Über den geplanten Neubau der Wobak in der Litzelstetter Ortsmitte wurde lange und vor allem überaus kontrovers diskutiert. 2016 hingegen war das Jahr des Schweigens. Die Ortschaftsräte rechnete jederzeit damit, dass sie den Bauantrag auf den Tisch bekämen – vergebens. Aber jetzt ist es soweit: Der Bauantrag liegt vor, die Angrenzeranhörung läuft, und in der nächsten Sitzung werden die Räte über das Bauvorhaben befinden.

Es gibt plausible Erklärungen, warum die Wobak die Planungen für das Gebäude in der Ortsmitte erst einmal in der Schublade gelassen hat. Ein wesentlicher Aspekt: "Ende 2015 und im Jahr 2016 hatten wir noch andere Aufgaben, die uns personell und finanziell gefordert haben", stellt Hans-Joachim Lehmann, Referent der Wobak-Geschäftsführung, fest und erklärt: "Die Planungen und das Bauen der Anschlussunterbringungen für Flüchtlinge war sehr aufwändig. Drei sind jetzt fertig, die vierte folgt am 1. Mai." Ein weiterer Grund: Die BHS Städtebau Bodensee/Hegau GmbH hat das Projekt Ärztehaus in der Martin-Schleyer-Straße entwickelt, das nun von einem privaten Investor vorangetrieben wird. In dem alten Gebäude, welches abgerissen wurde, hatte die Volksbank-Filiale ihr Domizil. "Vom Ortschaftsrat ging der Wunsch aus, eine mit Personal besetzte Filiale in Litzelstetten zu behalten", erinnert Lehmann. "Die Wobak hat der Volksbank eine Zwischenlösung ermöglicht." Auf dem Grundstück des künftigen Wobak-Gebäudes in der Ortsmitte konnte die Volksbank Container für die Interims-Filiale aufstellen. Damit war auch Außenstehenden sofort klar: An dieser Stelle wird erst dann gebaut, wenn das Ärztehaus vollendet und die Volksbank in den Neubau eingezogen ist.

Wenn alles gut läuft und die Wobak die Baugenehmigung erhält, dann könnte das Neubauprojekt voraussichtlich bis Ende 2019 fertiggestellt werden, sagt Hans-Joachim Lehmann, der mit einer Bauzeit von etwa eineinhalb Jahren rechnet.

"Ich hoffe auf ein gutes Ende für alle Beteiligten", so Lehmann. Dass die Wogen in Litzelstetten zeitweise sehr hoch gingen, ist ihm unangenehm. Konflikte gab es in der Vergangenheit viele, obgleich die Geschichte rund um das Thema Ortsmitte Litzelstetten sehr harmonisch begonnen hatte. Es fand eine Bürgerbeteiligung statt, ein städte- und hochbaulicher Wettbewerb wurde ausgelobt und mit dem Siegerentwurf waren eigentlich alle zufrieden. Zumindest fast alle, denn die Wobak musste den Gebäudeentwurf umplanen lassen. Im Nachhinein betrachtet, weiß Lehmann auch, worin der Fehler lag: In der Auslobung des Wettbewerbs. "Da hat der konkrete Flächenbedarf gefehlt." Das geplante Gebäude war zu klein und hätte sich letztlich nicht gerechnet.

Den umgeplanten Baukörper stellte die Wobak den Litzelstettern im September 2014 öffentlich vor und erntete herbe Kritik, denn nicht nur das Volumen wurde vergrößert, auch die äußere Darstellung hatte sich verändert. Die Bürger wehrten sich, und das Projekt wurde im Jahr 2015 dem Gestaltungsbeirat vorgelegt. Die Experten wandten seinerzeit ein, dass der geplante Wobak-Bau in der Ortsmitte von Größe und Anmutung nicht in das Umfeld passe und die neue Planung kaum etwas mit dem Siegerentwurf des Wettbewerbs gemein hätte. Der Gestaltungsbeirat erwartete eine "Rückbesinnung" auf den qualitätsvollen Erstentwurf.

Die Wobak legte dem Gestaltungsbeirat im Dezember 2015 einen entsprechend überarbeiteten Entwurf vor – und erhielt Lob. "Und eben diese Planung haben wir jetzt eins zu eins als Bauantrag eingereicht", stellt Hans-Joachim Lehmann fest.

Das soll entstehen

  • Ärztehaus: In der Martin-Schleyer-Straße/Ecke Am Rinzler wird ein Ärztehaus mit Wohnungen gebaut. Es wird vorausichtlich bis Ende 2017/Anfang 2018 fertiggestellt.
  • Wohnhäuser: Auf dem 2800 Quadratmeter großen Areal zwischen der katholischen Kirche, der Großherzog-Friedrich-Straße und Derbyweg sind die Bauarbeiter derzeit ebenfalls am Werken. Ein privater Bauherr erstellt dort Mehrfamilienhäuser.
  • Ortsmitte: Die Wobak hat jetzt den Bauantrag für das Wohn- und Geschäftshaus in der Ortsmitte eingereicht. 14 Mietwohnungen im mittleren Preissegment sollen entstehen.
  • Marienweg: Zwischen Marienweg und Martin-Schleyer-Straße entsteht ein Neubaugebiet mit mehr als 60 Wohnungen. (as)