Eines zeigte der Besucherandrang auf der Hilzinger Kirchweih deutlich: Nach zwei Corona-Jahren mit nur wenigen Veranstaltungen gibt es viel Nachholbedarf. Auf das Festgelände strömte am Wochenende so viel Publikum wie nur selten zuvor.
Bürgermeister Mayer glänzt bei Bieranstich-Premiere
Bereits zum Zeitpunkt der offiziellen Kirchweih-Eröffnung am Freitag sicherten sich vorwiegend junge Leute im feschen Dirndl und in Lederhosen den Eintritt in das Festzelt, um später bei der Musik der VIPS-Partyband ausgelassen feiern zu können. Am Samstag Abend ging hier dann mit der Band Shark total die Post ab. Der Bieranstich war für Bürgermeister Holger Mayer eine Premiere. Der zweite Schlag saß, die Zeltbesucher stimmten gutgelaunt in das Prosit ein.

Kirchweih-gerecht zeigte sich das Wetter am Samstag. Der Regen hörte bald auf, und nach und nach trudelten 150 schmucke Oldies im Schlosspark und auf dem Dorfplatz zum mittlerweile 37. Treffen historischer Motorfahrzeuge ein. Sowohl die Besitzer, als auch die Oldie-Fans freuten sich sichtlich, dass diese Veranstaltung nach der Pandemie-Pause. „Ich bin ein bisschen ein Sportwagen-Fan“, sagte Philipp Angele aus Winterthur, der in die Betrachtung des fast eine Million Euro teuren, vom Mac Museum Singen zur Verfügung gestellten Super-Sportwagens Ford GT vertieft war. Die Kirchweih sei stets ein schönes Fest und das Oldie-Treffen toll, so der Schweizer.
Die mittägliche Parade führte mit Dixie-Klängen die Schluuchmuusig Schaffhausen mit ihren Opel Blitz, Baujahr 1940, an. Danach startete mit ohrenbetäubendem Motor-Sound das Team vom Oldtimer-Museum Engen mit einem rasanten BMW-Renngespann. Es hatte auch als echte Rarität ein 1926 vom Autohaus Oberle in Singen hergestelltes Motorrad dabei. Die neueren der historischen Fahrzeuge zogen viele Bewunderer an. Das zum zweiten Mal angewandte Konzept, auch Fahrzeuge, mit jüngerem Baujahr als wie bislang 1960 zu zulassen, gehe voll auf, freute sich Organisator Jörg Seeger.

Die Flohmarkt-Beschicker zeigten sich bereits am Samstag zufrieden mit ihren Umsätzen. Am Sonntag wurden dann noch die benachbarten Parkplätze mit einbezogen – der Flohmarkt war so groß wie nie. Am Rummel ging es zur vollen Zufriedenheit von Bettina Gebauer, Chefin des gleichnamigen Schausteller-Unternehmens richtig rund.

Am Sonntag gab es auf dem Dorfplatz einen Kinderflohmarkt. Gut besucht war der von Pfarrer Thorsten Gompper gehaltene und vom katholischen Kirchenchor musikalisch mitgestaltete Festgottesdienst in der Pfarrkirche, den die Kirchgänger als sehr schön schilderten. Voll besetzt war der August-Dietrich-Saal zur Vernissage der Hilzinger Kunstausstellung. Die Präsentation „Bilder aus den Gärten und Ateliers der Höri“ zeigt Werke von Helmut Schlichtherle, Susanne Lubach und Joachim Schweikart.

Massen von Besuchern genossen den Bummel über den großen Kirchweihmarkt mit seinem vielfältigen Angebot. Schon am Vormittag waren die Parkplätze rar, gegen Mittag war das Durchkommen auf der Marktmeile schwierig. Leseratten konnten sich am Bücherflohmarkt in der Museumsremise durch 7000 Bücher wühlen.
Auch wer den bekannten Kirchenschmuck mit den Mosaikbildern aus Samen und Früchten in der vom Baumeister der Birnau Peter Thumb gebauten barocken Pfarrkirche besichtigen wollte, brauchte etwas Geduld. Die lohnte sich aber. „Toll, welche Kreativität auf die die Mosaikbilder verwendet wird“, zeigte sich Sonja Schmieder aus Weiterdingen begeistert. Das einheitliches Fazit aller aller Verantwortlichen zur Kirchweih 2022: „Einfach super“.