Auf dem ehemaligen Siemensareal in der Bücklestraße soll das Konstanzer Innovationsareal (KINA) entstehen. Ziel ist es, dass dort Existenzgründer, etablierte Firmen und Wissenschaftler einen Standort erhalten, um in räumlicher Nähe zueinander arbeiten und sich austauschen zu können.
- Wo ist das Gründerareal geplant? Es soll in das neu entstehende Quartier zwischen Bücklestraße und Bahnlinie eingebunden werden. Im Zentrum steht dabei die Shedhalle, eine Fabrikhalle, die unter Denkmalschutz steht und die der Investor, die Firma i+R Wohnbau, mit Sorgfalt ausbauen will.
- .Warum braucht Konstanz ein Innovationsareal? Es hat doch das Technologiezentrum (TZK). Das TZK, in dem 40 Gründer untergebracht sind, stammt aus den 1950er Jahren und ist stark sanierungsbedürftig. Eine Investition in den alten Standort wäre sehr teuer und nicht effizient. Daraus entstand die Idee, etwas Neues zu entwickeln.
- Was genau soll das KINA den Firmeninhabern bieten? Moritz Meidert, Gründungsberater und Mitglied im Vorstand des TZK, ist einer der Motoren des Projekts und stellt im Ausschuss die Details dar. Verwirklicht werden soll es im Gebäude 2 und der Shedhalle an der Bücklestraße, einer Fläche von etwa 10 000 Quadratmetern. Es soll ein Acceleratorprogramm geben, das voraussichtlich vom Land gefördert wird. Ein Accelerator berät Gründer strukturiert dabei, erfolgversprechende Geschäftsideen in sehr kurzer Zeit zur Marktreife zu entwickeln. "Das Programm gibt es nur für hochpotente Geschäftsideen", erläutert Meidert.
- Profitieren auch Firmengründer mit weniger spektakulären Produkten? Ja. Zusätzlich wird ein Gründerbüro eingerichtet mit einem "Kümmerer", der alle Gründer als unabhängiger Ansprechpartner berät.
- Was ist das Besondere an KINA? In dieser Form, der Kombination aus Wohnen, Kultur, Innovationen, sei das Projekt im Land ungewöhnlich, erklärt Meidert. Vom Land geförderte Acceleratoren gibt es momentan sieben, die geografisch nächsten in Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart.
- Wer investiert und wie viel kostet das Ganze? Günstig ist das Projekt, das über mindestens 15 Jahre, etabliert werden soll, nicht zu haben. Die Stadt hat eine Landesförderung in Höhe von einer Million Euro beantragt, um den Accelerator mitzufinanzieren, und einen weiteren Antrag auf Förderung in Höhe von 750 000 Euro gestellt. Die Stadt würde jeweils dieselbe Summe zuschießen müssen. Hinzu kommen Kosten für Planung und Projektentwicklung in Höhe von 500 000 Euro. Außerdem fallen Miet- und Personalkosten an in Höhe von etwa 850 000 Euro, abzüglich der Mieteinnahmen durch die Gründer, der reale Zuschussbedarf läge damit bei maximal 600 000 Euro jährlich. "Die Investition bedeutet ein klares Bekenntnis zur Gründerszene", sagt Moritz Meidert.
- Wie beurteilen die Ausschussmitglieder das Projekt und die Kosten? Überwiegend positiv. Roger Tscheulin (CDU) betonte, dass das Projekt in guten Händen sei. "Wir haben Personen, die das Ding nach vorne bringen", sagt Tscheulin, "über die nächsten zehn Jahre investieren wir die Summe von 12 Millionen Euro, das ist nicht wenig. Wir sollten formulieren, was wir erwarten." Dorothee Jacobs-Krahnen (FGL) begrüßte zwar die Einrichtung des neuen Gründerzentrums, wollte aber verhindern, dass die Stadt zur Mieterin der Fläche wird. Das forderte auch Jan Welsch (SPD): "Warum ist es nicht möglich, einen Teil des Areals zu kaufen?" Dies scheitert daran, dass die Firma i+R nicht verkaufen will. Geschäftsführer Alexander Stuchly begründet dies damit, dass man das Konzept als Ganzes managen wolle. Jürgen Faden schlug ein Vorkaufsrecht der Stadt vor. Die Stadträte stimmten mit großer Mehrheit zu, in das Projekt einzusteigen, der Gemeinderat entscheidet darüber am Dienstag.
Was das Kina bietet
- Raum: Platz werden im Kina etwa 70 Gründer finden, darunter aber auch Kleinstunternehmen, bestehend aus einer Person. So können Selbstständige etwa einen Co-Working-Space mieten. Im bisherigen TZK sind 40 Gründer untergebracht.
- Infrastruktur: In der Shedhalle sollen Büroräume Platz finden ebenso wie gemeinsam genutzte Bereiche, so dass etwa ein 3-D-Drucker zur Verfügung steht. Außerdem will der Investor Gastronomie, einen Bio-Nahversorger sowie Kultur- und Veranstaltungsflächen integrieren. Bürger, die auf dem ehemaligen Siemensareal wohnen, können die Angebote mitnutzen.
- Shedhalle: Umgebaut wird eine Produktionshalle von Siemens aus den 1950er Jahren, die unter Denkmalschutz steht. Früher wurden dort Telefone gefertigt. Die Außenwände werden durch eine Verglasung ersetzt. In die Umgestaltung investiert der Besitzer des Areals, i+R, selbst. (cla)