Eigentlich sollte schon seit zwei Wochen wieder freie Fahrt zwischen Ludwigshafen und Espasingen herrschen. Doch kurz vor dem geplanten Ende der Bauarbeiten kam die Hiobsbotschaft aus dem Regierungspräsidium Freiburg (RP), das für die Baustelle an der Bundesstraße 34 zuständig ist: Die Straße kann erst Ende Juli und damit vier Wochen später als geplant wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Und das obwohl bis kurz vor Schluss auf Nachfrage des SÜDKURIER immer beteuert wurde, dass die Arbeiten im Zeitplan seien. Was ist also passiert?
Wie Projektleiter Simon Müller vom RP berichtet, habe man im letzten Teil des aktuellen Bauabschnitts mit enormen Schwierigkeiten im Untergrund zu kämpfen. „Wir finden derzeit bei unseren Arbeiten viele dicke Betonfundamente und Kabel von denen niemand weiß, wem sie gehören und ob sie noch in Betrieb sind“. Diese Kabel müssten dann aufwendig gesichert, eingesandet und wieder eingegraben werden.
Telefonkabel aus den 1930er-Jahren
Bei einem der Fundstücke handle es sich um ein Telefonkabel aus der Zeit zwischen 1933 und 1935. Es sei nicht an der Stelle gelegen, an der es in den damals von Hand angefertigten Plänen eingezeichnet war.
„Wir konnten dieses Kabel nicht mehr sichern, weil es einfach zu alt war. Aber da es noch aktiv war, musste es ausgetauscht werden“, erläutert der Projektleiter und ergänzt: „Wäre das Kabel dort gelegen, wo es eingezeichnet war, hätte es uns gar nicht gestört.“
Viel von dem, was aktuell im Untergrund unter der B34 gefunden wird, sei in keinen Plänen eingezeichnet gewesen. „Sowas habe ich in dieser Form schon lange nicht mehr erlebt“, sagt Müller. Aber man arbeite hier nun einmal an einer Stelle die historisch gesehen schon sehr lange eine Verkehrsverbindung sei und dadurch eben viele Altlasten mit sich bringe. „Dafür kann niemand etwas“, betont der Projektleiter. Es gehe nun darum, die Arbeiten trotz der vielen Unwägbarkeiten zügig voranzubringen.
Viele illegale Durchfahrtsversuche
Dabei stören regelmäßig Autofahrer, die trotz Absperrung und Verbotsschild in die Baustelle einfahren und versuchen, sich ihren Weg zu bahnen, berichten die Bauarbeiter. Laut Einschätzung des Projektleiters geht allein durch solche illegalen Durchfahrten täglich etwa eine Arbeitsstunde verloren.
„Durchfahrten verlängern die Bauzeit. Manche Fahrer stellen sich einfach ganz penetrant hinter einen Bagger und warten darauf, dass der Fahrer die Geduld verliert und den Weg frei macht“, berichtet Müller.

Auch auf der Gemeindeverwaltung ist das Problem bekannt. „Einmal hat sich sogar ein Lastwagen festgefahren, der illegal in die Baustelle eingefahren ist“, erzählt Bauamtsleiter Ralf Volber. Ihm zufolge mussten schon einige der Fahrer 50 Euro Strafe zahlen. Simon Müller fürchtet indes auch um die Sicherheit, denn eine illegale Baustellendurchfahrt sei für alle beteiligten enorm gefährlich.
Einzig die Anwohner dürfen ihm zufolge zu ihren Anwesen fahren. „Der Geh- und Radweg ist auch schon uneingeschränkt nutzbar, nur die Autofahrer müssen sich noch etwas gedulden“, betont er.
Aktuell seien insgesamt drei Baukolonnen im Einsatz, um die Baustelle so schnell wie möglich beenden zu können. Wie Bauamtsleiter Ralf Volber ergänzt, soll der Bus bereits am 28. Juli schon wieder freie Fahrt haben, während die letzten Markierungsarbeiten laufen. Für den allgemeinen Verkehr sei die Straße aber nicht vor August geöffnet.
Das steht im nächsten Bauabschnitt an
Wenn die laufenden Arbeiten Ende Juli beendet sind, dann kehrt erstmal wieder Ruhe für die Anwohner der B34 ein und der Verkehr kann wieder fließen. Allerdings nur bis zum Herbst, denn Anfang Oktober beginnt der dritte und letzte Abschnitt der Straßensanierung.
Dieser erfolgt dann auf dem Abschnitt der B34/Hauptstraße zwischen der Einmündung Mühlbachstraße und der Kreuzung Überlinger Straße/Stockacher Straße und beginnt damit, dass die Gemeinde die Wasserleitung erneuert.

Wie Bürgermeister Weckbach im Gespräch mit dem SÜDKURIER erläutert, sei die Deckschicht der Straße das letzte Mal vor rund 20 Jahren erneuert worden. Diesmal müssen auch die Wasserleitungen erneuert werden, die zum Teil aus den 1960er-, zum Teil aus den 1980er-Jahren stammen. „Damals wurden die Leitungen nicht eingesandet, sondern einfach wieder eingegraben“, berichtet Weckbach. Das habe dazu geführt, dass sich die Leitungen aus duktilem Guss an der Außenseite starke abgenutzt haben. Irgendwann seien somit Rohrbrüche vorprogrammiert, wenn man jetzt nicht handle. Zudem seien 19 von 23 Schiebern in dem Bereich defekt, ergänzt Volber.
Keine Notversorgung erforderlich
Während die neue Wasserleitung verlegt werde, soll die alte zunächst in Betrieb bleiben, damit keine Notwasserversorgung erforderlich ist. Nach Fertigstellung der neuen Leitung sollen dann sukzessive die einzelnen Häuser angeschlossen werden.
Zunächst wird das Teilstück zwischen der Kreuzung Überlinger-/Stockacher Straße und der Einmündung Rathausstraße bearbeitet, danach geht es von der Einmündung Rathausstraße bis zur Einmündung Mühlbachstraße weiter. Anfang/Mitte Dezember sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Voraussichtlich im September wird es noch eine Infoveranstaltung für die betroffenen Anwohner geben.
Endgültiges Ende erst 2023?
Neben der Erneuerung der Wasserleitung werden auch die beiden Bushaltestellen an der Hauptstraße barrierefrei ausgebaut. Die innerörtliche Umleitung soll in dieser Zeit über die Mühlbach- und Rathausstraße erfolgen. „Wir hoffen darauf, dass das Regierungspräsidium direkt im Anschluss an unsere Bauarbeiten die Sanierung der Deckschicht durchführen kann, wenn die Asphaltmischwerke im Dezember noch arbeiten“, sagt Weckbach.
Projektleiter Simon Müller rechnet indes damit, dass die Erneuerung der Deckschicht im genannten Bereich erst im Frühjahr 2023 erfolgen kann. Allerdings solle die Straße in der Zwischenzeit auf jeden Fall für den Verkehr befahrbar sein.