Es geht weiter in Sachen Radverkehr: In zügigen Schritten müssen die Gottmadinger Gemeinderäte beraten und entscheiden, was mit der Hauptstraße geschehen soll. Dabei beziehen sie sich nicht nur auf die Expertise des Freiburger Planungsbüros Fichtner, sondern auch auf die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt, die im vergangenen Jahr mehrfach getagt hat, um Lösungen für bessere Radwegverbindungen in der Gemeinde zu suchen. Gottmadingen hat nämlich in dieser Hinsicht Nachholbedarf.
Wer das Dorf als Fremder ansteuert, sieht sich von der Verkehrsführung im Stich gelassen. Das führt dazu, dass Radfahrer sich in die stark befahrene Hauptstraße einfädeln und mit dem Autoverkehr auf der Bundesstraße 34 mitschwimmen müssen.
Für versierte Radler mag das kein Problem sein; wer nicht ganz so mutig ist, kann sich auf der stark befahrenen Bundesstraße von der Blechlawine schon mal bedroht fühlen. Die Konsequenz ist, dass manche Verkehrsteilnehmer das Auto benutzen, obwohl sie gerne radeln würden. Im Auto fühlen sie sich jedoch sicherer. Ein Fakt, der nicht zu der geplanten Mobilitätswende in Gottmadingen passt.
Ideen aus der Bürgerwerkstatt
In der Gottmadinger Bürgerwerkstatt wurden zahlreiche Ideen zur Verbesserung der Radwege entwickelt. Der Fokus in der jüngsten Gemeinderatssitzung richtete sich jetzt aber auf die Hauptstraße. Diese ist sanierungsbedürftig und soll vom Bund in naher Zukunft erneuert werden. Den Umbau der B34 will die Gemeinde nutzen, um im gleichen Zuge ihre eigenen Ziele voranzubringen. Wie sich jetzt herausstellte, herrscht aber keineswegs große Einigkeit im Gremium, was die Ziele angeht.

Etliche Beteiligte der Bürgerwerkstatt hatten sich zur Sitzung eingefunden, um die Debatte zu verfolgen. Es wird deutlich, dass es den Bürgern ein Anliegen ist, die Verkehrswege mit Hilfe des Planungsbüros neu zu ordnen. Doch die Meinungen, wie die Lösung am Ende aussehen könnte, gehen durchaus auseinander. Überraschend war dann auch das Abstimmungsergebnis nach einer lebhaften Diskussion.
Knappe Ablehnung von Schutzstreifen
Weil die Straße nicht breit genug ist, hatte das Planungsbüro vorgeschlagen, nur einen Schutzstreifen für Radfahrer vorzusehen. Dieser würde mit einer Breite von 1,50 Metern und Markierungen an den Straßeneinmündungen ausgeführt werden. Doch diese Variante wurde bei Stimmengleichheit (zehn Ja und zehn Nein) und einer Enthaltung knapp abgelehnt. Stattdessen gab es eine klare Mehrheit für die Einrichtung von Tempo 30 auf der Hauptstraße von der Roseneggstraße bis zur Randegger Straße.
Schon in der Bürgerfragestunde hatte Volker Rauwolf ein starkes Plädoyer für die Geschwindigkeitsreduktion abgegeben. Auch die SPD-Fraktion stimmte für diesen Vorstoß. Sprecherin Kirsten Graf freut sich angesichts 1200 Autos pro Stunde über den Gesinnungswandel im Kollegium, hätte allerdings gerne auch noch einen Schutzstreifen für Radfahrer gehabt. „Unser Ziel ist es, den Radverkehr zu fördern“, sagte sie.
„Alternativrouten anbieten“
Ganz anders argumentierte Eberhard Koch (FWG): „Unsere Fraktion will andere Akzente setzen“, sagte er. „Wir wollen möglichst keine Radfahrer auf der B34, sondern Alternativrouten anbieten.“ Die Fraktion unterstütze mehrheitlich die Geschwindigkeitsreduktion in der Hauptstraße auf Tempo 30, den Streifen halte man aber für kontraproduktiv, da sich Radfahrer dort in falscher Sicherheit wiegen würden. Das bekräftigte auch Markus Bruderhofer (FWG).
Offenbar suchen sich viele Radfahrer schon ihre eigenen Routen. Rund 200 Radler wurden bei einer Verkehrszählung im Oktober 2019 von Singen kommend gezählt. Im Ortskern waren es nur noch 83.
Lange Schlangen bei Tempo 30?
Walter Beyl (FWG) sieht die Leistungsfähigkeit der B34 in Gefahr, wenn das Tempo gesenkt werde. Und Norbert Fahr (FWG) berichtet von Erfahrungen aus Rielasingen, wo sich lange Schlangen in temporeduzierten Bereich ergäben.
Dagegen hält Bernd Schöffling (CDU), dass die Strecke in Rielasingen zwar ein paar Sekunden mehr Zeit beanspruche, dafür aber Lärm vermieden werde. Michael Stemke (CDU) sprach sich ebenfalls für Tempo 30 aus, um die Gefahr in der Gottmadinger Hauptstraße für Radfahrer zu senken.
Eine kostspieligere Angelegenheit dürfte der Umbau der Ortsmitte mit Ampelkreuzung vor dem alten Rathaus werden. Hier hatten die Freiburger Planer eine Radfahrspur für links abbiegende Radler und eine Verbreiterung des Gehwegs im Bereich der Brücke über den Riederbach vorgeschlagen.
Hier hätten dann auch Radfahrer Platz, bevor sie von der Hauptstraße in die Lindenstraße abbiegen können. Mit einer knappen Mehrheit von zehn zu neun Stimmen und zwei Enthaltungen beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, mit der Straßenbaubehörde des Bundes über eine solche Lösung zu verhandeln.
Verschiedene Geschwindigkeiten auf der Strecke, wie sie Markus Klopfer (CDU) vorgeschlagen hat, kommen laut Bürgermeister Michael Klinger nicht in Frage. „Wir können das Tempo nur auf der gesamten Strecke reduzieren“, sagte er und verweist auf den Lärmaktionsplan. Dabei ist das erste Ziel die Minderung des Verkehrslärms für die Anlieger.