Theater-Intendantin Karin Becker hatte Grund zur Freude – nicht nur wegen der ausverkauften Premiere von „Anna Karenina“ bei voller Sitzplatzkapazität, sondern vor allem wegen des renovierten Foyers. Naja, ein bisschen was fehlt noch, wie sie bei der Foyer-Vorstellung direkt zu Wolfgang Konerth, stellvertretender Leiter des Hochbauamtes, anmerkte: „Die Bilder hängen noch nicht, weil die Galerie-Schienen fehlen, ebenso wie Internet-Kabel, Beleuchtung und Tonkonzept.“

Wenn die Galerie-Schienen da sind, werden die Frey-Fotografien im Foyer aufgehängt.
Wenn die Galerie-Schienen da sind, werden die Frey-Fotografien im Foyer aufgehängt. | Bild: Scherrer, Aurelia

Dies würde aber in Kürze realisiert, das habe sie von Konerth schriftlich, erinnerte Becker mit ihrem bodenständig-pragmatischen Charme, gepaart mit deutlichem Nachdruck, den sie mit einem kessen Augenzwinkern vorzubringen versteht. Aber sie ist glücklich, denn die Besucher haben jetzt entsprechende Aufenthaltsqualität in dem Stadttheater-Foyer und die Mitarbeiter bessere Arbeitsbedingungen.

Bessere Arbeitsbedingungen für das Kassenpersonal

Als Becker das Foyer erstmals betrat, assoziierte sie den Raum mit einer zugigen Posthalle. Das historische Gebäude war längst in die Jahre gekommen und der Investitionsstau nicht zu übersehen. „Heraushängende Kabel, lädierter Sicherungskasten, die Wände heruntergeschrammelt“, skizziert sie den vorherigen Zustand und kommt auf das frühere Kassenhäuschen zu sprechen, wo die Mitarbeiterinnen im Winter in Daunenjacke und im Sommer mit Ventilator sitzen mussten. Dank des in diesem Jahr eröffneten Kultur-Kiosks hat das Kassenpersonal endlich gute Arbeitsbedingungen. Mit dem freiwerdenden Kassenbereich im Theater ergaben sich neue Möglichkeiten.

Das Foyer des Konstanzer Stadttheaters wurde renoviert und ein neu entworfenes Möblierungskonzept umgesetzt.
Das Foyer des Konstanzer Stadttheaters wurde renoviert und ein neu entworfenes Möblierungskonzept umgesetzt. | Bild: Scherrer, Aurelia

Es gab Probleme an vielen Ecken und Enden, davon kann auch Hochbauamtsleiter Thomas Stegmann, der mit seinem Team und Karin Becker ein schickes Konzept erarbeitet hat, ein Lied singen. „Als erstes haben wir entrümpelt“, stellt Stegmann fest, denn in den Jahren vor der Becker‘schen Intendanz hatte sich doch so einiges angesammelt, von alten Sofas bis hin zu halbzerschlissenen Vorhängen. Wichtig war vor allem die Entzerrung der Wege. Stegmann erinnert daran, wie die Besucher während der Pause fast in der Raummitte saßen, während dicht an ihnen vorbei andere in der Schlange zur Theke standen.

Inseln zum Verweilen: Jetzt sitzen die Theaterbesucher nicht mehr mitten im Foyer, sondern in ruhigeren Bereichen.
Inseln zum Verweilen: Jetzt sitzen die Theaterbesucher nicht mehr mitten im Foyer, sondern in ruhigeren Bereichen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Im ehemaligen Kassenbereich an der Konzilstraße wurde nun eine gemütliche Lounge etabliert, die auch für Besprechungen genutzt werden kann. „Zum einen öffnet sich das Theater auf diese Weise sichtbar zur Stadt, zum anderen gibt es so einen weiteren Catering-Stützpunkt, sodass der Caterer eine Chance hat, Umsatz zu machen“, erläutert Thomas Stegmann. Der Clou ist die verschiebbare Bar, wodurch unterschiedliche Nutzungsszenarien möglich sind.

Nicht wiederzuerkennen: Der frühere Kassenraum des Stadttheaters ist jetzt eine multifunktional nutzbare Lounge.
Nicht wiederzuerkennen: Der frühere Kassenraum des Stadttheaters ist jetzt eine multifunktional nutzbare Lounge. | Bild: Scherrer, Aurelia

Im Foyer selbst wurden zugebaute Eichenstützen freigelegt, Aufzug und Lagerlogistik hinter einer Schallschutzwand verborgen, die Abendkasse in den zum Münsterplatz hin gelegenen Bereich verlegt und die Toiletten hinter einer Sichtschutzwand verborgen, wobei in dieser modernen Adaption eines Paravents „das Stuhllager versteckt ist“, wie Karin Becker anfügt. Ein wesentliches Augenmerk lag auf „der Zonierung des Foyers“, wie Thomas Stegmann die Insel-Lösung beschreibt.

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Direkt an der Wand, angrenzend zur Theke, befinden sich jetzt Sitzplätze, die mit Stehtischen von den Frequenzbereichen abgegrenzt werden. Eine weitere Insel wurde auf der anderen Seite des Raumes Richtung Münsterplatz zwischen Abendkasse und Garderobe eingerichtet. Karin Becker ist sehr zufrieden und lobt das Hochbauamt wegen der „großartigen Zusammenarbeit und der Umsetzung“. „Es ist ein erster wichtiger Schritt“, so Becker, die auf „unsere vielen weiteren Baustellen“ hinweist.

Bürgermeister: „Eine stramme Leistung in der Situation“

„Der Raum ist jetzt deutlich aufgewertet“, stellt Kulturbürgermeister Andreas Osner fest und ruft noch einmal Corona, Lockdown und Material-Lieferengpässe in Erinnerung, um zu konkludieren: „Eine stramme Leistung in der Situation.“ Von „exorbitanten Lieferzeiten“ spricht auch Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, der bezüglich der Materialien skizziert: „150 Quadratmeter Schallschutzpaneele, 80 Quadratmeter Seekiefer-Platten, 60 Quadratmeter Dämmplatten, Hunderte Meter Kabel.“ Er ist stolz auf das Hochbauamt, das nicht nur für das Konzept verantwortlich zeichnet. Er hebt die Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Betriebe, darunter Hochbauamt und Theater, Schlosserei und Schreinerei des Theaters sowie der Schreinerei der Technischen Betriebe hervor.

Zur Eröffnung des renovierten Stadttheater-Foyers überreichte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (links) Intendatin Karin ...
Zur Eröffnung des renovierten Stadttheater-Foyers überreichte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (links) Intendatin Karin Becker (rechts) einen Gebäudeplan, „damit wir uns durch das ganze Haus planen können“. | Bild: Scherrer, Aurelia

Karl Langensteiner-Schönborn spricht bei der Foyer-Eröffnung von „einem ersten, aber wichtigen Baustein“ und schenkt Karin Becker einen Plan vom Theater, „damit wir uns durchs Haus planen können“. „Alle Stockwerke sind drauf“, jubiliert Karin Becker, schließlich gibt es noch viel zu tun in dem historischen Gebäude, angefangen von den dringend erforderlichen Maßnahmen zum Brandschutz bis hin zur Erneuerung des Kulissenaufzugs. Und was meint Becker zum guten Schluss an den Baubürgermeister gewandt? „Das nächste Mal bekomme ich Pläne für die Theaterwerkstatt und die Spiegelhalle.“