Die Besucher nutzten die Rundgänge mit Vertretern des Projektentwicklers i+R Dietrich Wohnbau GmbH, um das rund 70.000 Quadratmeter große Siemens-Areal kennen zu lernen oder noch einmal zu sehen, bevor hier neuer Wohnraum entsteht. Viele sind sich sicher: Die neue Nutzung des Geländes kann für Konstanz eine Chance sein, wenn es gelingt, das Quartier so zu gestalten, dass alle Bevölkerungsschichten profitieren, und das Areal nicht zu dicht bebaut wird.

In der Bücklestraße wurden einst 20 Millionen Mark teure Rechner gebaut

Für Jürgen Holtmann, wie für einige andere, war der Besuch auf dem früheren Industrieareal, ein Erinnerungsgang durch die Vergangenheit. Holtmann war dabei, als in den Hallen noch Großrechner gebaut wurden, von denen jeder um die 20 Millionen Mark kostete. Dann veranlasste ihn ein Firmenkrise, sich selbständig zu machen. Mehr als 35 Jahre liege das nun zurück. Seitdem habe sich das Firmengelände enorm verändert. Er habe es kaum wieder erkannt. Für die Entwicklung des Areals wünsche er sich eine deutlich weniger dichte Bebauung als bei den neuen Häusern entlang der Bahnlinie in Petershausen. "Ich hoffe, die haben da was gelernt."

Das sagen auch viele andere. Das neue Quartier solle luftig, grün und vernetzt mit Angeboten wie Lebensmittelläden, Kindergärten, Ärzten werden. Auch Durchgangsmöglichkeiten wünschen sich Anwohner. Diese sind Auskunft von Vertretern des Projektentwicklers geplant, wie es bei Führungen hieß. Angedacht sei, etwa ein Drittel der Areals für Grün, Aufenthaltsplätze sowie Fuß- und Radwege zu nutzen. So solle der bestehende grüne Hof zwischen denkmalgeschützten und damit vor Abriss sicheren Bauten erhalten bleiben.

Ideen der Bürger: Ein Markt, eine Fläche für Vereine?

Für die Nutzung der früheren Produktionshalle mit markantem Wellendach (Shed-Halle), die ebenfalls unter Denkmalschutz steht, haben einige Bürger schon Ideen: Sie könnten sich dort einen dauerhaften Markt vorstellen, andere sähen hier gern Räume für Vereine. Das Bodensee-Forum eigne sich für diese Gruppierung ja nicht, sagte Helmut Luz.

Viele hoffen, dass der angekündigte Einbezug der Bürgerschaft ernst genommen wird, einige zweifeln daran. Man werde doch letztlich vor vollendete Tatsachen gestellt, fürchtet ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will. Christian Millauer und Peter Burkhardsmaier wollen sich mit der Bürgergemeinschaft Petershausen jedenfalls in die Bürgerbeteiligung einbringen. Ihnen liege die Einbindung des neuen Quartiers durch gute Verbindungsachsen am Herzen, ein möglichst hoher Grünanteil und der Bau vieler Sozial- und Familienwohnungen am Herzen. Burkhardsmaier hofft, dass die parkenden Autos in Tiefgaragen unter der Erde verschwinden. Mit Blick auf die Neugestaltung des Quartiers, sagt Millauer: "Es ist eine große Chance."

Viel Hoffnung – wenig Wissen

Kay Eppi Nölke hofft vor allem, dass auf dem Areal auch Projekte des gemeinschaftlichen, flächensparenden Wohnens zum Zuge kommen. "Es ist Zeit, dass so etwas in Konstanz realisiert wird." Wolfgang Giese ist wichtig, dass ein richtiges Quartier mit verschiedenen Versorgungsmöglichkeiten entsteht. So könnte auch der Verkehr reduziert werden. Mit Blick auf die künftige Entwicklung des Areals sagt er: "Wir sind voller Hoffnung, aber wir wissen noch nicht viel."

Friedbert Gabele, der in der Nähe wohnt, hofft auf eine Bebauung, die zu den Umgebungshäusern passt, er hofft auf gute Verbindungsachsen durchs Quartier, und auch er wünscht Vielfalt mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Kindergarten und andere Versorgungseinrichtungen. Er blickt mit gutem Gefühl auf die i+R-Gruppe mit Hauptsitz im österreichischen Lauterach, deren Projektentwickler ihren Sitz in Lindau haben. Immerhin sei das keiner, der hier nur ein neues Quartier hochziehe, und sich dann nie wieder in der Region sehen lasse. Auch ihm ist wichtig, dass möglichst viele parkende Auto in einer Tiefgarage unter kommen, und dass die Bücklestraße so gestaltet wird, dass der Radverkehr mehr Platz hat als heute.

Meinung der Bürger gefragt

Der Projektentwickler i+R Dietrich Wohnbau GmbH lädt am Mittwoch, den 13. Dezember, um 19 Uhr zum Bürgerforum über die künftige Gestaltung des früheren Siemens-Areals. Im Wolkensteinsaal im Kulturzentrum am Münster können Bürger ihre Meinung zu Themen wie die Nutzung, Verkehr und Grünflächen kundtun.