Aufregung am Ufer von Stromeyersdorf: Radler und Fußgänger kommen dort plötzlich nicht mehr weiter, dabei sollte an dieser Stelle doch ein neuer Übergang geschaffen werden. Sogar das Material dafür war schon angeliefert worden. Nun ist es verschwunden. Walter Rügert, Sprecher der Stadt Konstanz, schreibt auf Anfrage, der geplante Brücken-Neubau – vorgesehen war zunächst, den Bach durch ein großes, befahrbares Rohr zu leiten, und große Steinquader um dieses zu verbauen – könne nicht verwirklicht werden.

Warum? Die Umweltschutzbehörde des Landratsamts befürchte, dass Biber die künstliche Engstelle im Bach nutzen könnten, um den Graben aufzustauen. Man arbeite an einer anderen Form der Überbrückung. „Die momentane Sperrung ist eine Zwischenlösung.“ Wann diese enden wird, ist offen. Nur so viel verrät Rügert: „Die Konzeption und die Abstimmung mit den Umweltschutzbehörden ist im Gange.“

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Doch wie konnte der Stadt Konstanz überhaupt entgehen, dass am Ufer von Stromeyersdorf Biber leben? Sie selbst hatte noch im März 2020 dort Schilder aufgestellt, um Spaziergänger für das Thema der Biber im städtischen Raum zu sensibilisieren. Diese sollten mehr Rücksicht auf die Tiere und deren Lebensraum nehmen, schrieb die Stadtverwaltung damals. Dass die großen Nager im Quartier Stromeyersdorf unterwegs sind, davon zeugen auch angenagte Bäume.

Dennoch plante die Stadtverwaltung als Ersatz für die kleine, marode Fußgängerbrücke die Lösung mit dem Rohr und den Steinen. Die Steinquader seien langlebig und im Unterhalt günstig, erklärte Walter Rügert noch vor wenigen Wochen. Am Uferweg gibt es bereits eine Fußgängerbrücke aus diesem Material. Auch dort läuft der Bach durch ein Rohr, welches allerdings auffällig eng ist. Der Meister der Landschaftsgärtnerei, Klaus Lang, fragte sich schon kurz nach Weihnachten, warum eine kleine Brücke so aufwendig neu gebaut werden muss.

Vor Kurzem lagerten hier noch schwere Baumaterialien. Klaus Lang ärgerte das.
Vor Kurzem lagerten hier noch schwere Baumaterialien. Klaus Lang ärgerte das. | Bild: Claudia Rindt

Und er kritisierte, dass das tonnenschwere Material dafür – 20 Steinblöcke, Rohre und ein großer sowie ein kleiner Bagger – tagelang zwischen den Bäumen gelagert wurde. Er sagte, der Boden werde dadurch so verdichtet, dass die Pflanzen nur mit Mühe weiterwachsen könnten.

Walter Rügert erklärte damals auf Nachfrage: „Ursprünglich sollten die Baumaterialien unter Beachtung des Schutzbereichs nur kurz abgestellt werden. Offenbar wurde der Schutzbereich durch die externe Firma nicht adäquat berücksichtigt.“ Dann hätten sich die Bauarbeiten im Dezember auch noch verzögert. Rügert ging damals aber davon aus, dass die Bäume die unsanfte Behandlung gut überstehen würden.

Ratlose Radfahrer an der geschlossenen Schranke

Jetzt wird nun plötzlich doch wieder umgeplant. Für die Nutzer des Uferwegs ist das gewöhnungsbedürftig. Einige nehmen nun einen Schleichweg übers Ufer. Dort sollte sich der Mensch aber wegen der Biber gar nicht aufhalten. „Natürlicher, geschützter Uferbereich. Bitte nicht betreten“, heißt es auf einem der Schilder der Stadt Konstanz am Ufer in Stromeyersdorf. Ein Umweg führt an den Rand einer Kleingartensiedlung. Wer sein Rad dabei hat, darf dieses auf dem offiziell als Fußweg ausgeschilderten Weg nur schieben.

Und eine Sperre an der Kleingartensiedlung ist so eng, dass ein Vehikel in der Regel nicht durchpasst. Ganze Pulks von Radfahrern standen vor wenigen Tagen ratlos vor der Barriere. In Gemeinschaftsarbeit kippten sie ihre Räder und schoben sie unter einer Schranke durch. Die Kräftigen stemmten ihr Fahrrad in die Höhe und hievten es so über die Sperre.

Andreas Schneider hievt sein Rad über eine Sperre. Er muss den Umweg nehmen, weil die Brücke am Seeuferweg in Stromeyersdorf abgerissen ist.
Andreas Schneider hievt sein Rad über eine Sperre. Er muss den Umweg nehmen, weil die Brücke am Seeuferweg in Stromeyersdorf abgerissen ist. | Bild: Claudia Rindt

„Ich habe nicht damit gerechnet, dass es eine Sperre gibt“, sagt Andreas Schneider aus Ravensburg. Er berichtet, er habe sich mit Freunden nur ein wenig am Seeufer bewegen wollen und sein Rad dabei gehabt. Wer sich am Uferweg in Stromeyersdorf aufhält, sieht neben Spaziergängern zurzeit eine Menge Radfahrer, die im Sattel sitzen bleiben, bis sie an der Kleingartensiedlung auf die Sperre stoßen. Zumindest in der kalten Jahreszeit scheint es für viele üblich zu sein, mit dem Rad auf dem Weg am Ufer entlang zu fahren.

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