Überall Baken, Bodenmarkierungen, Blinklichter und Baustellenschilder. Jeder sieht, dass die Bauarbeiter vor dem Lago und am Bahnhofplatz in die tiefgründig buddeln. Über die Verkehrsbehinderungen und den geänderten Busfahrplan spricht auch fast jeder.
Aber was wird an dieser Großbaustelle genau gemacht? Das haben jetzt interessierte Leser im Rahmen der Aktion „SÜDKURIER öffnet Türen“ bei einer exklusiven Baustellenführung direkt von den Planern des Konstanzer Tiefbauamts erfahren.
„Ich frage immer Busfahrer, was gebaut wird, bekomme aber immer unterschiedliche Antworten. Deshalb bin ich froh, dass ich jetzt echte Informationen bekommen“, erzählt Angelika Dörr, die sich freut, dass sie zu den Gewinnern zählt. Leser Thomas Kopp ist ebenfalls sehr interessiert, denn die Baustelle „sieht abenteuerlich aus“, findet er. „Die Verkehrsführung ist irritierend, gerade nachts mit den tausend Blinklichtern“, erzählt er.
Doch dafür gibt es gute Gründe, wie er und alle anderen SÜDKURIER-Leser von Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf und seinen Kollegen Peter Martin und Daniel Held, die mit ihren Kolleginnen Saraya Glück und Yvonne Gabriel über zwei Jahre das Großprojekt geplant haben, erfährt.

„Es ist eines der größten Projekte in Konstanz und ziemlich komplex“, stellt Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf fest. Das Ziel: Der Bahnhofplatz soll künftig verkehrsberuhigt und zu einem Ort der Begegnung werden. Oberbürgermeister Uli Burchard habe einmal den Vergleich mit einer Hotellobby gezogen, erzählt Kopf.
Der Bau des Lago-Kreisels und die Sanierung des Bahnhofplatzes seien ein wesentlicher Baustein des C-Konzeptes. Der Individualverkehr werde mit Fertigstellung der Baumaßnahme aus dem Bereich Bahnhofplatz ausgesperrt. Lediglich Busse, Anwohner und Lieferverkehr würden dann dort noch verkehren.
Der Platz werde so gestaltet, dass die Menschen Aufenthaltsqualität hätten. „Der Coup ist die Barrierefreiheit“, so Uwe Kopf. Der Bahnhofplatz werde topfeben ausgebaut. Auch in das Hauptportal des Bahnhofs würden Reisende dann barrierefrei gelangen. Lediglich an den nebenliegenden Zugängen würde auf jeden Fall eine Stufe beibehalten; das sei dem Denkmalschutz geschuldet. Eine weitere Ausnahme gebe es an den Bushaltestellen.
Der Bahnhofplatz wird barrierefrei
Der Bahnhofplatz werde „topfeben“, so Kopf. Es brauche lediglich ein Quergefälle von zweieinhalb bis drei Prozent, damit Regenwasser abfließen kann, erläutert er. Die Ausführung erfolge in Beton. „Das wird richtig smart“, stellt der Tiefbauamtsleiter in Aussicht. Warum die Ausführung mit Beton erfolge, wollen die Leser wissen. „Eine Untersuchung der HTWG hat ergeben, dass Beton nachhaltiger ist als Asphalt“, so Uwe Kopf.
Die Energiebilanz habe für Beton gesprochen, da er strapazierfähiger und damit langlebiger sei. Die Fachfirma gebe zehn Jahre Garantie, die Haltbarkeit werde aber auf 30 bis 40 Jahre geschätzt. Deshalb würden Bushaltestellen nun ebenfalls in Beton ausgeführt, denn bei Asphaltbelag gebe es schon nach relativ kurzer Zeit Spurrillen.

Soll soll der Platz gestaltet werden
Die Planung sei tricky gewesen, denn die Fachleute des Tiefbauamtes grübelten auch über die Frage: „Wie bekommen wir es hin, dass Busse und Fußgänger sich verstehen?“, gibt Kopf ein Beispiel. Für die Busse werde es daher eine extra Fahrspur geben. Derzeit werde überlegt, den Bereich als Fußgängerzone auszuweisen; dann müssten auch die Busse den Fußgängern den Vortritt geben.
Und wie soll die künftige Hotellobby aussehen? Es werde verschiedene Aufenthaltsbereiche geben mit W-Lan, Trinkbrunnen und Sitzgelegenheiten „in schickem, modernem Design in Stahl-Holz-Konstruktion“, wie Kopf beschreibt. Es werde unterschiedliche Varianten – mit Armlehne bis hin zum einzelnen Hocker geben. „Werden sie unter Bäumen stehen?“, will Helmut Kohler wissen. Durchaus auch, denn es werde Baumquartiere geben.
Viel Aufwand für die Bäume
Es sei nicht damit getan, ein Loch zu buddeln und einen Baum einzusetzen, denn ein großer Baum benötige 250 bis 300 Liter Wasser am Tag, merkt Uwe Kopf an. Deshalb würden auf dem Bahnhofplatz 1,80 Meter tiefe Baumquartiere ausgehoben und mit einem ausgeklügelten, aufwändigen Bewässerungs- und Belüftungssystem ausgestattet.
Gepflanzt würden eine Eichenart sowie Gleditschie, insgesamt 32 an der Zahl, wie Peter Martin vom Tiefbauamt erläutert. Die Bäume würden zudem mit unterschiedlichen Stauden unterpflanzt. „Wann wird der erste Baum gepflanzt?“, möchte Michael Eberhardt wissen. „Sobald keine Baumaschine dagegen fahren kann“, antwortet Uwe Kopf spontan.
„Wir kämpfen noch mit den vielen Rädern“, seufzt Uwe Kopf. Schöner wäre der Platz ohne Fahrradständer. Interimsweise würde der Bahnhofplatz mit Bügeln ausgestattet, denn bis das Fahrradparkhaus gebaut sei, werde es wahrscheinlich noch bis 2028 dauern.
Kreisel ist der Dreh- und Angelpunkt
Dreh- und Angelpunkt für das Gelingen des Gesamtprojekts ist der Kreisverkehr vor dem Lago, der voraussichtlich im Frühjahr oder Sommer 2024 fertiggestellt wird. Dann werde sich auch der Verkehr entspannen, denn die Autofahrer, die aus dem Lago-Parkhaus herausfahren, können dann über den Kreisverkehr über die Bodanstraße ausfahren.

Der Clou. Für den Bau des Kreisels musste die Stadt einen Teil des Lago-Vorplatzes ankaufen. Es handelt sich dabei genau um jenen Bereich, wo jedes Jahr in der Adventszeit ein großer, geschmückter Weihnachtsbaum stand. Auf diesen will das Lago aber nicht verzichten. Deshalb ist in der Mitte des Kreisels der künftige Christbaum-Ständer schon vorbereitet. Voraussichtlich im Advent 2024 wird dann also ein geschmückter und beleuchteter Weihnachtsbaum in der Kreisel-Mitte stehen.