Auch wenn das Konzept für die Wiederöffnung der Marienschlucht und den Uferweg in den Gemeinden überzeugt, gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Bevor Schlucht und Umgebung wieder frei zugänglich gemacht werden können, müssen etliche natur- und umweltschutzrechtlichen Belange berücksichtigt werden.
Über den Zwischenstand der Planungen berichtete Projektleiter Matthias Weckbach, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, dem Ortschaftsrat von Dettingen-Wallhausen. Der Uferweg zwischen Wallhausen und Marienschlucht sei in einem extrem schlechten Zustand, erklärte Weckbach. Umgestürzte Bäume hätten schwere Schäden hinterlassen und zudem seien Brücken reparaturbedürftig.
Durch eine konsequente Waldbewirtschaftung sowie nach dem Bau von Schutzzäunen – möglichst außerhalb des sensiblen Bereichs – könne der Weg wieder hergestellt werden, erläuterte er. Damit der Weg wieder frei begehbar wird, bedürfe es einer Sicherung der westlichen Rutschzone, Murgangzäune gegen Schlamm- und Geröllrutschungen an mehreren Stellen und einer Wasserhaltung vor dem sensiblen Bereich. Ein Gutachten benennt zudem sechs kritische Stellen am Ufer, die gesichert werden müssten, um Gefahren für Wanderer zu auszuschließen.
Am Abend zuvor war es auch im Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen um den aktuellen Stand des Konzepts gegangen. Kurz vor den Sitzungen hatte sich ganz neu eine Idee für einen besseren Schutz des Uferwegs ergeben. Es sei zwar noch alles ins Unreine gesprochen, doch wenn Wasser von oben im Bereich des Burghofs aufgehalten werden könne, gäbe es für den Uferweg einen besseren Schutz gegen Rutschungen, sagte Weckbach in Ludwigshafen. Deshalb gebe es Gespräche mit Vertretern des Landesforsts, weil dort eine große Waldfläche dem Land gehört.
Wald bei Wallhausen ist Schonwald
Ob und wie diese Idee umgesetzt werden kann, ist für Bernhard Hake, Leiter des Kreisforstamtes, völlig offen. "Die Pläne sind noch relativ unkonkret", erklärte er am Donnerstag auf SÜDKURIER-Nachfrage. Der Schonwald bei Wallhausen sei wie ein Naturschutzgebiet zu behandeln, erläuterte er. Technische Eingriffe seien, wenn überhaupt, nur nach genauen Prüfungen und Abwägungen machbar. Insbesondere müssten die zahlreichen Habitatbäume, die besondere Lebensräume für andere Lebewesen anbieten, berücksichtigt werden. "Denkbar ist auch eine Nullvariante", erklärte Hake. Das hieße, der Weg würde nicht wiedereröffnet.
Diese Lösung dürfte für die Ortschaftsräte von Dettingen-Wallhausen kaum in Frage kommen. Denn sie hatten den von Matthias Weckbach vorgestellten Plänen kräftiges Lob gezollt und einstimmig zugestimmt. Großen Wert legte Alfred Reichle (SPD) auf die baldige Pflege der Wege vom Burghof hinunter in Richtung Wallhausen und zum Anlegesteg, der im kommenden Winter erneuert werden soll. Der Weg zum Steg ist derzeit gesperrt. Dies wird laut Bernhard Hake vorerst auch so bleiben, da die Wanderer sonst in eine Sackgasse laufen würden. "Das würde manchen vielleicht dazu provozieren, in gesperrte Bereiche einzudringen", erklärte er. Die geschätzten Kosten für die Sicherung des Wallhauser Weges betragen eine halbe Million Euro. Dazu kämen noch einmal 110 000 Euro für die Waldbewirtschaftung und den Wegebau.
Bedenken wegen der Finanzierung
Kurt Demmler (CDU) bereiten allerdings die geschätzten Kosten von rund sechs Millionen Euro für die Gesamtsanierung des Marienschlucht-Gebiets bis Bodman Kopfzerbrechen. "Mit Schätzkosten sind wir im Gemeinderat schon oft auf die Schnauze gefallen", erklärte er. Sollte es bei der Finanzierung Schwierigkeiten geben – etwa weil das Land nicht mindestens 60 Prozent an Zuschüssen gewährt – kann sich Alfred Reichle eine ähnliche Spendenaktion wie beim Neubau des Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein vorstellen.
Auch in Bodman-Ludwigshafen gab es Bedenken beim Thema Finanzierung: Alessandro Ribaudo (CDU) warf die Frage auf, ob die angedachte Aufteilung der Finanzierung so machbar sei. "Ich möchte nicht mehr als zehn Prozent bei Bodman-Ludwigshafen haben." Die Kostenfrage sei "ganz elementar", sagte er. Klaus Gohl (Freie Wähler) war es wichtig, die Finanzierung nicht vor der Fertigstellung des Konzepts zu zerreden: "Wir sollten den Weg konsequent weitergehen und dann auf die Kosten schauen."
Auf dem Abschnitt zwischen Marienschlucht und Bodman haben übrigens laut Weckbach die Rettungseinsätze trotz der Sperrung zugenommen. Anders stellt sich dies beim Abschnitt Wallhausen dar. Lars Iken, bis vergangenes Jahr Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Dettingen-Dingelsdorf, sagte, dass es seit der Sperrung des Uferwegs so gut wie keine Einsätze mehr gegeben habe.
So sehen die Pläne, Zeitplan und eine Idee für die Finanzierung momentan aus
- Vorzugsvariante: Ein Weg in zehn Metern Höhe durch die Marienschlucht hat sich als beste Lösung abgezeichnet. Dieser wäre auf einem im Felsen verankerten Steg in 50 Zentimeter Abstand zu den Felswänden. So könnte loses Gestein zwischen Wand und Weg hinunterfallen.
- Mondfelsen: In Absprache mit Behörden und Naturschutzorganisationen steht nun im Raum, eine Zaunanlage in 40 Metern Höhe am Felsen anzubringen. Außerdem sollen zwei Vorrichtungen entstehen, die Murgangssperren heißen, und Steinrutsche verhindern sollen. Hinzu käme ein Messystem, das warnt, wenn sich am Mondfelsen etwas bewegt.
- Uferweg: Matthias Weckbach, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, stellte klar, dass der Uferweg erhalten und wieder nutzbar gemacht werden soll. Die Konzeptidee sieht eine konsequente Waldbewirtschaftung und Wiederherstellung der Wanderwege vor.
- Steg und Kiosk: Bei beidem steht ein Neubau an. Der Kiosk soll dort stehen, wo bisher der Grillplatz war. Denn am alten Kiosk-Standort herrscht Felssturzgefahr.
- Zeitplan: Das Gesamtkonzept soll im Februar fertig werden und Ende März gibt es ein Gespräch mit den Fachbehörden. Der Bau der neuen Steganlage ist für Winter 2019/2020 geplant, die Sicherung des Mondfelsens dann 2021.
- Kostenaufteilung: Die Kosten für die Wiedereröffnung der Marienschlucht und der Wege zwischen Wallhausen und Bodman belaufen sich nach den aktuellen Schätzungen auf über sechs Millionen Euro. Konstanz, Allensbach und Bodman-Ludwigshafen würden davon je zehn Prozent übernehmen. Vom Land erhoffen sich die Projektbeteiligungen einen Zuschuss von mindestens 60 Prozent. Die restlichen zehn Prozent sollen vom Landkreis und umliegenden Städten und Gemeinden aufgebracht werden. Genannt wurden unter anderem Sipplingen, Überlingen, Reichenau und Radolfzell. (löf/nea)