2019 soll es elektrisch werden bei den Stadtwerken Konstanz. Nicht nur bei der Stromversorgung, sondern auch im Stadtbusverkehr.

In diesem Sommer wurde bekannt, dass das Unternehmen die Linie 6 zwischen Bahnhof und Wollmatingen testweise von Diesel- auf Elektroantrieb umrüsten will. Voraussetzung: Die Stadtwerke erhalten eine Bundesförderung für den Kauf der Busse und den Aufbau von Ladestationen. Den Vorzug erhalten CO2-belastete Gemeinden, Konstanz ist aber laut Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter noch im Rennen um die begehrten Fördergelder.

"Unser Antrag wurde nicht abgelehnt", sagt er, "bis Ende dieses Jahres erhoffen wird uns Klarheit".

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Kommt nach dem Elektrobus direkt der selbstfahrende Bus?

Die zumindest teilweise Elektrifizierung des Roten Arnolds scheint aber nur der erste Schritt in den Planungen von Stadtverwaltung und Stadtwerke zu sein. Denn mehrere Vertreter, darunter Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und Norbert Reuter, warfen jetzt gemeinsam mit Kollegen aus Kreuzlingen einen Blick in die weiterführende Zukunft und die heißt: autonomes Fahren.

In Neuhausen am Rheinfall (Kanton Schaffhausen) trägt diese Zukunft den Namen Trapizio, ein zwölfsitziger selbstständig fahrender Bus des Unternehmens Amotech. Hält er an, ist schwer auszumachen, wo vorne und wo hinten sein soll – Heck und Front ähneln sich fast wie ein Ei dem anderen.

Wo könnten autonom fahrende Linienbusse künftig in Konstanz unterwegs sein?

Wie aus einer Mitteilung der Gemeinde Kreuzlingen hervorgeht, sollen den politischen Gremien beider Gemeinden nun eine grenzüberschreitende Linienführung zur Prüfung vorgestellt werden. Norbert Reuter nennt als mögliche Streckenabschnitte, auf denen ein autonomer Betrieb möglich sei, den Boulevard Konstanz-Kreuzlingen, den Altstadtring, sobald dieser vom Individualverkehr befreit ist – und die Insel Mainau.

Wie schnell ist das technisch möglich und sinnvoll?

Gleichzeitig warnt er vor vorschnellen Erwartungen: "Der Besuch diente allein der Information, wir wollten uns das einmal anschauen." Im Raum standen Fragen der Finanzierung, aber auch der Förderung durch Zuschüsse.

Reuters Einschätzung: Gerade innerhalb der Städte, dort wo viel Verkehr herrscht und viele Menschen unterwegs sind, werde es noch dauern, bis diese Verkehrsmittel flächendeckend fahren. "Mindestens zehn Jahre", vermutet Reuter, "auf Überland-Strecken oder der Autobahn wird das sicher schneller gehen".

Monheim in Nordrhein-Westfalen testet bereits in der Altstadt

Peter Schneck, Geschäftsführer der Amotech-Tochter Trapeze, kündigte dem Besuch aus Konstanz und Kreuzlingen dagegen an: "In den kommenden fünf Jahren wird sich die Mobilität mehr verändern als in den vergangenen 50 Jahren." Bis 2040, so schätzt er, werde der öffentliche Verkehr 80 Prozent ausmachen. In Neuhausen, Standort seines Unternehmens, aber auch im nordrhein-westfälischen Monheim werden selbstfahrende Busse bereits getestet.

Dort sieht man die autonomen Elektrobusse bereits als Ergänzung im regulären Linienverkehr, wie Projektmanager Alexander Schulze laut der Mitteilung der Kreuzlinger Gemeinde erläuterte. Noch fahren die kleinen Shuttles mit Begleitpersonen, doch Schulze kündigte an: "Künftig sollen in unserer Altstadt Einwohner und Touristen auf mehreren Linien in selbstfahrenden Bussen befördert werden."

Müssen sich Konstanzer Busfahrer jetzt um ihren Job sorgen?

Vertreter aus Konstanz wollen sich als nächsten Schritt deshalb auch die Umsetzung in Nordrhein-Westfalen ansehen, teilt Norbert Reuter mit. Die Idee, ohne Fahrer auszukommen, hat für die Konstanzer Stadtwerke unternehmerischen Charme: Fast 50 Millionen Euro gab die 100-Prozent-Tochter der Stadt Konstanz 2017 für Personal aus, mit Abstand der größte Kostenfaktor.

Geschäftsführer Reuter gibt aber Entwarnung: "Ich habe es schon an anderer Stelle gesagt, erwähne es aber gerne noch einmal: Wegen des Themas autonomes Fahren muss sich kein Busfahrer in Konstanz um seine Stelle sorgen."

Mainau-Hausherrin Gräfin Bettina Bernadotte, die beim Besuch in Neuhausen als Gast dabei war, soll jedenfalls nach einer Probefahrt in einem der kleinen Elektro-Shuttles vom Einsatz auf der Insel durchaus angetan gewesen sein.