Anja Dobe ist irritiert. Die Konstanzerin sucht eine Wohnung und sie weiß um die Schwierigkeiten: viele Bewerber, ein zu geringes Angebot und hohe Mieten. Doch dass es so schwierig werden würde, hätte sie nicht gedacht.

„Sobald ich sage, dass ich einen Hund habe, bekomme ich eine Absage. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass es so ist“, berichtet Dobe.

Auf Dauer ist die Wohnung zu teuer

Anja Dobe wohnt seit 2018 mit ihrem 14-jährigen Sohn und Liv, einem Husky-Mischling, in ihrer Wohnung in der Breslauer Straße in Fürstenberg. Der Anlass dorthin zu ziehen, war die Trennung von ihrem Mann. Im Prinzip fühle sie sich in der Wohnung wohl, sie sei ihr aber auf Dauer zu teuer. 1220 Euro Miete warm bezahlt sie für eine 70-Quadratmeter-Wohnung. „Ich kenne viele, die für eine ähnliche Größe deutlich weniger zahlen“, sagt Dobe.

Nach dem Besichtigungstermin kommt die Absage

Die 40-Jährige arbeitet in einem Hotelbetrieb in Kreuzlingen, sie verdient also nicht schlecht. Deshalb werde sie häufig eingeladen, eine Wohnung zu besichtigen, vermutet sie. 20 bis 30 Wohnungen habe sie bisher angesehen. „Nach dem Termin höre ich regelmäßig nichts. Dann kommt eine Absage mit dem Inhalt: Der Vermieter habe sich anders entschieden“. Sie vermutet, dass es daran liegt, dass sie einen Hund hat. Beweisen könne sie das natürlich nicht.

Anja Dobe mit Liv in ihrer Wohnung
Anja Dobe mit Liv in ihrer Wohnung | Bild: Wagner, Claudia

Manche Vermieter wünschen keine Hunde

Die Gründe, warum sie als Bewerberin nicht genommen werde, bekomme sie selten gesagt. Es gebe aber auch Wohnungsvermittler, die direkt formulieren, dass der Vermieter keine Hunde wünsche. Anja Dobe ist es inzwischen leid, aus ihrem Hund ein Geheimnis zu machen. Sie habe bei einer Besichtigung erlebt, dass der Vormieter einen Hund hatte, der Vermieter aber in seinem Fall nur etwas von einem Welpen wusste. Der Vermieter hatte Dobe gegenüber aber klar gesagt, er wolle nicht an Hundehalter vermieten.

Auch Anja Dobes Nichte ist auf Wohnungssuche

Ganz anders ist es Anja Dobes Nichte ergangen: Anna-Maria Schlaich sucht mit ihrem Partner seit etwa sechs Wochen nach einer Wohnung. In ihrer Wohnung sei Schimmel aufgetreten. „Der Vermieter wollte sich eigentlich darum kümmern, dann haben wir aber nichts mehr von ihm gehört“, sagt die 23-Jährige. Sie habe allergisch auf den Schimmelbefall reagiert, daher suche sie nun eine neue Wohnung.

Nichte hat keine Probleme bei der Suche

Die Suche verlief bisher völlig anders als bei ihrer Tante: „Wir wurden zu beinahe allen Wohnungsbesichtigungen eingeladen, wenn wir Interesse bekundet hatten“, sagt Anna-Maria Schlaich, „und hätten fast alle Wohnungen bekommen.“ Die Voraussetzungen scheinen für Vermieter zu passen: Anna-Maria Schlaich ist Erzieherin, ihr Partner arbeitet bei Siemens. Das Paar hat noch keine Kinder und auch keine Haustiere. Entschieden hätten sie sich bisher noch nicht, das liege aber daran, dass die ideale Wohnung noch nicht dabei gewesen sei. Sie habe ein gutes Gefühl, dass sie bald fündig würden.

Was sagen Vermieter und Hausverwalter?

Rudolf Weißhaar, Leiter der Hausverwaltung Weißhaar und Krenzin, will keine pauschale Aussage zu dem Thema gelten lassen. „Es gibt Vermieter, die haben überhaupt kein Problem mit Hunden und andere, die schlechte Erfahrungen gemacht haben“, sagt er auf Nachfrage.

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Er kennt Gründe, warum manche Vermieter Hunde ablehnen: Er berichtet von einer Mieterin mit Hund, die im Gespräch versprochen habe, dass es keine Probleme geben werde. „Als sie dann in der Wohnung lebte, hat sie den Hund ohne Begleitung hinausgelassen, auch auf fremde Grundstücke.“ Nach einer solchen Erfahrung falle es schwer, anderen Mietern mit Haustier zu vertrauen.

Auch Vermieter entscheiden nach Bequemlichkeit

Tendenziell seien die meisten Vermieter eher tierlieb, glaubt Weißhaar. „Wenn ein Vermieter aber wählen kann, entscheidet er sich eventuell für einen Bewerber ohne Haustiere“. Weißhaar rät Mietern mit Hunden, das Thema sofort offen anzusprechen. Er persönlich sei nicht begeistert, wenn ihm etwas im ersten Gespräch verschwiegen werde.

Wobak toleriert Hunde gemäß Mietrecht

Die Wobak wiederum hat nach eigener Aussage eine klare Haltung zum Thema: Ein Vermieter könne nach dem Mietrecht die Hundehaltung nicht pauschal verbieten, so Joachim Lehmann, Referent der Geschäftsführung. Allerdings seien Konflikte mit der Hausgemeinschaft nicht völlig auszuschließen – im Konfliktfall sei bei Wobak-Vermietungen dann der Hausmeister für die Schlichtung zuständig. Es gebe allerdings spezielle Fälle wie bei Kampfhunden, in denen der Vermieter die Hundehaltung ablehnen könne.

Anja Dobe will nicht aufgeben. Sie hat sich für die weitere Suche vorgenommen, das Thema Hund sofort anzusprechen. Und hofft, dass sich ein Vermieter finden wird, der sie, ihren Sohn und Liv als Mieter akzeptiert.