“
Auch beim Sicherheitskonzept gibt es noch Haken
Die Verzögerung um ein weiteres Jahr war aber nicht die einzige Hiobsbotschaft in der Sitzung: Auch der noch gesperrte Uferweg zwischen Bodman und der Marienschlucht am Mondfelsen entlang wird wohl längere Zeit gesperrt bleiben. Zwar funktionieren inzwischen die Sensoren, die vor Erdbewegungen und Felsstürzen warnen könnten, aber der Ausschuss für das Sicherheits- und Rangerkonzept ist noch nicht komplett. Ohne Ausschuss keine Öffnung, wobei auch die anstehenden Bauarbeiten im Hinblick auf die Sicherheit noch eine Rolle spielen. Bodman-Ludwigshafen hat zwar längst seine Mitglieder benannt, aber Weckbach erklärte, dass Allensbach und Konstanz bis nach der Kommunalwahl warten wollen.
Bürgermeister Christoph Stolz wies darauf hin, dass es schwierig wäre, den Uferweg im Sommer nur für ein paar Wochen zu öffnen, nur um ihn dann wegen Bauarbeiten wieder zur schließen. Daher solle er dieses Jahr noch ganz zu bleiben.

Kritik an Allensbach und Konstanz
CDU-Rat Alessandro Ribaudo kritisierte die Begründung für die Nicht-Benennung von Ausschussmitgliedern in Allensbach und Konstanz. Er finde es nicht gut, dass dort die Kommunalwahl als Grund vorgeschoben werde. Sein Vorschlag: Mit einem Ausschuss starten, der aus den Bürgermeistern besteht. Stolz und Weckbach konnten jedoch nicht sagen, ob das umsetzbar wäre.

Weckbach berichtete schließlich auch noch von Diskussionen im Konstanzer Gemeinderat über die Kosten des gemeinsamen Unterhaltungsvertrags der drei Gemeinden, auf deren Gemarkung das Areal liegt. Die Entscheidung, weiter dabei zu sein, sei umstritten gewesen. 25 Räte hätten zugestimmt, fünf mit Nein gestimmt und zehn hätten sich enthalten. Dabei sei der Hauptgrund für die Enthaltungen der Wunsch nach Einsparpotenzial gewesen, so Weckbach. Man wolle aber auf jeden Fall noch weitere Kommunen finden, die sich beteiligen.
Die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen plant übrigens ein Bautagebuch auf der Internetseite der Marienschlucht, um zu zeigen, wie die Arbeiten vorangehen. Damit solle das Thema auch positiv besetzt werden, so Stolz. Man wolle zeigen, wie es vorangeht. Er schloss das Thema mit einer positiven Note ab: „Wir freuen uns auf das nächste Jahr.“