Die Stadt Konstanz hat 13.000 Euro aus Steuergeldern verwendet, um herauszufinden, ob das am Theater aufgeführte Stück "Mein Kampf" dem Ansehen der Stadt geschadet hat. Den Auftrag dafür hat die Hamburger Agentur Nebelung Kommunikation GmbH erhalten. Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben unter anderem auf das Thema Krisenkommunikation spezialisiert ist und ihren Mandanten zu einer vorteilhafteren öffentlichen Wahrnehmung verhelfen soll, hat diese Studie bei der Stadt bereits abgeliefert.
Eine öffentliche Diskussion ist nicht vorgesehen
Das Papier soll, wie der SÜDKURIER auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung erfuhr, aber nicht öffentlich diskutiert werden. Es sei "ausschließlich als Grundlage für die interne Reflektion gedacht", lässt Kulturbürgermeister Andreas Osner über die Pressestelle der Verwaltung ausrichten. Unter anderem soll es die hunderten von Medienberichten enthalten, die im Zusammenhang mit der Inszenierung fast rund um die Welt erschienen sind.

Mit den Vorgängen eng vertraute Personen benennen die Kosten übereinstimmend mit 13.000 Euro. Die Verwaltung verweigert eine Angabe zu dieser Zahl. Aus "rechtlichen Gründen" könne man "leider nicht benennen", wie viel öffentliches Geld aufgewendet wurde, um einen möglichen Image-Schaden zu berechnen. Unstrittig ist, dass Osner solche Aufträge auch ohne vorherige politische Debatte vergeben darf.
Tatsächlich waren weder Gemeinderat noch Kulturausschuss in die Vergabe des Auftrags oder die Formulierung des Untersuchungsziels eingebunden. Mehrere Kulturpolitiker zeigten sich überrascht, als sie von der nun vorliegenden Studie hörten. Bezahlt wurde die Untersuchung nicht aus dem Etat des Hauses, sondern aus einem Bereich in Osners Dezernat, der nicht zur Kultur zählt. Ob öffentliches Geld überhaupt für eine solche Untersuchung aufgewendet werden soll, haben weder Gemeinderat noch Kulturausschuss öffentlich diskutiert.
Bürgermeister Osner hat mehrfach erklärt, er befürchte einen negativen Ruf für die Stadt wegen der weltweit beachteten und einhellig kritisierten Idee, Zuschauer zum Tragen eines gelben Sterns oder eine Hakenkreuzes zu verpflichten und die Verwendung des NS-Symbols mit einer Freikarte zu belohnen. Im Zentrum stand die Frage, ob Konstanz künftig als Ort antisemitischer Aktivitäten wahrgenommen werden könne.

Nicht nur Bürgermeister Osner war von der Idee mit den Sternen und Hakenkreuzen – die Verantwortung dafür schoben sich Theater-Intendant Christoph Nix und Regisseur Serdar Somunco gegenseitig zu – entsetzt. Schnell setzte sich in auch breiteren Kreisen die Lesart durch, das Theater unter seinem unbequemen Intendanten beschädige das Ansehen der Stadt.
Osner wurde gewarnt: Diese Studie bringt nichts
Osner wollte es genauer wissen. In seinem Umfeld, berichten glaubwürdige Begleiter der Vorgänge, fehlte es nicht an Warnungen, dazu eine Analyse in Auftrag zu geben: Man dürfe kein öffentliches Geld für eine Studie in Auftrag geben, deren Ergebnis man eigentlich bereits kenne – nämlich, dass es von der "New York Times" bis zu "Israel Today" einhellige Kritik an der Aktion des Theaters gab. Und ob sich Osner vielleicht auf diesem Wege gegen den unliebsamen Intendanten aufmunitionieren wolle?
Was in der als "Medienanalyse" betitelten Studie genau steht, das will die Verwaltung nicht preisgeben. Bürgermeister Osner werde sie nach seinem Urlaub auswerten, heißt es auf SÜDKURIER-Anfrage. Die Firma Nebelung Kommunikation hat auf eine entsprechende Anfrage am Freitag nicht reagiert. Und das Theater selbst war die Erarbeitung der Studie offenbar gar nicht eingebunden und soll mit den fertigen Ergebnissen konfrontiert werden.
Die Ergebnisse bleiben im Kreis der Amtsleiter
Welche Schlüsse die Verwaltung aus der Medienanalyse ziehen will, ist vollkommen unklar. Sie sei in Auftrag gegeben worden, "um für die Zukunft aus einem solchen singulären medialen Vorgang zu lernen." Wie das gemeint ist, geht aus der Antwort der Verwaltung nicht hervor. "Die Ergebnisse der Medienanalyse", lässt Osner weiter ausrichten, "werden nach der Sommerpause im D II Kultur-Jour Fixe mit den Leitungen der Kultureinrichtungen besprochen."
D II Kultur-Jour Fixe steht für das regelmäßige Treffen der Amtsleiter und der ihnen gleichgestellten Intendanten im Kulturbereich. Zu ihnen gehört auch Christoph Nix, der demnach in der Sitzung dann erstmals mit den Ergebnissen konfrontiert wird. Nix wollte zu den Vorgängen am Freitag keine Erklärung abgeben und verwies auf die laufenden Theaterferien.