Die Aktiven konnten bei der Kommunalwahl 2024 jede fünfte abgegebene Stimme auf sich vereinen und zogen mit drei Kandidaten in den Gemeinderat von Gaienhofen. Unter ihnen sind erstmals zwei Neulinge im politischen Geschäft: Christoph Bürgel und Norbert Feurer lösten Anton Rosen und Jürgen Rottler ab.

„Geht nicht, gibt‘s nicht. Es gibt immer einen Weg“ – mit diesem Slogan ging Christoph Bürgel für die Aktiven in den Wahlkampf. Norbert Feurer gab sich eine andere Losung: „Zukunft gestalten mit Augenmaß und Herz“. Bei einem Treffen mit dem SÜDKURIER präsentierten sie genau diese Eigenschaften. Während Norbert Feurer Augenmaß nimmt und Grenzen von Machbarem erkundet, sucht Christoph Bürgel diese zu überwinden. Auch wenn beide Kandidaten ungleich auftreten, so bietet ihnen die Liste Raum für die eigene Persönlichkeit. Denn bei den Aktiven würde untereinander die Chemie stimmen, sind sich beide einig. Beide schätzen es auch, dass es keinen Fraktionszwang in der Liste gibt.

Eigentlich wollte er schon früher in den Rat

Norbert Feurer ist Zahnmediziner. Der 65-jährige Hemmenhofener ist je nach Blickwinkel ein Teilzeitrentner oder ein Teilzeitbeschäftigter. 2023 übergab er seine Arztpraxis in Horn an seinen Nachfolger, hilft seitdem aber einem Kollegen in Gottmadingen weiterhin als Zahnarzt aus. Bereits vor zehn Jahren hatte er sich erstmals um einen Sitz im Gemeinderat beworben. Im Nachhinein ist er froh, dass er nicht in den Rat gewählt wurde, weil damals das Ehrenamt nicht mit seinem Praxisbetrieb vereinbar gewesen wäre, so Feurer.

Erst in diesem Jahr kandidierte er erneut. Der in Radolfzell aufgewachsene Zahnarzt war bei der Auszählung der Stimmen am Wahltag dabei. Nachdem sein Name auf dem Monitor erschien, habe er sich gedacht: „Jetzt wird es ernst.“ Mit seiner Kandidatur möchte er sich gegen einen allgemeinen Trend bewegen: „Es tut der Gesellschaft gut, wenn man sich daran beteiligt und nicht nur motzt, wenn etwas nicht klappt“, sagt Feurer. Aktuell sei es so, dass die Menschen zwar kontrovers diskutierten, aber selber wenig machen würden. Dieses Phänomen sehe er auch in den Vereinen. Sie würden oft als eine preiswerte Freizeitmöglichkeit gesehen. Doch ein Verein trage auch den Kern in sich, dass man für ihn eintrete.

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Darauf angesprochen, wofür Feurer sich im Gemeinderat einsetzen möchte, folgt eine längere Pause. Da stünde er noch am Anfang, gibt er zu. Letztlich wisse er nicht, was fest zementiert sei und was man ändern könne. Als ein großes Problem empfindet er den Mangel an bezahlbarem Wohnraum, beispielsweise für die Angestellten der ansässigen Gastronomie. Norbert Feurer betrachtet den Wohnungsbau als eine komplexe Herausforderung. Denn dazu bräuchte es neue Erschließungen von Flächen und neue Bebauungspläne. Aber gerade die Bebauungspläne seien fest zementiert.

Nahverkehr muss attraktiver werden

Den Nahverkehr findet Feurer gut, aber dennoch ausbaufähig. Zum Beispiel würde es bei den Übergängen von Zug zum Bus hakeln. Auch die Verbindungen zu Großveranstaltungen könnten seiner Meinung nach mit weiteren Bussen flankiert werden. Es fehle an einem Konzept, wenn man nachts mit Zug und Bus ankomme und die Laternen ausgeschaltet seien. Es seien diese vielen Sachen, die den öffentlichen Nahverkehr „hakelig machen“ würden. Sie führten dann dazu, dass die Menschen doch das Auto dem öffentlichen Nahverkehr vorziehen würden.

Sein Interesse an der Gemeindepolitik ist groß

Christoph Bürgel ist Elektromeister. Er stellte sich zum ersten Mal zur Wahl und wurde auf Anhieb in den Gemeinderat gewählt. Der 48-Jährige verfolgt die Gemeindepolitik schon seit Langem. Zwar sei er für eine Kandidatur angesprochen worden, doch habe er sich selbst schon vorher mit dem Gedanken getragen. Dass auch sein Schwager Karl Amann (UBL) und sein Arbeitgeber Alexander Ruhland (Freie Wähler) in unterschiedlichen Listen im Gemeinderat sitzen, nimmt Bürgel gelassen hin. In einem Dorf sei das schließlich so möglich, sagt er.

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Bürgel ist in der Freiwilligen Feuerwehr und in der Narrenzunft der Horner Heufresser engagiert. Für das Konzept der Vereinsförderung im Ort findet er lobende Worte. Nachholbedarf sieht er hingegen, wie auch sein Fraktionskollegen Feurer, beim heimischen Wohnungsbau. Er stellt fest, dass Kollegen hier Wohnungen suchten und keine fänden. Deshalb müsse unbedingt ein wirksames Konzept gefunden werden. Es sei schade, wenn Kinder wegziehen müssten, so Bürgel.

Mehrfamilienhäuser schaffen viel Wohnraum

In Neubaugebieten sollte seiner Ansicht nach zugelassen werden, dass Mehrfamilien-Häuser entstehen können. Konzepte für die Bauplatzvergabe gebe es bereits, man könnte nun auch Richtlinien erarbeiten, die größere Häuser anstelle von Eigenheimen vorsehen. Früher habe die Gemeinde gewollt, dass der Tourismus durch die Ferienwohnungen gefördert wird. Doch diese Zeit sei vorbei. Bürgel spricht sich dafür aus, dass eine Einliegerwohnung im Neubaugebiet nicht mehr als Ferienwohnung, sondern nur noch fest vermietet werden darf.

Auch der Straßenbau ist Christoph Bürgel wichtig. Dieser sei in Gaienhofen eine Katastrophe. In den vergangenen 30 Jahren sei, bis auf eine Straße in Horn, keine richtig saniert worden. Doch im Augenblick würden der Gemeinde die finanziellen Mittel dazu fehlen.