Herr Pfarrer Zimmermann, Sie haben die meist osteuropäischen Fernfahrer als neue Zielgruppe entdeckt. Wie kam das?
Ich bin Mitglied in einem Arbeitskreis namens „Kirche und Arbeitswelt“. In diesem Kreis überlegten wir, wie man etwas tun kann für Menschen, die das besonders verdient haben, weil sie in einer speziellen Lage sind. Da am Rastplatz Hegau-West auch eine Kapelle steht, kamen wir schnell auf die Fernfahrer. Das ergab sich.
Wie kommen Sie an die Fahrer heran? Die meisten stammen aus dem Osten und sprechen kaum Deutsch.
In der Arbeitsgruppe „Kirche und Arbeitswelt“ und im Caritasverband finden sich viele, die diese Sprachen beherrschen. Mit dem ukrainischen Pfarrer Pjotr haben wir einen Übersetzer gefunden, da mancher Fahrer aus der Ukraine kommt.
Im April widmeten Sie ein ganzes Wochenende den wartenden Truckern. Werden Sie die Aktion wiederholen?
Wir nennen das Lenkpause und werden es erneut anbieten am dritten Wochenende im Oktober. Dieses Mal machen wir es anders: Wir werden zwischen die Fahrzeuge gehen, um mit den Lenkern ins Gespräch zu kommen.
Was heißt das: Zwischen die Lastwagen gehen?
Wir haben bemerkt, dass die Fahrer ihre Fahrzeuge nicht verlassen wollen. Deshalb begeben wir uns zu ihnen. Dieser Ansatz ist bereits im April gut angenommen, als wir das zum ersten Mal machten.
Können Sie sich vorstellen, warum die Männer so zögerlich sind?
Die Männer haben Sachgüter geladen und sie fahren mit vollem Tank. Sie dürfen ihren Lastzug nicht verlassen und wollen das auch nicht, weil sie für Fahrzeug und die teure Fracht geradestehen müssen vor ihrem Arbeitgeber. Sie passen auf einen Wertgegenstand auf.
Seelsorgen für Lkw-Fahrer schüttelt man nicht aus dem Ärmel. Haben Sie genügend Helfer für diese Aktion?
Da bin ich guter Dinge. Im April fanden sich mehr als 50 Ehrenamtliche aus beiden Kirchen zusammen. Das war erfreulich und motivierend für alle – auch für die nächste Auflage.
Wie sieht es mit Ihren Erfahrungen aus? Haben sie schon einmal einen Lastwagen gesteuert?
Nein, leider nicht. Ich habe auch keinen Führerschein dafür. Ich weiß nur, dass die Lenker unter einem riesigen Kamindruck stehen, wie ich das nenne. Das heißt, sie sind dauernd in Zeitnot, weil sie die Fracht fristgerecht abliefern müssen. Die Fahrer aus Osteuropa sind monatelang nicht zu Hause. Ihr Leben besteht aus Arbeiten, Schlafen und wieder Arbeiten.