Einen ungewöhnlichen Service bekamen Wintersportler aus dem Raum Stockach kürzlich von Skitechniker Andreas Breitel aus Sonthofen. Passend zum ersten Schneefall dieses Jahres gab es von ihm Hilfe zur Selbsthilfe. Er habe sich vieles selbst beigebracht, weil es damals noch kaum Fachleute gegeben habe, und arbeite nun seit über 20 Jahren für einen internationalen Skiwachshersteller. Als Fachmann der Skipräparierung verhilft er auch Stars des Weltcupskilaufs zu ihren Siegen. Wobei er mit einem Augenzwinkern erklärte: „Wenn sie gewinnen, liegt es natürlich an ihrem fahrerischen Können, und wenn sie verlieren, liegt es an der Präparierung ihrer Ski.“
Einmal pro Saison kostet es 35 Euro
Eberhard Martin vom Sportgeschäft Martin hatte Skilehrer, Mitglieder verschiedener Skiclubs und Rennmanschaften der Region eingeladen. Andreas Breitel kam gerne zu dem Workshop nach Eigeltingen. Dort, wo hauptsächlich Golfbedarf verkauft wird, fanden sich rund 30 Skibegeisterte ein. Da im hinteren Bereich auch die Werkstatt für die Skipräparierung ist, nutzten einige Teilnehmer die Möglichkeit und hatten schon ihre Ski zur Präparierung dabei.

Andreas Breitel ging gleich auf den Unterschied zwischen der manuellen Präparierung durch den Laien und einer maschinellen Präparierung ein. „Ihr habt Glück, denn hier ist maschinelle Präparierung möglich, das gibt es nur selten in der Region“, fügte er an. Eine maschinelle Präparierung, so der Experte, sei einmal pro Saison fällig und koste in der Regel für einen Erwachsenen ungefähr 35 Euro.
Welche Skier halten länger?
Auf die Frage eines Teilnehmers, wie lange ein Ski halte, hatte Breitel keine eindeutige Antwort. In der Regel gelte zehn Jahre, doch das hänge auch von der Nutzung, dem Fahrstil, der Pflege und der Qualität des Skis ab. In einer Maschine könne ein Ski locker über 100 Schleifvorgänge wegstecken, doch wenn ein Skifahrer zu sehr schleife und das noch mit dem falschen Werkzeug, könne er den Ski schon nach einmal Schleifen für immer unfahrbar machen. Generell gelte, ein Ski in Sandwichbauweise sei zwar teurer, aber auch qualitativ hochwertiger als einer in Cupbauweise.
Andreas Breitel hob besonders hervor, dass man heute oftmals nicht mehr auf Naturschnee fahre und der sehr verdichtete Kunstschnee beinahe wie Beton den Ski belaste. So härte beispielsweise die Kante durch die Schläge heutzutage deutlich mehr aus.
„Finger weg von den Bindungen!“
Die Teilnehmer erfuhren vieles zum Thema Skipflege, Kantenschliff und Skiwachsen. Auf letztere hat sich Breitels Arbeitgeber Toko spezialisiert. Los ging es mit der Betrachtung der Oberfläche des Skis. Hier entfernte der Fachmann beherzt mit einer Feile Grate im Plastik, denn diese könnten zu Verletzungen führen. Apropos Verletzung und Sicherheit, hier gilt es noch mehr zu beachten. So sollte man sich immer vor den scharfen Kanten schützen beispielsweise durch Handschuhe.

Eine weitere Quelle der Sicherheit sollte eigentlich die Bindung sein. Diese sorgt dafür, dass Ski und Skischuh verbunden sind. Doch beinahe noch wichtiger ist es, dass die Bindung bei einem Sturz auslöst und somit Verletzungen vermieden werden. Manchmal lösen sie aber auch zu schnell aus. Daher betonte Andreas Breitel: „Finger weg von der Bindung.“ Fachmänner hätten ein Bindungseinstellungsgerät, welches viele Fakten berücksichtige wie Größe, Gewicht, Fahrstil, Alter, Knie und anderes mehr. Eine so eingestellte Bindung sorgt für größtmögliche Sicherheit.
Der Winkel sorgt für richtigen Halt
Weiter ging es mit den Kanten und der Erkenntnis: Es gebe keinen linken oder rechten Ski. Die Kanten sorgen vor allem für den richtigen Halt der Ski im Schnee. Dazu werden sie sowohl auf der Belagseite als auch auf der Seitenkannte in bestimmten Winkeln geschliffen. Diese würden für die meisten Skifahrer auf 88 Grad geschliffen. „Wichtig ist die Anwendung der Feilen in Pfeilrichtung“, betonte Breitel.
Den Blick auf die individuellen Bedürfnisse des Wintersportlers zu legen, sei ihm als Verkäufer besonders wichtig, erklärte Eberhard Martin. Aber manchmal biete es sich an, Skier zu leihen, wenn man nur selten fahre oder noch nicht wisse, welchen Ski man bevorzuge. Gleiches bei Kindern, da diese schnell aus der Skiausrüstung herauswachsen.
Was bei der Skipräparierung zu beachten ist
Wer selbst seine Ski präparieren möchte, kann auf eine Vielzahl von Maschinen, Werkzeugen und Materialien zurückgreifen. Hier sollten sich die Wintersportler gut beraten lassen, um auf veränderte Bedingungen eingehen zu können. Viel hat sich verändert, seit man bei Beginn des Ersten Weltkriegs mit dem Fetten der Lederschuhe begann. Heute gibt es Wachse und Pflegeprodukte in Hülle und Fülle. Eine Grundausstattung mit Bügeleisen und Halterung kostet etwa 400 Euro, dazu gehören Feile, Feilenhalterung sowie diverse Wachse.