Die Bühne ist riesig, das Budget enorm und der Aufwand nur schwer kalkulierbar. „Rund 6 Millionen Franken Umsatz machen wir mit Stars in Town“, berichtet Festival-Sprecher Urs Peter Naef zur Begrüßung der Gewinner einer Backstage-Führung am Festival in Schaffhausen. 6 Millionen Franken auszugeben ist natürlich einfacher, als wieder mindestens 6 Millionen Franken einzunehmen, um das Festival zu finanzieren. „Rund 60 Prozent davon bezahlt unser Publikum“, verrät Naef den Teilnehmern der Backstage-Führung im Foyer des Stadttheaters Schaffhausen, wo sich wenig später die zahlende Kundschaft der teuren Lounge-Tickets auf das Buffet stürzen kann.

Festival-Sprecher Urs Peter Naef hat die Gewinner hinter die Kulissen geführt.
Festival-Sprecher Urs Peter Naef hat die Gewinner hinter die Kulissen geführt. | Bild: mgb/na

Riccardo Romei mit seinen Kindern Juanes und Josmeily sowie Nina und Noel Weber haben eine solche Führung gewonnen und hören interessiert zu. Natürlich wollen sie wissen, wer den Rest bezahlt? Naef kennt die Antwort: „Wichtig sind auch die Bewirtungsstände und die Sponsoren.“ Dazu zählen auch Medienpartner wie der SÜDKURIER, der dafür seinen Lesern solch einen Blick hinter die Kulissen öffnen darf. Einer der Großsponsoren sei der Einzelhandels-Riese Migros, der sich mit einem sechsstelligen Betrag an den Kosten beteilige, verrät Naef. Er war einst selbst Pressesprecher des Großkonzerns. Doch trotzdem gehöre das Festival nach wie vor den Besuchern.

SÜDKURIER-Redakteur Matthias Biehler mit den Teilnehmern der Backstage-Führung und Stars-in-Town-Mediensprecher Urs Peter Naef.
SÜDKURIER-Redakteur Matthias Biehler mit den Teilnehmern der Backstage-Führung und Stars-in-Town-Mediensprecher Urs Peter Naef. | Bild: Carmen Biehler

Schon über 25.000 Besucher können die Veranstalter am Ende der ersten Festivalwoche zählen, insgesamt über 60.000 sind es nach Woche zwei – obwohl da ein Veranstaltungstag weniger ist. Sechs Abende pro Jahr seien für die große Bühne auf dem Herrenacker gesetzt, sagt Festivalsprecher Naef: „Und wenn dann noch was dazu kommt, das man nicht absagen kann – wie in diesem Jahr die Toten Hosen – dann haben wir mit zwei Mal Mittwoch noch zwei Termine frei.“ Maximal acht Festivaltage seien mit Stadtverwaltung und Kantonsregierung, die beide zu den wichtigen Unterstützern des weit über den Kanton Schaffhausen hinaus strahlenden Ereignisses zählen, vereinbart.

Und das wirtschaftliche Konzept geht auf. Die ersten drei Festival-Abende waren ausverkauft – der Auftritt der Toten Hosen sogar innerhalb weniger Minuten. Und die Punker haben nachhaltig gewirkt. Sogar Festivalleiter Adi Brugger mag kaum noch aus dem Hosen-Shirt schlupfen, wenn er über den Herrenacker läuft.

Ein ungewohnter Blick für Konzertbesucher: Die Gewinner der Backstageführung konnten einmal von der Bühne aufs Festivalgelände schauen.
Ein ungewohnter Blick für Konzertbesucher: Die Gewinner der Backstageführung konnten einmal von der Bühne aufs Festivalgelände schauen. | Bild: Andreas Hühner

Auch mit dem vierten Abend mit dem britisch-albanischen Superstar Rita Ora können die Veranstalter zufrieden sein. „90 Prozent des Kontingents ist verkauft“, so Naef. Rund 6000 Besucher seien das, denn 6500 Gäste seien inzwischen die Maximalbelegung des Herrenackers. „Wir haben das etwas reduziert gegenüber dem Vorjahr, weil es an manchen Stellen einfach zu eng wurde“, erläutert Naef. Zum Finale mit Adel Tawil und Bligg konnten die Organisatoren noch einmal ausverkauft melden. Das mache die Entscheidung leicht, die 13. Auflage für nächstes Jahr zu planen.

Hinter die Bühne ist alles bereit für den großen Auftritt – wie hier die Gitarrensammlung von Michael Patrick Kelly.
Hinter die Bühne ist alles bereit für den großen Auftritt – wie hier die Gitarrensammlung von Michael Patrick Kelly. | Bild: Andreas Hühner

Helfer kommen auch extra aus Deutschland

Bereits im zwölften Jahr machen die Stars-in-Town-Organisatoren des Schaffhauser Herrenacker zum Konzertsaal. „Einem der schönsten in der ganzen Deutsch-Schweiz“, wie Naef nicht ohne stolz anfügt. Es sei eben kein Gummistiefel-Festival, wie beispielsweise Wacken, das fast zeitgleich in Schlammmassen zu versinken drohte. Schlamm gibt es in Schaffhausen nicht, und sobald es zu regnen beginnt, verteilen unzählige Helfer die legendären Migros Mischtwättercapes. Insgesamt nahezu 700 freiwillige Helfer seien der andere Part, der das Festival möglich mache.

„Kommen die alle aus Schaffhausen?“, wollen die Teilnehmer der Führung wissen. Und Naef weiß, dass dem nicht so ist. Der Einzugsbereich sei viel größer und würde auch bis in den deutschen Raum reichen: „Jestetten ist ja nicht weit“, schmunzelt Naef.

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Helfer fahren die Stars ins Hotel nach Zürich

Die Aufgaben der Ehrenamtlichen sind vielfältig – vom Regencape-Verteilen bis zum Fahrdienst für die Stars, die zumeist in Zürich nächtigen. „Da kann es schon mal vorkommen, dass für die Mitglieder einer legendären Rockband acht Audi A8 bereit gestellt werden müssen, weil die Herren nicht gemeinsam ins Hotel gefahren werden wollen“, berichtet Naef aus der Festival-Historie. Aber auch solche Wünsche können erfüllt werden.

„Und in diesem Jahr haben wir zum Glück ganz viele Künstler, die nicht ganz so anspruchsvoll sind“, erzählt Naef. Da seien die 35 Bier für die After-Show-Party der Toten Hosen kaum erwähnenswert. Die seien schließlich nicht nur für die Band gewesen.

Festival-Ansager Alex Blunschi hat bereits den Termin für Stars in Town 2024 bekannt gegeben: Das Festival soll von 31-Juli bis 10. ...
Festival-Ansager Alex Blunschi hat bereits den Termin für Stars in Town 2024 bekannt gegeben: Das Festival soll von 31-Juli bis 10. August stattfinden. | Bild: Carmen Biehler

Aktuell läuft der Abbau der aufwendigen Festival-Aufbauten. Aber in den Köpfen beginnt schon die Planung für nächstes Jahr. Die 13. Ausgabe von Stars in Town soll vom 31. Juli bis 10. August stattfinden. „Details werden Ende Jahr mit der Bekanntgabe des Programms kommuniziert“, kündigt Naef an. Der Ticketvorverkauf soll schon Ende August starten.