Als die Helfer Grill und Kaffeemaschine anwerfen, tröpfelt es. Aber die lange Tafel wurde regensicher aufgestellt, bald sind die Plätze besetzt und das Buffet biegt sich unter mitgebrachten Speisen. Die Wohnbaugenossenschaft Gottmadingen (WBG) hatte zum Nachbarschaftsfest eingeladen.

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Bei 54 Neubauwohnungen gab es im Quartier viel Wechsel, und das Fest ist ein willkommener Anlass, mit den neuen Nachbarn ins Gespräch zu kommen. Am unkompliziertesten sind da die Kinder. Dem sechsjährigen Nazaan und seinem jüngeren Bruder Shayan gefallen die neuen Spielplätze, auf denen man toben und neue Freunde finden kann. Vater Rezwan Akbar freut sich über die sehr durchdachte Anlage und lobt die Fahrradstellplätze. Man könne die Kinder auch mal unbesorgt springen lassen, ohne dass sie auf die Straße laufen.

Die Kinderfreundlichkeit wird von vielen betont, sogar von Älteren, wie Vera Jonszis, die aus der Fliederstraße in eine Altbauwohnung in der Hardstraße umgezogen ist und sich jedes Mal freut, wenn sie spielende Kinder sieht. Der Umzug wurde notwendig, da ursprünglich auch an der Fliederstraße neu gebaut werden sollte. Wegen der angespannten Situation in der Baubranche liegen diese Pläne zwar vorläufig auf Eis, aber Vera Jonszis, die unter einer Gehbehinderung leidet und im vierten Stock wohnte, freut sich nun über eine frisch renovierte Wohnung im Erdgeschoss.

Corina Fischer freut sich, dass Soleil und Mirelle (r.) Nachbarskinder kennenlernen.
Corina Fischer freut sich, dass Soleil und Mirelle (r.) Nachbarskinder kennenlernen. | Bild: Ulrike Blatter

In Gesprächen wird deutlich, wie sehr sich viele Geschichten ähneln: Die lange Suche nach einer neuen Bleibe, beengte Wohnverhältnisse, das Gefühl, dass die Wohnung mit dem dritten Kind aus allen Nähten platzt oder die verzweifelte Suche nach einem ruhigen Eckchen für das Homeoffice. Viele betonen, wie wichtig geförderter Wohnraum sei. Für die meisten ist der Wohnberechtigungsschein unabdingbare Voraussetzung, um überhaupt bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Das Nachbarschaftstreffen der Gottmadinger Wohnbaugenossenschaft fand ein großes Interesse.
Das Nachbarschaftstreffen der Gottmadinger Wohnbaugenossenschaft fand ein großes Interesse. | Bild: Ulrike Blatter

Oft wurde wegen Eigenbedarfs gekündigt, wie auch der Familie Fischer aus Weiterdingen. Nach neun Monaten Wohnungssuche war sie überrascht, wie zügig dann das Bewerberverfahren bei der WBG lief. „Wir haben das Gefühl, dass die WBG darauf achtet, dass die Menschen, die hier so dicht beieinander leben, auch zusammenpassen“, sagt Corina Fischer. Ihre Töchter Soleil (5) und Mirelle (3) gehen noch in den Kindergarten am alten Wohnort, schauen sich aber auch nach neuen Freundinnen um, mit denen sie nun das Kuchenbuffet stürmen.

Sie hatten Spaß am Nachbarschaftstreffen mit regem Austausch der Bewohner: Michelle Nüchter und Dennis Funke.
Sie hatten Spaß am Nachbarschaftstreffen mit regem Austausch der Bewohner: Michelle Nüchter und Dennis Funke. | Bild: Ulrike Blatter

Sehr berührend ist die Geschichte von Michelle Nüchter und Dennis Funke: Die junge Frau aus Frankfurt und der Hegauer verliebten sich auf den ersten Blick ineinander und zogen kurzentschlossen zusammen. In einem Ein-Zimmer-Appartement, in dem sie wohnten, bevor sie bei der Genossenschaft einzogen, wurde die Beziehung auf manche Probe gestellt, aber die Kündigung wegen Eigenbedarfs war die ultimative Herausforderung. „Es fehlte nicht viel und wir wären auf der Straße gelandet“, sagen sie. Aber dann die Rettung: „Die Wohnung hier ermöglicht uns endlich ein normales Leben.“ Der Einzugstag sei der bislang schönste Tag ihres Lebens gewesen. Aber da ist noch Luft nach oben: Denn bald soll geheiratet werden.