1:0 für Singen. So lautete der Titel eines anonymen Flugblatts, das im Herbst des Jahres 1996 in den Engener Briefkästen landete. Der Zeitpunkt: Zwischen dem ersten Termin der Bürgermeisterwahl und der Entscheidung am 13. Oktober. Von zehn Bewerbern gab es noch zwei klare Favoriten: Johannes Moser, damals Wirtschaftsförderer der Stadt Singen. Sein leider seit vielen Jahren schon verstorbener Kontrahent war Godehard Steffen aus Radolfzell, Sohn eines in Engen bekannten und geschätzten Chefarztes im Engener Krankenhaus. Dabei hatte Engen ausgerechnet Anfang der 1990er-Jahre aus wirtschaftlichem Druck heraus mit dem Singener Klinikum fusioniert.

Engen wurde eben nicht zum Satelliten von Singen

Das bot reichlich Futter für die These, dass ein Bürgermeister, der von Singen wechselt, noch weitere Engener Einrichtungen in die Hohentwielstadt verlagert. Moser gewann die Stichwahl. Indes hat er eben mit aller Macht, viel Geschick, guten Argumenten und Hilfe des Gemeinderats dafür gekämpft, dass Engen nicht zum Satelliten von Singen verkommt, sondern mit Nachdruck bei vielen elementaren Einrichtungen die Selbständigkeit erhält. Dies galt vor allem für das Krankenhaus.

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In allen maßgebenden Gemeinderatssitzungen war Mosers große Leidenschaft spürbar: Voller Einsatz für den Erhalt des Klinikums. Am Ende musste Engen im Jahr 2015 doch die Segel streichen, weil der mittlerweile federführende Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz das bittere Ende für die noch vorhandenen Stationen und Betten im Engener Klinikum einläutete. Dass offensichtlich Zusagen nicht eingehalten wurden, sorgte für heftige Kontroversen. Der Zorn der Engener Gemeindevertreter war groß. Allen voran machte Bürgermeister Johannes Moser seinen Unmut kund.

Aus 13 Millionen Mark wird 19 Millionen Euro Guthaben

Das ehemalige Krankenhaus ist heute ein Medizinisches Versorgungszentrum mit einem vielfältigen medizinischem Angebot. Es gebe sogar noch mehr ambulante Operationen als früher, stellt der scheidende Bürgermeister Moser fest. Die Finanzen bei seinem Amtsbeginn: Keine Schulden – Rücklagen 13 Millionen Mark. Diese Werte hat Moser vom Vorgänger Manfred Sailer übernommen. Ein Macher und Sparfuchs. Die Prognose: Die Summe sei bis in sechs sieben Jahren aufgebraucht. Stand heute: 19 Millionen Guthaben – nicht Deutsche Mark, sondern Euro.

Mehr als 100 Millionen Euro investiert

Dabei hat die Stadt in der 27-jährigen Ära von Moser weit mehr als 100 Millionen Euro investiert: Gymnasium mit Start im Jahr 2005 für Netto-Kosten von 13 Millionen Euro, neue Stadthalle, Kindertagesstätte und vieles mehr. Fast alles in Planung und Ausführung durch das eigene Stadtbauamt.

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Was Moser auszeichnete: Er war immer um einen breiten Konsens bemüht, aber auch um klare Mehrheiten, wie er selbst bekennt. Und in jeden Thema höchst kompetent. Komplexe Zusammenhänge erläuternd und die Weitsicht wahrend.

Diese Erinnerungen bleiben haften

Johannes Moser war mein Mitspieler beim FC Singen 04 Anfang der 1980er-Jahre. Damals fast noch wortkarg. Zumindest hat der damalige Student der Verwaltungshochschule Kehl auf mich so gewirkt. Das hat sich drastisch geändert. Die Begegnung in neuen Rollen: Redakteur und Bürgermeister. Es gab gleich ein paar Reibungspunkte. Manches der ersten Telefongespräch hätte auf dem Fußballfeld eher auf einen Spielabbruch hingedeutet. Respekt und Fairness sind schnell gewachsen.

Nochmals gemeinsam am Ball

Es bleiben prägende Erinnerungen an gemeinsame Einsätze bei Fußballspielen, wie mit dem Rathaus-Team beim legendären Grümpelturnier in Bittelbrunn oder zur Eröffnung des erneuerten Kunstrasensplatzes im Engener Hegaustadion. In der Tat war Johannes Moser ein balltechnisch sehr beschlagener Mitspieler. Haften bleibt auch, dass er zum Schluss mancher Gemeinderatssitzung bei nicht mehr ganz so wichtigen Punkten auf das Tempo drückte, damit ich ein wichtiges Fußballspiel im Fernsehen nicht verpasste: „Ich wünsche noch einen schönen Fußballabend“, so seine abschließenden Worte.

Ein Bürgermeister geht nicht baden, macht sich aber bei einer Hitzewelle auf Wunsch des SÜDKURIER schon mal die Füße nass. Das Bild ...
Ein Bürgermeister geht nicht baden, macht sich aber bei einer Hitzewelle auf Wunsch des SÜDKURIER schon mal die Füße nass. Das Bild zeigt Johannes Moser in der Wassertretstelle Engen-Bargen. | Bild: Bittlingmaier, Albert

Die Behauptung, den Engener Bürgermeister einmal nass gemacht zu haben, dürfte Johannes Moser wie früher etwas wortkarg machen. So geschehen im heißen Juli des Jahres 2018 in der Wassertretstelle, nahe des Engener Stadtteils Bargen. In einem SÜDKURIER-Artikel sollte es um eine Abkühlungsaktion gehen. Dafür stellte sich Johannes Moser gerne zur Verfügung und tunkte seine Beine in das kühlende Wasser. Und das sichtlich mit Wohlbefinden.

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Meine Wünsche an den langjährigen Weggefährten: Nach den anstrengenden Bürgermeisterjahren, mit viel Verzicht auf das Private, den Ruhestand zusammen mit seiner Frau Sonja genießen. Und das bei möglichst bester Gesundheit und sportlicher Vitalität.