Es ist kein alltägliches Bild, das sich am Dienstagabend in Hilzingen bietet. Fünf Rettungshubschrauber sowie viel Blaulicht sind gegen 21 Uhr im Einsatz, weil es in einem Wohnhaus zu einer Explosion gekommen ist. Laut Polizeiangaben sei sie so stark gewesen, dass sich sogar der Dachstuhl des Gebäudes angehoben habe. Zwölf Menschen wurden dabei verletzt, fünf davon schwer. Die unverletzten Personen sind in einer anderen Wohnung untergekommen, die schwer verletzten Menschen wurden in Kliniken geflogen. So ist der aktuelle Stand.
Wie ist der aktuelle Stand der Ermittlungen?
In dem Fall ermittelt die Kriminalpolizei. Laut Polizeiangaben sei es im Bad des Untergeschosses zu der Verpuffung gekommen. Wie es zu der Explosion gekommen ist und wer letztlich für diese verantwortlich war, dazu werden derzeit keine Angaben gemacht, weil es Gegenstand der Ermittlungen ist, wie Andreas Mathy, Staatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, auf Nachfrage des SÜDKURIER am Freitagmittag mitteilt. „Wir gehen aber immer noch von einem Unfall aus“, so Mathy.
Die Polizei informierte im Vorfeld bereits, dass alles darauf hinweise, dass es sich um einen Unglücksfall beim Hantieren mit entzündlichen Stoffen gehandelt habe.
Wie geht es den Patienten?
Die fünf Schwerverletzten wurden laut Polizei mit fünf Rettungshubschraubern in verschiedene Kliniken geflogen. Sieben weitere Menschen wurden demnach leicht verletzt und kamen mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Bisher ist der aktuelle gesundheitliche Zustand der fünf Schwerverletzten noch nicht bekannt. Auch in welche Kliniken die Schwerverletzten geflogen wurden, werde aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht preisgegeben.
Allerdings ist wenige Tage später klar, warum so viele Schweizer Hubschrauber im Einsatz waren: Neben der Nähe zum Einsatzort spielt auch 24-Stunden-Bereitschaft eine Rolle.
Wie Uwe Rudolf, Leiter der integrierten Leitstelle beim Deutschen Roten Kreuz, aber auf Nachfrage des SÜDKURIER erklärt, erlitten die Menschen bei der Verpuffung Verbrennungen sowie Inhalationstraumata. Dabei handelt es sich um Verletzungen der Atemwege, die durch das Einatmen von Hitze beziehungsweise giftiger Gase verursacht werden.
Was passiert mit dem Gebäude?
Das Wohnhaus werde momentan von der Gemeinde Hilzingen angemietet und als Anschlussunterbringung für eine Flüchtlingsfamilie genutzt. Aktuell ist das Haus versiegelt, da die Kriminalpolizei noch ermittelt. „Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind und aus Sicht der Polizei nichts dagegen spricht, dann geben sie das Gebäude wieder frei“, erklärt Bürgermeister Holger Mayer.

Allerdings möchte die Gemeinde dann die Bewohner nicht gleich wieder ins Haus lassen. „Wir wollen zunächst einen Statiker reinschicken, um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, dass die statische Sicherheit gegeben ist“, sagt Mayer. Die Verpuffung hatte sich im Bad ereignet, nachdem laut Polizei mit entzündlichen Stoffen hantiert worden war.
Von außen sehe man dem Gebäude keine Schäden an und auch im Inneren ist laut Bürgermeister kaum etwas zu sehen. „Im Obergeschoss sieht man an der Decke ein paar kleine Risse“, so der Bürgermeister. Ansonsten lasse aber nichts auf eine Explosion im Hause schließen. Zwar habe es laut Bürgermeister am Anfang noch etwas komisch gerochen, inzwischen sei der Geruch verflogen. „Im Haus wurde aber auch viel gelüftet.“
Zum entstandenen Schaden am Haus können keine Angaben gemacht werden, heißt es am Freitagmittag vom Staatsanwalt: „Die Polizei schätzt den Schaden aber auf 100.000 Euro ein.“ Wann das Gebäude für die Bewohner freigegeben wird, sei noch ungewiss. „Am kommenden Montag wird sich ein Gutachter das Haus anschauen“, so Mathy. Danach soll auch ein Statiker miteinbezogen werden.
Wo kommen die Bewohner jetzt unter?
Noch in der Nacht hat die Gemeinde Hilzingen Notunterkünfte für die Betroffenen organisiert. Ein Teil der Verletzten konnte schon am Mittwoch das Krankenhaus verlassen und wurde ebenfalls in vorbereiteten Unterkünften im Ortsteil Binningen untergebracht. „Die Wohnung gehört der Gemeinde und die Betroffenen können so lange hier bleiben, wie es nötig ist“, so der Bürgermeister. Die Betroffenen würden hier gut versorgt und von den Helferkreisen unterstützt. Dass um Spenden für die Familie gebeten wird, wie zuletzt bei Bränden im Schwarzwald, sei ihm nicht bekannt.
Wie viele Rettungskräfte waren im Einsatz?
Im Einsatz waren laut Uwe Rudolf 45 Einsatzkräfte der Feuerwehren Hilzingen und Singen mit Unterstützung der Abteilungen in Duchtlingen und Weiterdingen. Um die Patientenversorgung kümmerten sich zwei Notärzte, jeweils einer aus Singen und Radolfzell, sowie das DRK, Malteser, Johanniter und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Laut Rudolf war das DRK mit einer Großeinheit mit 35 Einsatzkräften vor Ort – darunter eigene Fahrzeuge, ein leitender Notarzt und ein organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes. Außerdem hat sich der Kreisbrandmeister der Feuerwehr vor Ort ein Bild der Situation gemacht.
Sechs Rettungswägen sowie fünf Rettungshubschrauber waren im Einsatz, um die Verletzten in Kliniken zu bringen. Bei vier der Hubschrauber handelte es sich um Rettungshubschrauber aus der Schweiz, ein Hubschrauber ist aus Schwenningen angeflogen. Auch zahlreiche Fahrzeuge des Bevölkerungsschutzes sowie Polizeikräfte waren vor Ort.