Konstanz macht weiter Front gegen das geplante Einkaufszentrum Cano des Hamburger Investors ECE in Singen. In einer Stellungnahme zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan fordert die Stadt, die Verkaufsfläche von den anvisierten 16 000 auf 10 000 Quadratmeter zu reduzieren oder neue Gutachten zur Abschätzung der Folgen für die Region aufzustellen. Die Stadt Konstanz legt Expertisen vor, die von unglaubwürdigen und schöngefärbten Angaben in der Berechnung der Folgen für die Region ausgehen. Der Technische Ausschuss stimmte der Stellungnahme schon mehrheitlich zu (neun mal Ja, drei mal Nein, eine Enthaltung), das letzte Wort hat der Gemeinderat.

Reinhard Sparwasser, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, und Volkswirt Urs Christoph Fürst legten im Ausschuss ihre Erkenntnisse als Gutachter dar. Sie sehen gravierende Mängel in den Methoden, die zur Abschätzung der Folgen des Singener Projekts für die Region herangezogen wurden. Unter anderem werde eine unterdurchschnittlich niedrige Zahl bei den Umsätzen pro Quadratmeter angesetzt. Sie lägen für einzelne Sortimente noch unter den Werten für ein ähnliches Projekt in Lörrach. Höhere Umsätze hätten aber eine größere Abschöpfung der Kaufkraft zur Folge. Diese könnte zu Lasten von Konstanz Verschiebungen bei der Zentralfunktion und damit auch in der Raumordnung nach sich ziehen. Zudem sei das Schlimmste-Fall-Szenario geschönt und nicht realistisch, kritisieren die Gutachter. Im Fazit der Stellungnahme der Stadt heißt es: "Der Bebauungsplanentwurf verstößt gegen Ziele der Raumordnung und Rechte der Stadt Konstanz.

Die Stadt Konstanz lehnt das Vorhaben daher weiterhin ab." Der Konstanzer Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn betrachtet die Einwände nicht als politische Haltung. Es gehe vielmehr um fachlich recherchierte Mängel und Unkorrektheiten. "Da legen wir den Finger in die Wunde", sagte er im Ausschuss.

Stadträtin Anne Mühlhäußer (Grüne) wies in ihrem Redebeitrag ebenfalls auf die grundsätzliche Bedeutung des Einspruchs hin. Konstanz als Oberzentrum übernehme Aufgaben wie kein andere Stadt in der Region, indem die Stadt etwa Theater und Philharmonie unterhalte. Deshalb sei es sinnvoll, einem Oberzentrum auch mehr Möglichkeiten für Einnahmen zu bieten. Nur aus diesem Grund müsse genau betrachtet werden, welche Folgen das Singener Einkaufszentrum für die Stadt habe. "Ich gönne den Singenern jede Einnahme." Ähnlich argumentierte Jürgen Ruff (SPD). Er lenkte den Blick auf mögliche Änderungen beim Frankenkurs und den Zulauf der Schweizer Kundschaft. In so einer Lage könne ein zu großes Cano einen ruinösen Wettbewerb entfachen. 10 000 Quadratermeter Verkaufsfläche seien verträglicher für die gesamte Region. Matthias Heider (CDU) wies darauf hin, dass Konstanz seine Nachbarschaftsrechte wahrnehme. Er hält die 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche für einen sinnvollen Kompromiss.

Johannes Hartwich (FDP) vertrat eine andere Meinung. "Der Markt muss entscheiden, welche Stadt die attraktivere ist." Es sei Sache der Stadt Singen, sich für eine bestimmte Größe des Einkaufszentrums zu entscheiden. Aus Sicht der Konstanzer sagte er weiter: "Wir können uns gut der Konkurrenz stellen." Auch Holger Reile (Linke) sieht keinen Grund, die Singener auszubremsen. Mit Blick auf den Markt sagte er: "Konstanz hat sich den fettesten Teil vom Braten abgeschnitten und jetzt kommt halt noch ein anderer daher."


Das Cano

Unmittelbar am Bahnhofsplatz in Singen plant der Hamburger Investor ECE ein Einkaufszentrum mit 16 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Im Komplex sollen auch Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe Platz finden. Weiter sind Parkebenen mit 473 Autostellplätzen vorgesehen. Den Bau des Hauses befürworteten Singener Bürger in einer Abstimmung. Das Regierungspräsidium Tübingen sieht im Rahmen der jetzt vorgelegten Pläne durch das Singener Einkaufszentrum keine schädliche Entwicklung für die Raumordnung in der Region. Dies bezweifelt die Stadt Konstanz, in der das Lago-Center mit den 15 000 Quadratmetern zum Besucher-Magnet mit im Schnitt 27 000 Besuchern am Tag geworden ist.