Herr Metzler, vor acht Jahren haben Sie als Seiteneinsteiger mit kaufmännischer Ausbildung das Rathaus erobert. War die fehlende Verwaltungserfahrung hinderlich?

Aus meiner Sicht eigentlich nicht, denn man geht unvoreingenommener an die Aufgaben und bringt mehr neues Denken, mehr neue Ideen in eine Verwaltung hinein, als wenn man selbst aus einer Verwaltung, vielleicht sogar ähnlicher Größe, kommt.

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Sie kennen nun beide Welten: Wirtschaft und Verwaltung. Was würden Sie einem wirtschaftsorientiert denkenden Menschen als Rathauschef empfehlen?

Ganz schnell zu lernen, dass alles deutlich mehr Zeit braucht. Entscheidungen können nicht selbst, oder mit einem kleinen Kreis geklärt und entschieden werden. Viele Ebenen sind mit einzubeziehen, allen voran selbstverständlich der Gemeinderat als Hauptorgan der Gemeinde.

Gibt es aber auch Dinge, die sich die Wirtschaft von der Verwaltung abschauen könnte?

Im Grunde genommen die Umkehrung des oben genannten – die durch diesen umfangreichen Prozess gewonnene Sicherheit der Entscheidung. Es werden mehrere Ebenen mit einbezogen und Entscheidungen reifen langsamer. Zusammengefasst gibt es eben – wie fast überall – Vor- und Nachteile...

Auch am Schmotzige Dunschtig in Hilzingen im Einsatz: Nach der Schulbefreiung an der Peter-Thumb-Schule geht es ins Rathaus zu ...
Auch am Schmotzige Dunschtig in Hilzingen im Einsatz: Nach der Schulbefreiung an der Peter-Thumb-Schule geht es ins Rathaus zu Bürgermeister Rupert Metzler. | Bild: Arndt, Isabelle

Acht Jahre sind vergangen. Was wurde in dieser Zeit geschafft?

Sehr sehr viel! Der Kindergartenanbau in Riedheim. Insgesamt haben wir in diesem Zeitraum 9 neue Kindergartengruppen geschaffen, darunter allein 3 Krippengruppen. Im Moment sind drei Kindergartenprojekte am Laufen, Hilzingen bekommt einen neuen Kindergarten mit zwei Gruppen für über Dreijährige und eine Krippengruppe für unter Dreijährige, der Ortsteil Schlatt eine eingruppige Einrichtung und in Weiterdingen planen wir mit der katholischen Kirche zusammen die Erneuerung des Kindergartens St. Mauritius, sodass dort ebenfalls zwei Gruppen betrieben werden können. Gelungen ist in dieser Zeit der Erhalt des Schulstandortes in Duchtlingen sowie in Hilzingen als Gemeinschaftsschule, auch gegen Widerstand in der Raumschaft und die finale Ansiedlung der Christlichen Schule im Hegau mit inzwischen sogar gymnasialer Oberstufe, der Bau eines weit über die Grenzen der Region beachteten Feuerwehrgerätehauses und die Schaffung von Neubaugebieten in allen Ortsteilen und dadurch ein gutes und gesundes Wachstum der Gemeinde bei einer Bauplatzvergabe nach objektiven Kriterien. Selbstverständlich wurden die Sanierungen von Straßen und Gebäuden und als Krönung die Ortskernsanierung mit der Umsetzung der durch den Gemeinderat und Bürgerbeteiligung entstandenen Planung umgesetzt.

Der Ausbau der Christlichen Schule im Hegau hat dazu geführt, dass es in Hilzingen nicht nur zwei Gemeinschaftsschulen gibt, sondern man ...
Der Ausbau der Christlichen Schule im Hegau hat dazu geführt, dass es in Hilzingen nicht nur zwei Gemeinschaftsschulen gibt, sondern man im Ort auch Abitur machen kann. | Bild: Ingeborg Meier

Was werten Sie als größten Erfolg in dieser Zeit?

Auf jeden Fall den Erhalt unserer Peter-Thumb-Schule als weiterführende Schule. Hier war der Prozess zwar angestoßen aber weder der damalige Gemeinderat noch das Schulamt wollten hier zu Beginn eine Gemeinschaftschule verwirklicht sehen. Auch die regionale Schulkonferenz war hier von großem Misstrauen geprägt. Schlussendlich können wir nun aber eine schulische Infrastruktur vorweisen, wie es sie in ganz Baden-Württemberg für eine Gemeinde unserer Größe nicht noch einmal gibt.

Und was bleibt für die Zukunft zu tun in Hilzingen?

Eine Gemeinde bleibt niemals stehen: Es gibt Pflichtaufgaben, die bereits mittelfristig finanziert sind, wie den Bau des Feuerwehrgerätehauses in Schlatt am Randen, die Erweiterung des Gerätehauses in Duchtlingen, die Anschaffungen neuer Löschfahrzeuge wie beispielsweise des HLF10. Aber auch die Weiterführung der Hochwasserabwehr und Ausbau der in die Jahre gekommenen Kanäle steht an. Über allem steht natürlich auch für die Gemeinde Hilzingen, die Gefahren des Klimawandels abzuschätzen und die richtigen Schlüsse zu ziehen, genauso wie die weitere Entwicklung der Gemeinde zu planen. Für mich ganz persönlich stand auch die Standortsicherung für unsere Hausärzte ganz oben an. Das darf nun meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger angehen, genauso wie das Thema Pflegeheim, wo wir ja inzwischen ein Grundstück haben. Aber die Auswahl des Betreibers und eines Konzeptes wird sicherlich nochmals Zeit brauchen.

Ein Höhepunkt seiner Amtszeit: Die Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses mit Schlüsselübergabe an Kommandant Jean Pierre Müller ...
Ein Höhepunkt seiner Amtszeit: Die Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses mit Schlüsselübergabe an Kommandant Jean Pierre Müller (l.) und dessen Stellvertreter Markus Eder und Heiko Jäckle (r.) | Bild: Gemeinde Hilzingen

Gibt es Dinge, die Sie im Rückblick anders machen würden?

Im einzelnen von den Entscheidungen und Ergebnissen eher weniges, aber mein Fehler war sicher, dass ich die Kraft des Sachargumentes überschätzt habe. Ich hätte im Vorfeld mehr mit verschiedenen Gruppen und Entscheidungsträgern reden müssen und so die Diskussionen im Rat und in der Gesellschaft lenken. Den „vorpolitischen Raum“ zu wenig beachtet zu haben und gleichzeitig einige Personen falsch eingeschätzt zu haben, sehe ich als Grund für die Spannungen und meinen Entschluss, nicht wieder als Bürgermeister in Hilzingen zu kandidieren.

Eine Kollegin aus Sachsen hat dieser Tage ihren Rücktritt erklärt und dabei ein Dilemma offenbart: Der Beruf macht Spaß, die Rahmenbedingungen für Angehörige stimmen aber nicht mehr. Wie haben Sie das erlebt?

Das muss ich leider vollkommen unterstreichen. Der einzelne Bürger meint es sicher nicht böse, wenn er vom Bürgermeister erwartet bei jedem Anlass, gerne auch ohne Einladung, anwesend zu sein – oder den Einkauf im örtlichen Supermarkt kommentiert. Aber in Summe belastet es am meisten, komplett öffentlich zu sein, also keinerlei Privatsphäre mehr zu haben. Die war der Hauptgrund für das Scheitern meiner ersten Ehe. Trotzdem war und ist Bürgermeister für mich kein Beruf. Für mich war es eine Berufung, der ich mit Begeisterung nachgegangen bin. Leider hat das aber bei einigen auch das Gegenteil von Unterstützung ausgelöst...

Gelebte Partnerschaft: Die Bürgermeister von Stolpen und Hilzingen, Uwe Steglich und Rupert Metzler, enthüllen gemeinsam das ...
Gelebte Partnerschaft: Die Bürgermeister von Stolpen und Hilzingen, Uwe Steglich und Rupert Metzler, enthüllen gemeinsam das Straßenschild „Stolpener Weg“, das die Freundschaft der beiden Gemeinden manifestiert. | Bild: Ingeborg Meier

Sie kennen den Risikofaktor des Berufs für die Beziehung aus eigener Erfahrung. Was haben sie daraus gelernt?

Richtig, meine erste Ehe hat das Amt nicht ausgehalten. Jetzt gehen wir achtsamer mit öffentlichen Terminen um und es ist auch ein diametraler Unterschied, ob der Partner einen vor der Zeit als Bürgermeister kennengelernt hat oder als Bürgermeister im Amt. Die Partnerin weiß dann eher, was auf sie zukommt.

Einen Blick in die Zukunft können wir Ihnen nicht ersparen: Sie würden gerne weiter politisch aktiv bleiben. Was ist da denkbar?

Ich war immer ein politischer Mensch und die Politik durchzieht alle Ebenen unserer Gesellschaft. Für mich persönlich schließe ich im Moment sicherlich schnelle Bewerbung um ein Bürgermeisteramt aus. Über eine Bewerbung an anderer Stelle oder auch anderer Ebene ist in Zukunft aber sicher zu denken, wenn das Umfeld passt und die Familie mitzieht.

Hilzingens Bürgermeister Rupert Metzler mit seinen Stellvertretern Sigmar Schnutenhaus (FDP), Ulrike Maus (FW) und Peter Graf (CDU).
Hilzingens Bürgermeister Rupert Metzler mit seinen Stellvertretern Sigmar Schnutenhaus (FDP), Ulrike Maus (FW) und Peter Graf (CDU). | Bild: Biehler, Matthias

Und die Zeit direkt nach der Amtsübergabe, was planen Sie für den April?

Als Erstes werde ich mich um unsere Tochter kümmern, die Ende April zur Welt kommen wird. Darüber hinaus laufen Gespräche und nach einer gewissen Zeit, die es sicher braucht um Abstand zu gewinnen, werde ich sicher in absehbarer Zeit eine Stelle besetzen, die meinen Qualifikationen entspricht.

Die Bürgermeisterwahl

Bislang sechs Kandidaten wollen die Nachfolge Rupert Metzlers als Bürgermeister von Hilzingen antreten. Die Bewerbungsfrist endet am 7. Januar. Wahlsonntag ist am 2. Februar. Hier die Bewerber im Kurzüberblick, die sich in der Woche nach der offiziellen Kandidaten-Vorstellung auch zur SÜDKURIER-Podiumsdiskussion am Dienstag, 28. Januar, um 19 Uhr in der Hilzinger Hegauhalle präsentieren.

 

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Mehr Informationen zur Bürgermeisterwahl in Hilzingen finden Sie in unserem Themenpaket.