Es ist wieder eine besondere Zeit vor Weihnachten in Hilzingen: Nicht nur 24 Mal bis Weihnachten können die Wahlberechtigten in diesem Jahr Kalenderblatt um Kalenderblatt abreißen und abwarten, wer als Bürgermeister kandidiert – sondern sogar 14 weitere Mal. Vor acht Jahren war nach Weihnachten Schluss mit der Bewerbungsfrist und die meisten Kandidaten bewarben sich auf den letzten Drücker. „Das wollen wir bei dieser Wahl vermeiden“, erklärt der amtierende Bürgermeister Rupert Metzler als Wahlausschussvorsitzender. Da er nicht erneut kandidiert, ist er gemeinsam mit den Ausschussvertretern Sigmar Schnutenhaus, Ulrike Maus, Peter Graf und Hauptamtsleiter Markus Wannenmacher Koordinator dieser Wahl. Bis nach Dreikönig können sich Bewerber Zeit lassen, ihre Bewerbungsunterlagen einzureichen.
Doch so lange wollte Karin Chluba aus Radolfzell nicht warten. Die 57-jährige Leiterin des Amtes für Flurneuordnung hat Lust, noch einmal etwas Neues anzufangen. „Gerade die ländliche Struktur Hilzingens reizt mich besonders“, erklärt sie. Konkurrierende Interessen zusammenführen zu können nennt sie als ihre große Fähigkeit. Dies habe sie in vielen Flurbereinigungsverfahren gelernt. Zur Wahl in Hilzingen will FDP-Mitglied Chluba als parteiunabhängige Bewerberin kandidieren. „Meine Kreativität lebe ich aus, um Menschen zusammenzubringen“, sagt die Verwaltungsfachfrau. Dem amtierenden Bürgermeister Rupert Metzler, der als kommunalpolitisch ambitionierter Kaufmann vor acht Jahren die Wahl gewonnen hatte, wurde nicht zuletzt immer wieder mangelnde Verwaltungserfahrung vorgehalten.
Metzlers Paukenschlag
Dennoch war es ein Paukenschlag, als der Hilzinger Bürgermeister Rupert Metzler noch vor dem Antritt des neuen Gemeinderats nach der Kommunalwahl vor dem scheidenden Gremium bekannt gegeben hat, doch nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Obwohl Metzler noch beim Neujahrsempfang zu Jahresbeginn anderes zu Protokoll gab. Schließlich habe die Erkenntnis obsiegt, so Metzler, dass die eigene Gesundheit wichtiger sei, als das Büro im Rathaus.
Rund 30 000 Bürger betroffen
Doch nicht nur in Hilzingen steht 2020 die Wahl der Rathauschefs im Zentrum. Rund 30 000 Bürger im Hegau sind im kommenden Jahr von Bürgermeisterwahlen betroffen. Den Auftakt macht Hilzingen am Wahlsonntag, 2. Februar. In der 8800-Einwohnergemeinde geht es dann um die Nachfolge von Bürgermeister Rupert Metzler, der nach acht Jahren im Amt Platz für neuen Wind machen will. Ende Februar wird die Verwaltungsspitze im Büsinger Rathaus ausgeschrieben. Dort will Markus Möll – wie er bislang betont – im April wieder gewählt werden. Im Herbst wird in Gottmadingen und Engen mit jeweils rund 10 000 Einwohnern gewählt. In beiden Gemeinden haben sich die Rathauschefs bislang noch nicht zu ihren Ambitionen geäußert.
Offen ist zudem noch der Zeitplan, sollte Tengens Bürgermeister Marian Schreier im November 2020 in Stuttgart zum OB gewählt werden.
Die 6 Schritte zum neuen Bürgermeister
- Die Stellenausschreibung: Fast genau einen Monat nach Veröffentlichung der Stellenausschreibung hat die Radolfzellerin Karin Chluba ihre Bewerbungsunterlagen als erste Kandidatin im Hilzinger Rathaus abgegeben. Sie wird daher ganz oben auf dem Wahlzettel sehen.
- Die Bewerbungsfrist: Bis einschließlich Dienstag, 7. Januar, haben weitere Bewerber Zeit, ihre Unterlagen einzureichen. Punktlich um 18 Uhr wird dann der Briefkasten letztmals geleert.
- Die Wahlkampfphase: Bis Sonntag, 2. Februar, läuft der Wahlkampf, zu dem nach bisherigen Erkenntnissen noch weitere Kandidaten antreten dürften. Bislang halten die sich aber noch bedeckt.
- Die Besoldung: Rupert Metzler hat sich im Vorfeld der anstehenden Wahlen dafür stark gemacht, dass der Posten an der Verwaltungsspitze künftig bestmöglich bezahlt wird. Mit knapp 8800 Bürgern liegt Hilzingen in der Gruppe der Kommunen mit 5000-10 000 Einwohnern, was eine Besoldung nach Gruppe A16 oder B2 bedeutet. Im August votierten die Ratsmitglieder für eine Einstufung nach der höheren Besoldungsgruppe. Dies bedeutet mit 7862 Euro ein monatliches Lohnplus von rund 320 Euro.
- Der zweite Wahlgang: Sollte im ersten Wahlgang am 2. Februar kein Kandidat mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten, kommt es am 16. Fesbruar zu einem zweiten Wahlgang, bei dem die einfache Mehrheit zum Wahlerfolg ausreicht. Bis zum 5. Febrauer können sich auch neue Kandidaten bewerben.
- Der Amtsantritt: Metzlers Amtszeit endet im März. Die neue Amtsperiode beginnt also am Mittwoch, 1. April. (bie)