Spatenstich für den aktuell größten Miethausbau aus öffentlicher Hand in der Stadt. Auf dem früheren Gelände des Autohauses Gohm/Graf Hardenberg am Zähringeplatz entstehen 80 Wohnungen, zwei Drittel vom Land gefördert zu Quadratmeterpreisen um 6,60 Euro kalt, ein Drittel preisgedämpft zu Quadratmeterpreisen um acht Euro. Die Wohnungsbaugesellschaft Konstanz (Wobak) investiert für das Bauvorhaben unter dem Namen Zähringer Hof 17 Millionen Euro. Oberbürgermeister Uli Burchardt sprach beim Spatenstich mit Blick auf das städtische Wohnungsbauprogramm von einem "Meilenstein der Stadtentwicklung". Die Wobak hat gerade eben ein anderes Großprojekt fast beendet: Mehr als 100 neue Wohnungen am Sonnenbühl.

Am Zähringer Hof baut die Wobak 6200 Quadratmeter Wohnfläche für Alleinstehende und Familien. Die Wohnungen haben Größen zwischen 45 und 78 Quadratmetern. Bis März 2018 sollen sie bezugsfertig sein. Das Wohnprojekt Aufwind für Menschen ab Mitte 50 wird dort einen Hausblock belegen. Umgesetzt werden die Entwürfe des Architekturbüros Florian Krieger aus Darmstadt, der als Sieger aus dem Wettbewerb für das Vorhaben hervorging. Das neue Wohnquartier entstand dank einer Flächenrochade: Weil das Transportunternehmen Transco seinen Sitz in der Max-Stromeyer-Straße aufgab und nach Singen zog, wurde diese Fläche im Industriegebiet fürs Autohaus frei, das am Zähringerplatz mit Platznot kämpfte. Die neuen Häuser stehen mal wieder in Petershausen, in dem Stadtviertel mit dem größten Zuwachs an Wohnungen. Auf diese Tatsache ging auch Oberbürgermeister Uli Burchardt in seiner Rede zum Spatenstich ein.

Damit die Stadt lebenswert und gererationengerecht bleibe, müsse sie sich verändern. Vor allem das Wachstum an Wohnfläche pro Kopf fordere einen immer größeren Flächenverbrauch. In den 50er-Jahren sei eine Person mit 15 Quadratmetern ausgekommen, heute liege die durchschnittliche Pro-Kopf-Fläche bei 40 Quadratmetern. Auf den Christianiwiesen solle ein Modellprojekt für das flächensparende Wohnen entstehen.

Der OB betonte, die Stadt wolle Wohnraum für alle Schichten schaffen. Der geförderte Mietwohnungsbau sei dabei eine Säule, es gehe aber auch um die Menschen aus der Mitte des Markts und um vielschichtige Wohnviertel. Für die günstigsten Wohnungen seien die Förderprogramme des Landes unverzichtbar. Mit Blick auf die Häuser, die am Zähringer Hof entstehen, sagte der OB, die ehemals versiegelte Gewerbefläche werde durch die Bebauung mit grünen Höfen aufgewertet. Als starker Partner stehe die Wobak zur Seite, die sich durch umsichtiges Wirtschaften am überhitzten Konstanzer Mietmarkt behaupte. Bruno Ruess, Geschäftsführer der Wobak, sagte, dem Mietwohnungsbau stünden derzeit vor allem mangelnde Flächen im Wege. Er forderte ein Landesgesetz, das wie bei den Anschluss-Unterbringungen für Flüchtlinge das schnelle Erschließen neuer Flächen für Mietwohnungen zulässt.


Lange Warteliste bei der Wobak

  • Wie sieht die Miete in einer geförderten Wohnung aus? Das Land gibt zur quartiersüblichen Miete, die sich aus dem Mietspiegel ergibt, eine Förderung von drei Euro. Für das Quartier Zähringer Hof errechnet Hans-Joachim Lehmann von der Wobak einen Kaltpreis pro Quadratmeter von 6,60 Euro. Das Land und die Förderbank KfW gibt zum Bau solcher Wohnungen günstige Kredite, teilweise werden sie mit null Prozent verzinst.
  • Wer kommt in den Genuss einer geförderten Wohnung? Voraussetzung ist der erfolgreiche Antrag auf einen Wohnberechtigungsschein beim städtischen Sozialamt. Diesen bekommen nicht nur Menschen, die Sozialhilfen beziehen. Eine kinderreiche Familie kann unter Umständen mehr als 50.000 Euro brutto verdienen und dennoch Anspruch auf eine geförderte Wohnung haben. Auf der Warteliste der Wobak für eine besonders günstige Wohnung stehen kontinuierlich mehr als 3000 Haushalte. Bei der Aktualisierung der Daten jedes Jahr springen rund 1000 Bewerber ab, genau so viele aber kommen auch wieder neu hinzu. Im Jahr vermiete die Wobak rund 250 Wohnungen aus dem Bestand, plus etwa 50 neue Wohnungen.
  • Wie entscheidet die Wobak bei der Vergabe? Die Wobak entscheidet nach eigenen Angaben nach Dringlichkeit. Ein Mann beispielsweise, der plötzlich durch eine schwere Erkrankung auf den Rollstuhl angewiesen ist, aber in einem Obergeschoss ohne Aufzug festsitzt, hätte Vorzug vor allen anderen für eine rollstuhlgerechte Wohnung. Die baut die Wobak schon seit 30 Jahren.
  • Sind geförderte Wohnungen sehr schlichte Wohnungen? Keineswegs. Die neuen sind modern ausgestattet und verfügen auch über ein umweltschonendes Energiekonzept. Am Zähringer Hof sind in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Fotovoltaik und ein Blockheizkraftwerk vorgesehen. (rin)