Circa zehn Vonovia-Aktien ist eine 40-Quadratmeter-Wohnung in der Schwaketenstraße wert, je nach Dax-Tageskurs – und je nachdem, wie sich die Mieten nach der groß angelegten Modernisierung entwickeln. Finanzexperten empfehlen: Kaufen, kaufen, kaufen, ein Ende eines Zugewinns sei nicht absehbar.
Auch ein Vierteljahr nach Baubeginn in den Gebäuden der Nummern 98 bis 108 schwelt der Konflikt zwischen dem Immobilienriesen, dem örtlichen Mieterbund und einer Initiative der Mieter.
Für sie dürfte die Nachricht über die Aktienentwicklung – plus sieben Prozent in den vergangenen zwölf Monaten – wie Hohn klingen, kommen für einige doch zunächst weitere unangenehme Tage und Nächte zu. Nach und nach lässt Vonovia die Stränge in Bädern und Küchen sanieren. Während der Arbeiten müssen die Mieter in Container ausweichen, um zu duschen oder zur Toilette zu gehen.
Was sagen Mieter dazu?
Seitens der Bewohner hätte man sich eine Alternative gewünscht. So schlugen nach Informationen des SÜDKURIER einige von ihnen erfolglos vor, die Versorgung mit Trinkwasser über Schläuche durch die Treppenhäuser sicherzustellen. "So hätte man zwar nicht duschen können, sich aber in einer Schüssel waschen oder Wasser zum Kochen holen können", lässt sich eine Mieterin zitieren. Laut Vonovia wurde den Bewohnern frisches Wasser in Kanistern zur Verfügung gestellt.
Was sind das genau für Container?
Bei den sanitären Anlagen im Außenbereich handelt es sich um einzelne, abschließbare Kabinen, die den Bewohnern der betroffenen Wohnungen zugeordnet sind. So soll laut Denis Gebhardt, zuständiger Regionalleiter von Vonovia, die Intimsphäre gewahrt werden. Gebhardt sagt, dass sich das Unternehmen bewusst sei, dass dies für Mieter eine unangenehme Situation sei. Einige Mieter könnten deshalb die Bäder in derzeit leerstehenden Wohnungen benutzen, müssten diese dann aber mit anderen Bewohnern teilen.
14 Tage kein Wasser, oder doch drei bis vier Wochen?
"Die Sanierungen der Bäder und Küchen dauern außerdem maximal jeweils 14 Tage", verspricht er. Das stimme so nicht immer, heißt es seitens der Mieterinitiative. Brigitte Gebauer, eine ihrer Vertreterinnen, sagt: "Teilweise hatten die Leute drei bis vier Wochen kein Wasser, entweder in der Küche oder im Bad oder sogar in beiden Räumen."
Warum man nicht bereits im Sommer an den Leitungen arbeitete? "Natürlich wäre das besser gewesen", räumt Gebhardt ein, "aber wir hatten Probleme bei der Ausschreibung." Es habe sich keine Firma gefunden, die sich während der warmen Jahreszeit an die Arbeit hätte machen können.
Ankündigung: Bis Weihnachten soll Dämmung wiederhergestellt sein
Damit zumindest nicht in den Wohnungen selbst gefroren wird, verspricht Gebhardt: "Bis Weihnachten soll die Dämmung an den Fassaden wieder komplett hergestellt werden." Vorausgesetzt, die Bauarbeiten gingen gut voran. Zwischenzeitlich taten sie das nicht, weil eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch die früher verbaute und jetzt zu entfernende Mineralwolle zu befürchten stand.
Diese Bedenken können laut einer schriftlichen Information an die Mieter nun ausgeschlossen werden. Demnach liegt das Ergebnis eines Gutachtens vor, wonach "es sich bei den flächendeckenden Fassadendämmplatten um zugelassene Mineralwollen handelt, deren Fasern kein gesundheitliches Risiko darstellen".
Die Gewerbeaufsicht im Landratsamt Konstanz hat dies den Mietern ebenfalls bestätigt. Die Dämmung wird deshalb nun weiter entfernt, anschließend soll der Neubau beginnen. In Abstimmung mit der Gewerbeaufsicht würden die Arbeiten laut Vonovia von "besonders geschulten Bauarbeitern" ausgeführt.
Welche Kosten kommen wegen der Dämmung auf die Mieter zu?
Die Mieter bezahlen etwa die Hälfte der Kosten für die neue Fassadendämmung. Denis Gebhardt spricht von "acht bis zehn" Zentimetern der später 18 Zentimeter dicken Fassadendämmung, die auf die Bewohner umgelegt würden. Beim übrigen Teil handelt es sich um eine Instandhaltung, deren Kosten nicht auf Mieter übertragt werden dürfen.
Wie steht es um die Chancen der Mieter auf eine Mietminderung?
"Bis Ende des Monats", kündigt Gebhardt an, "finden wir auch eine Lösung bei der Mietminderung". Derzeit befinde Vonovia sich noch in Verhandlungen mit dem Deutschen Mieterbund über die Höhe und den Zeitraum, den Mieter geltend machen können.
Winfried Kropp, Mieterbund-Sprecher in der Region Bodensee, bestätigt positive Gespräche: "Eine Einigung über den Betrag und die Dauer der Mietminderungen erscheint möglich." Dies ändere nichts an der Gesamteinschätzung des Mieterbunds zur Modernisierung. Laut Kropp seien "eine Vielzahl weiterer Punkte nach wie vor strittig".
Bei Härtefallanträgen muss Einkommensnachweise vorgelegt werden
Laut Bettina Benner, Pressesprecherin von Vonovia, liegen "diverse Härteanträge vor". Das Unternehmen befinde sich hierzu im Austausch mit den Mietern, dem Deutschen Mieterbund sowie dem Büro von Oberbürgermeister Uli Burchardt. Von den persönlichen Härtefällen seien alle gelöst worden. "Hier ging es um Hilfestellungen während der Baumaßnahmen bis hin zur Bereitstellung von Alternativwohnungen", erklärt Benner. Derzeit würden 14 von insgesamt 27 leer stehenden Wohnungen in der Schwaketenstraße 98 bis 108 dafür freigehalten.
Daneben wandten sich aber auch Mieter mit finanziellen Sorgen an das Unternehmen, 50 dieser sogenannten wirtschaftlichen Härtefälle wurden laut Bettina Benner bislang erfasst. Eine abschließende Prüfung sei laut Bettina Benner erst nach Ende der Modernisierung möglich. Erst dann steht die neue Miete fest. Wollen die Mieter möglichst früh Klarheit, müssen sie dem Unternehmen Einkommensnachweise vorlegen, damit diese geprüft werden können. "Dies steht bei einigen noch aus", erklärt die Vonovia-Sprecherin.
Wann sollen die Bauarbeiten komplett fertig sein?
Es steht im Raum, eine Minderung ab dem vierten Monat seit Beginn der Arbeiten für alle Bewohner bis zum Abbau der Gerüste zu gewähren. Bis das soweit ist, wird es noch eine Weile dauern. Das Ende der Bauarbeiten ist für Ende März 2019 geplant, der Vonovia-Regionalleiter räumt allerdings bereits jetzt ein: "Entscheiden wird sich das erst im Februar nächstes Jahr, die Fertigstellung ist auch vom Wetter während des Winters abhängig." Noch ein Grund für die Mieter, darauf zu hoffen, dass dieser nicht allzu kalt und hart wird.