Nach einem Unfall auf der Autobahn kommt es auf jede Minute an. Oberstes Gebot ist es deshalb eine Rettungsgasse zu bilden, damit Einsatzfahrzeuge schnell an die Einsatzstelle kommen. Nach einem Auffahrunfall mit vier, zum Teil schwer verletzten, Menschen auf der A81 bei Engen vor gut einer Woche hatte die Polizei Kritik am falschen Verhalten der nachfolgenden Autofahrer geäußert. Doch daran gibt es nun wiederum Kritik von Fahrern, die bei Hitze zwei Stunden im Stau gestanden haben. Der Engener Feuerwehrkommandant gibt zudem eine Einschätzung, wie häufig er sich über das Verhalten mancher Autofahrer bei Unfällen ärgert.

Die Beamten hätten eine Vielzahl Verkehrsteilnehmer festgestellt, die ihre Autos verlassen hatten, auf den Leitplanken verweilten, sich unterhielten, rasteten und Kinder, die im Stau spielten, sodass ein Befahren der Rettungsgasse kaum möglich war, berichtete Polizeisprecherin Katrin Rosenthal nach dem Unfall. Richtig wäre gewesen, den Rettungsfahrzeugen Platz zu machen und das eigene Auto keinesfalls zu verlassen, so der Appell der Polizeisprecherin. Verstöße dagegen könnten auch mit einem Bußgeld bestraft werden.

Hitze sei im Auto nicht zu ertragen

„Die Rettungsgasse war vorbildlich ausgeführt“, hält Marcel Auer dagegen, nachdem er den Bericht im SÜDKURIER gelesen hat. Auch er stand nach dem Unfall im Stau. Dass die Autofahrer bei sommerlichen Temperaturen und einer Wartezeit von zwei Stunden auf ein schattiges Plätzchen hinter den Autos ausgewichen seien, ist für ihn nachvollziehbar. Eine Gefährdung oder Behinderung durch spielende Kinder habe er nicht feststellen können.

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Auch Christian Piechotta befand sich zum Zeitpunkt des Unfalls auf der Autobahn und musste warten. Er schreibt ebenfalls an die Redaktion, dass eine Rettungsgasse gebildet worden sei und die Rettungskräfte ungehindert durchfahren konnten.

Sorge um spielende Kinder

Bea Baier bestätigt dagegen in einem Kommentar auf Facebook, was die Polizei geschildert hat: „Wir standen auch lange im Stau und hatten mega Angst um die Kinder, die auf der Erhöhung zwischen uns und dem Gegenverkehr hin und her rennen durften.“

„Es sind einzelne Wenige, die schwierig sind oder problematisches Verhalten zeigen. Die Meisten verhalten sich korrekt.“ Markus Fischer, ...
„Es sind einzelne Wenige, die schwierig sind oder problematisches Verhalten zeigen. Die Meisten verhalten sich korrekt.“ Markus Fischer, Feuerwehrkommandant Engen | Bild: Kerle, Helene

Wie oft haben Einsatzkräfte mit solchen Situationen zu tun? „Es kommt immer wieder vor, dass sich Verkehrsteilnehmer nach einem Unfall auf der Autobahn nicht richtig verhalten“, antwortet Polizeisprecherin Rosenthal auf diese Frage.

Ähnlich beschreibt das auch der Engener Feuerwehrkommandant Markus Fischer. Bei besagtem Unfall habe es eine Rettungsgasse gegeben und die sei vor ihnen von der Polizei freigemacht worden. Von spielenden Kindern berichtet er nicht. Ein bis zwei Fahrzeuge hätten vor den Einsatzwagen aber die Spur gewechselt. „Dies kann durchaus problematisch werden, war aber in diesem Fall unkritisch“, berichtet er auf Nachfrage.

Die Mehrheit verhält sich korrekt

Grundsätzlich ist Fischer aber auch immer wieder riskante Fahrmanöver bei Einsätzen gewöhnt. „Als erstes Einsatzfahrzeug in der Rettungsgasse mache ich schon die Erfahrung, dass immer Fahrer dabei sind, die in die Mitte ziehen, um nach vorne schauen zu können oder die Spur zu wechseln“, so Fischer. Manche Fahrer seien auch einfach überfordert und wüssten nicht, wohin sie sollen. „Da hängt man oft an der Hupe oder manchmal bedarf es einer Durchsage“, so seine Erfahrung.

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Es sei meistens so, dass nur einzelne Verkehrsteilnehmer schwierig seien oder sich problematisch verhielten. Dazu gehöre zum Beispiel auch, dass die Einsatzkräfte beschimpft würden oder nach dem Absperrbereich direkt Vollgas gegeben werde, womit Autofahrer ihrem Unmut Ausdruck verleihen. Dennoch stellt Markus Fischer fest: „Die meisten verhalten sich korrekt.“