CDU-Fraktionssprecher Bernd Schöffling kann Bilanzen lesen. Seine Analyse nach der Vorstellung des Jahresergebnisses durch die Vermögensverwalter der Baden-Württembergischen Bank für die Anneliese-Bilger-Stiftung (ABS) lautet deshalb: „Mit meinem Bankberater wäre ich strenger gewesen.“ Der Gottmadinger CDU-Gemeinderat spricht damit aus, was seinen Kollegen aus allen Fraktionen die Stimmung verdirbt. Mit bitterer Miene betrachteten die Räte das Zahlenwerk, wohl wissend, dass der Schaden langfristig nur bedingt auszugleichen ist.
Die Stiftung hat 2022 unter den schwierigen Bedingungen am globalen Finanzmarkt gelitten und einen Verlust in Höhe von 12,63 Prozent eingefahren. Einen Verlust also, wie ihn die Stiftung seit ihrer Gründung noch nicht gesehen hat. Die Gründe sind bekannt: Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme am Weltmarkt und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der eine schwere Energiekrise ausgelöst hat. Die Folgen spürt jeder Bürger am eigenen Geldbeutel.
Die Inflation führt nicht nur zu einem realen Wertverlust des Nettolohns, sondern auch bei den Sparguthaben. Kein leichtes Umfeld für Kapitalanleger wie die Anneliese-Bilger-Stiftung, die ja alleine mit den erwirtschafteten Erträgen in der Gemeinde Gutes tun will.

Wie aus den Zahlen der Stiftung zu lesen ist, musste die Stiftung 2022 in allen Anlage-Bereichen Verluste hinnehmen: Die Rentenpapiere, die einen Anteil von 58,7 Prozent vom Gesamtvermögen ausmachen, rutschten um 12 Prozent ins Minus. Bei den Aktien mit einem Anteil von 28,5 Prozent betrug der Verlust sogar 19,7 Prozent. Im Durchschnitt endete das Jahr 2022 für die Stiftung mit einem Minus von 12,63 Prozent. Es sei das schlimmste Jahr seit Beginn der Vermögensverwaltung im Jahr 2007 gewesen.
Erst 2021 hatte man wegen der niedrigen Zinsen eine Kurskorrektur vorgenommen und den Aktienanteil erhöht. Doch die Entwicklung am Aktienmarkt erforderte 2022 eine erneute Korrektur und den Verkauf von Aktien.
Hoffen auf weiter steigende Zinsen
Etwas optimistischer stellt sich die Entwicklung seit Jahresbeginn 2023 dar. Im ersten Quartal zeigen die Kurven der Stiftung dank gestiegener Zinsen wieder nach oben. Die Inflation von über zehn Prozent könne der aktuelle Zinssatz von rund drei Prozent jedoch nicht ausgleichen. Auch bei den Aktien habe sich die Lage beruhigt. Für Bürgermeister Michael Klinger ist es eine bittere Erkenntnis, „dass man an den Kapitalmärkten mit nachhaltigen Anlagen nicht so viel verdienen kann wie mit Rüstung, Rohstoffen und Energie.“
Wie es mit der ABS weiter gehen soll, erläuterte der Kämmerer Andreas Ley. Er rechnet zum Ende 2023 mit einem Stiftungskapital von rund 4,4 Millionen Euro. Der Erfolgsplan sieht Erträge in Höhe von 167.000 Euro vor. Dem stehen Ausgaben in Höhe von 131.000 Euro gegenüber. Das ergibt einen vorsichtig geschätzten Gewinn von rund 35.000 Euro.
Die wichtigsten Einnahmen kommen in Höhe von 67.500 Euro aus den Mieten. Damit erweist sich die Entscheidung zum Bau des Neun-Familien-Haus in der Hilzinger Straße als richtig. Zinserträge machen knapp 40.000 Euro aus, Dividende knapp 21.000 Euro und die Auflösung von Sonderposten weitere 10.730 Euro. Durch den Neubau hat die Stiftung aber auch Schulden in Höhe von 735.272 Euro. Diese werden zum Jahresende um 30.000 Euro geschrumpft sein.
13.000 Euro sollen in diesem Jahr an Gottmadinger Vereine ausgeschüttet werden. 2022 waren es sogar 13.390 Euro, die ausschließlich aus noch vorhandenen Rückstellungen ausgeschüttet werden konnten.
Zuschuss für Spielplatz-Neubau
2023 und 2024 beteiligt sich die Anneliese-Bilgerstiftung gemäß ihres Vereinszwecks mit rund 130.000 Euro an der Aufwertung des Spielplatzes Riedwies. Diese Summe stammt aus Rücklangen vergangener Jahre.