Voller Ungeduld und Spannung wurde es erwartet, nun ist es da: Das Buch mit 100 Geschichten vom See-Ende. Daniel Trisner, Jürgen Beirer, Andreas Eppler und Victor Lindenmayer stellten es im sehr gut besuchten Gemeindezentrum Ludwigshafen vor.
Schon der Start mit dem Lied „Hier am See-Ende“ von Rainer Ehmann, das 2009 uraufgeführt worden war, sorgte für Applaus. Nach kleinen Kostproben zu einzelnen Beiträgen konnten die gut gelaunten Besucher das Buch kaufen. Schnell bildete sich eine Menschentraube um den Büchertisch und die Bücher gingen einzeln aber auch gleich mehrfach an die interessierten Leser.
Ein Karton Bücher für die Partnerstadt
Auch Gotthard Deuse, ehemaliger Bürgermeister der Partnerstadt Mügeln, hat einen mehrseitigen Beitrag für das Buch verfasst, wie er am Rande der Veranstaltung stolz erwähnte. Natürlich nehme er einen Karton voller Bücher mit nach Hause, dort sei das Interesse groß.
Daniel Trisner freute sich über den großen Zuspruch im Ort. Sein Dank ging vor allem an die Gemeinde für die finanzielle Unterstützung und an die Interviewpartner, ohne deren Bilder, Texte und Anekdoten vieles nicht möglich gewesen wäre.
„Das Projekt war von Anfang an ein Mitmachprojekt. Wir leben von freiwilligem Input. Man kann uns sehr gerne anrufen, unseren Briefkasten füllen, das mögen wir alles“, sagte er. Wenn die Ressourcen da seien, würden sie sehr gerne intensiv weitermachen.

Mit ein paar Filmausschnitten nahm der Abend Fahrt auf. Victor Lindenmayer hatte Super-8-Filme seines Vaters digitalisiert. Trisner präsentierte Szenen aus dem Schiff, das es mittlerweile nicht mehr gibt. Im Saal setzte Gemurmel ein, als einzelne Protagonisten erkannt wurden. Auch eine Feier sorgte für Gelächter, ebenso das Grümpelturnier auf der Schulwiese. Einer seiner Lieblingsfilme zeigte lachende alte Frauen. Bewegte Bilder eines Wanderausflugs sorgten ebenfalls für Erheiterung.
Alte Super-8 Filme waren die Motivation
Diese Filme seien die Motivation gewesen, die sie getrieben habe, so Trisner. Geplant war am Anfang des Projekts zunächst ein Nostalgieabend, der der Pandemie zum Opfer fiel. Es entstand eine Homepage, auf der nach und nach Geschichten veröffentlicht und in unterschiedlichen Kategorien dargestellt wurden. 135 Geschichten seien dort verfügbar, so Daniel Trisner. Die Seite enthalte auch längere Texte und mehr Fotos, als im Buch oder dem Gemeindeblatt abgebildet seien.
Die Männer des Autorenteams griffen einige Beiträge heraus, die die Vielfalt des Buches verdeutlichten. Jürgen Beirer erzählte, in den 1950er und 1960er Jahren sei Ludwigshafen das Epizentrum der Nachtschwärmer am Bodensee gewesen.
Nachtschwärmer im Lastwagen
Er sprach über die Fregatte und den Löwen. Dorthin seien die Leute aus der Region zu Fuß gekommen. Fritz Glöckler habe dann einen Lastwagen gekauft und die Gäste in den umliegenden Dörfern abgeholt und nachts heimgebracht. Auch zu Kirchturmsanierung und Seifenkistenrennen hatte Beirer Interessantes zu berichten.
Andreas Eppler erinnerte an den alten Kindergarten, die Schuhmacherwerkstatt seines Opas, in die später das Verkehrsamt einzog, und den Verschönerungsverein, der schon vor mehr als 100 Jahren mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte wie der Touristikförderverein heute.

Daniel Trisner sprach über die Freiplatzwerft und Deutschlands größten Eisenbahnkran, der nötig war, um die Motorfähre Linzgau fertigzustellen. Auch einen Luftlandesteg habe Ludwigshafen gehabt. Ebenso habe ihn das Torhaus in Bodman begeistert. „Das Eingangstor lag damals direkt am Bodensee“, erklärte er. Erst viel später sei der See dort aufgeschüttet worden.
Von Zugunglücken und Großbränden
Der Unfall zwischen dem Eilzug aus Friedrichshafen und einem Schienenbus im Oktober 1967 und der Großbrand bei Sinner 1973 wurden ebenso erwähnt die Entwicklung der Strandbäder. Die Zuhörer erfuhren auch, was es mit der „Stockacher Schweinebucht“ auf sich hatte.
Er sei Dank der Arbeit an den SeeEnd-Geschichten um vieles gescheiter geworden, befand schließlich Victor Lindenmayer, dem es unter anderem der Bierkeller an der Schnabelburg angetan hatte. Er sprach auch über Dinge, die man kaum für möglich halte, wie eine Zeppelinhalle oder eine Demarkationslinie zwischen beiden Teilorten.
Bürgermeister Matthias Weckbach dankte für das große Engagement der Autoren. Nach Zeppelin und Flugzeug am See-Ende habe er keine Sorge, dass sich der autonome Bolu-Train da nicht auch einreihen werde.
Ein Schatz den es zu bewahren lohnt
„Bodman-Ludwigshafen ist immer gut für Superlative“, ergänzte er lachend. In Erinnerung an eine Explosion im Mai 2001, die von einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg herrührte, machte Weckbach klar, wie von einem Moment auf den anderen die Vergangenheit die Gegenwart beeinflussen könne.
Den Schatz an Erinnerungen zu heben und aufzubewahren, sei unheimlich wichtig und alle seien aufgerufen, mitzumachen. „Was hier geleistet wurde, ist grandios und einen ganz großen Beifall wert“, lobte Weckbach.